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lindorgostalt, statt, welcher sie iingelieuero Tonnen, von
30 und 40 Fufs Höhe, bei verliältnifsiiiäfsigeni Umfange,
darstellen *). Nicht weniger in Erstannen setzen die nngeheneren
Höhen nnd llolzinassen, welche zuweilen die
Miniosen-föriuigen Gewächse, Swietenien, Ilynieneen, Caesalpinien
n. A. ni. aufzuweisen haben. Doch mit dieser
Massen-Erzeugung ist die tropische Vegetation noch nicht
erschöpft, auch die gröfste Mannigfaltigkeit und die höchste
Schönheit in den Formen der Gewächse, so wie die
äufserste Pracht in den Farben der Blumen und Annehmlichkeit
ihres Wohlgeruches, werden durch die glühenden
Strahlen der Sonne und durch die drückende Feuchtigkeit
der Atmosphäre hervorgerufen. Wie in den Wäldern unseres
Nordens die Rinde der Bäume mit schlichten Moosen
und Flechten besetzt ist, so zeigen die Stämme der
tropischen Wälder das gröfste Uebermaafs in den üppigsten
und schönsten Pflanzenformen; die herrlichsten Orchideen
sitzen in den Ritzen und Spalten der Rinde, an
der sich windende Pothos-Gewächse liinaufklimmen, deren
glänzend weifse Blumen aus dem schönen hellgrünen
Laube hervorragen. Die niedlichsten Formen von Farm
schlängeln sich an den Stämmen hinauf, wie bei uns der
Epheu, sowohl unserer wolilbekannten Gattung Polypodium
angehörig, als hauptsächlich den tropischen Gattungen
Ilymenophyllum, Trichomanes u. A. m.; oder sie sitzen,
in mehr oder weniger grofsen Büscheln, oft ganze Haufen
bildend, Avelche auf den Aesten sitzen, und auf eine
eigenthündiche Art gegen die Belaubung der Bäume contrastiren.
In den Wäldern der Philippinen ist es eine
grofse prachtvoll gestaltete Polypodiacee, welche dem Polypodium
quercifolium ähnelt, und mit den dicken hellbraun
beschuppten Wurzeln ganze grofse Flächen einzelner
Aeste bezieht; es fällt diese prachtvolle Pflanze, deren
einzelne gefiederte Wedel 2 und 3 Fufs lang werden,
um so mehr in die Augen, weil ihre Wurzelblätter, ja
') S. V. Martins Reise, III. pag. XXIX.
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selbst alle unfruchtbare Wedel mehr oder weniger hellgelb
gefärbt erscheinen, was zwischen den braunrotli gefärbten
Wurzelmassen und der dmikelgrünen Umgebung
so ganz eigenthündich contrastirt. Wo noch an den Rinden
dieser Bäume ein Plätzchen leer ist, da sitzen Flechten,
Moose und Jungermannien, ja diese I^etzteren, nicht
zufrieden mit jener Einschränkung, überziehen in den
niedliclisten Formen, deren Scliönheit oft erst das Mikroskop
zu entdecken vermag, selbst die Blätter der andern
Schmarotzer-Pflanzen. Die Blätter der Orchideen,
in den Urwäldern der Inseln des Indischen Archipel, sind
gewifs nur selten ohne diese Jungermannien zu finden,
ja selbst die Flechten und Farm werden von ihnen überzogen.
Doch nicht nur die Stämme dieser Bäume dienen einer
so üppigen Vegetation zur Grundlage, sondern hoch
in den Kronen sitzen die scharlachrothen Loranthus-Bliithen,
die glänzenden Tillandsien, Pitcarnien und ein ganzes
Heer von Schlingpflanzen, welche anfangs, in der Erde
wurzelnd, an dem Stamme und den Aesten hinaufklimmten,
später aber ihren Mutterboden verliefsen und alsdami
parasitisch fortleben. Herr von Martius hat, bei seinem
langen Aufenthalt in den Urwäldern Brasiliens, die
Lebensweise dieser sonderbaren Gewächse mit aufserordentlichem
Scharfsinne verfolgt, und seine Sdiilderung
wird jenes Naturgemälde am deutlichsten darstellen: Es
wohnt nämlich jenen Stämmen der Parasiten der sonderbare
Trieb inne, überall da, wo sie durch Berührung gereizt
werden, sich der Rinde zu entledigen, und sich über
den fremdartigen Körper nach und nach gleichmäfsig, wie
Flüssiges auszudehnen. So verfliefsen allmählig sogar die
einzelnen Aeste der Parasiten mit einander. Ist in diesem
Processe die Kraft der ursprünglichen Wurzel geschwächt
worden, so setzt sich der Stamm dadurch in's
Gleichgewicht, dafs er Luftwurzeln von oben herab zur
Reise u. s. w. III. p. XXXII.
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