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Aequator nähert, und nimmt ab, je weiter man sicli davon
entfernt. Lappland hat 500 Phaneroganien nnd 600 Cryptogaiuen,
wärend Dänemark, Avelches kleiner, aber südlicher
gelegen ist, schon 1034 Phaneroganien und-2000
cryptogaiuische GcAvächse aufzuweisen hat. Nach De Candolle
hat Frankreich schon ;35i)() Phanerogamen und 23Ö0
Cryptogamen aufzuzählen, neuerlichst sind aber, blofs aus
Osthnlieu, durch die Herbarien der Englisch-ostindischen
Conipagnic mehr als 6000 Phanerogamen bekannt geworden,
obgieicli es ganz Wcihrscheinlich ist, dafs noch mehr als
die doppelte Anzahl von Pflanzen-Arten diesem Lande
zugehörig ist. Ganz Europa hat dagegen, obgleich es so
bedeutend gröfser ist, als Ostindien, nur etwas über 7000
Phanerogamen aufzuweisen.
Es wäre höclist interessant nnd für die Pflanzen-Geograpliie
schon jetzt von der liöchsten Wichtigkeit, die Gesammtzahl
der Pflanzen-Arten zu kennen, welche die ganze
Erde bevölkern. Schon seit vielen Jahren hat man Vermuthungen
und Berechnungen über diesen Gegenstand
aufgestellt, welche aber, durch die Entdeckungen neuerer
Reisenden, als ungenügend erwiesen worden sind. Zu der
Zeit als Linnee starb, kannte inan 8000 Pflanzen-Arten,
und gegenwärtig möchten deren mehr als 66000 Arten
beschrieben sein. Die Zahl der noch unbeschriebenen, in
den Herbarien der verschiedenen Nationen sich gegenwärtig
befindenden Pflanzen, möchte sich ebenfalls noch auf
viele Tausende belaufen, so dafs die Summe der, bis jetzt
aufgefundenen Pflanzen vielleicht schon an 80000 Arten
reicht. Bedenken Avir aber, welche unermefsliche Ländermassen,
sowohl in Amerika, als in Asien, in Australien
und auf den Südsee-Inseln nocli gänzlich undurchsucht
sind; denken wir an das grofse Afrika, welches, ausgenonnnen
einige, gänzlich unfruchtbare Sand wüsten, vielleicht
eben so reich an mannigfaltigen Pflanzen-Arten ist,
wie dieses von Asien und Europa bekannt ist, so werden
wir die Zahl der, schon bekannten Pflanzen wenigstens
Aerdoppeln können, so dafs wir die Summe von 160000
Arten erhalten* Aufserdem ist es bekannt, dafs viele neuere
Reisende, welche längst durchsuchte Länder durchforscht
haben, eine so grofse Masse von neuen Pflanzen mitgebraclit
haben, dafs man darüber erstaunt und dadurch berechtigt
wird, jene, schon vorhin erhaltene Summe von
160000 Arten, noch wenigstens um den vierten Theil zu
vergröfsern, und demnach wenigstens 20(3000 Pflanzen-Arten
als eine Zahl anzunehmen, welche sich vielleicht einigermafsen
der Walirheit näheren möchte. Wird erst das Innere
Afrika's aufgeschlossen sein, und wird einst die Gebirgsmasse
Australien's durchsucht sein, dann w^erden noch
viele der wichtigsten Momente der Pflanzen-Geographie
an Klarheit gewinnen.
Wandern wir nun durch diese an Vielfältigk-eit so unermefsliche
Menge von Pflanzen, so werden wir alsbald
finden, dafs die Natur unter ähnlichen climatischen Verhältnissen
immer ähnliche, ja oftmals eben dieselben Formen
erzeugt hat. Die Naturforscher Banks und Solander,
so wie die beiden Forster's und Sparmann, welche die
beiden Weltumsegelungen unter Cook begleiteten, waren
nicht wenig erstaunt, als sie in der Gegend des Cap
Horn's eine Vegetation fanden, w^elche derjenigen unserer
nordischen Zone ähnlich war. Durchziehen wir die Pflanzendecke
der Ebenen von dem hohen Norden an, bis zur
heifsesten Zone der Erde, so werden wir, mit veränderter
Breite, eine stete Veränderung in der Pliysiognomie der
Vegetation beobachten und eben dieselbe Reihe von Veränderungen,
oft nur mehr oder weniger deutlich zu erkennen,
Averden wir wiederfinden, wenn wir in jenen heifsen
Zonen, aus der Ebene des Meeres auf die Gipfel der
höchsten Berge steigen, welche dort so oft über die Grenze
des ewigen Schnee's hinausragen. Iiier wird man in einer
kurzen Zeit alle die Climate durchwanderen, w^elche denen
des heifsen Afrika's, denen der schönen Länder, uusers
südlichen Europas und denen des eisigen Spitzbergens
entsprechen; und in eben demselben Grade, wie sich auf
diesen Bergen mit zunehmender Höhe die Veränderungen