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ich hier zusammenfasse^ ganz aiifserordentlich grofS; docli,
wenn wir die Natur im Grofsen betrachten, dann fliefsen
diese mehr oder weniger zusammen. Ein Weidenbaum
mit der lichten, schattenarmen Krone, neben einer Buche
mit ihren zusammengedrängten Aesten und der dichten
Belaubung, und ein Lorbeer-Baum daneben, zeigen nicht
wenig Verschiedenheiten, doch, wo diese Formen als Massen
in grofsen Wäldern auftreten, da wird man weniger
auf die Umrisse des Laubes, oder auf die Form der Stämme
geben, sondern den Totaleindruck auffassen, welchen die
vereinten Massen mit ilirer schattigen Krone darbieten.
Unsere heutige Gartenkunst, die, auf einen kleinen und
beschränkten Raum, alle jene entschiedenen Contraste nachzubilden
sich bemüht, welche die Natur im Grofsen darstellt,
kann durch richtige Wahl der neben einander zu
stellenden Laubhölzer die überraschendesten Effekte hervorrufen.
Welch einen höchst interessanten Anblick gewährt
die Trauerweide, wenn sie, auf dem Abhänge eines
Hügels, dicht am Rande eines kleinen Gewässers gestellt
ist! Wie lieblich contrastirt das blendende Weifs der
Stämme von Hänge-Birken neben niederem Gehölze mit
dunkelem ausgebreiteten Laube, und die zarte Zitterpappel
neben der ehrwürdigen Eiche mit ihrem hellgrünen Laube
zur Sommerzeit! Ganz eben so ist es in der Natur im
Grofsen; tritt man aus einem dichten Laubwalde, aus einem
Buchen- oder Eichen-Walde z. B., und sieht man
am Rande desselben einige Birken, deren lang hängende
Aestchen schon von dem leisesten Winde bewegt werden,
oder jene Pappel, deren Blätter auf den zartesten Blattstielchen
fast beständig in Bewegung sind, so erkennt man
die Macht des Eindruckes, welche di^se contrastirenden
Pflanzenformen hervorrufen, erst recht deutlich.
So grofs und so mannigfach diese Verschiedenheiten
sind, welche die Laubhölzer aufzuweisen haben, so kann
man doch wenigstens folgende Hauptformen unterscheiden,
welche nicht nur von dem Latfdschcifts-Maler, sondern
hauptsächlich von dem Garten-Künstler zu beachten sind,
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welcher die auffallendsten Schönheiten der Natur in seinem
Garten nachahmen will:
Die Laubhölzer mit breiten und zarten
B l ä t t e r n gehören hauptsächlich unseren kälteren Zonen
an, ja sie sind in der kälteren Hälfte der temperirten
Zone vorherrschend, so wie die Nadelhölzer in der kalten
Zone vorherrschen. Man unterscheidet bei diesen Laubhölzern
solche mit lichten, weniger schattenreichen Kronen,
wozu Birken, Elsen, Pappeln u. s. w, gehören, ferner
solche mit unregelmäfsigen Kronen, deren Aeste weit auseinander,
nach allen Richtungen hin stehen, wie z. B. bei
der Eiche, der Linde, Ulme u. s. w., und endlich solche,
deren Kronen fast kugelrund erscheinen und durch dicht
zusammmenstehende Aeste und starke Belaubung äufserst
schattenreich sind. Die Buche, die Rofskastanie u. s. w.
gehören hiezu,
Die Laubhölzer mit dicken, lederartigen
und glänzenden Blät ter n (die sempervirenten oftmals
genannt) gehören dagegen der wärmeren Zone an, und
ebenso auch der kälteren der südlichen Hemisphäre, wärend
in der kälteren der nördlichen Hemisphäre nur einzelne
Repräsentanten dieser schönen Laubhölz.er auftreten,
wie z. B, Hex Aquifolium, Es sind die Kastanien-Wälder,
die Lorbeeren- und Oliven-Wälder, welche schon im südlichen
Europa diese Pflanzenfarm aufweisen, so dafs die
Physiognomie der südeuropäischen Vegetation so charakteristisch
verschieden von derjenigen des nördlichen Europa's
ist
Die Weidenform mit den schfenken Aesten und
dem lichten, schmalen und spitzen Laube ist eine der
auffallendsten unter den Laubhölzern; sie ist über einen
grofsen Theil der nördlichen Hemisphäre verbreitet, erreicht
aber ihr Maximum in dem kälteren Theile der tem-
S. einige specieilei-e Angaben über die Verschiedenheit der
Vegetation in der nördlichen tmd südlichen Hälfte von Europa in
einer Abliandlung von VN^iUdenow, im Magazin der Gesellschaft naturi'orschcndcr
Freunde zu Berlin. Berlin l81i. pag. 99.
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