
4 •
if
160
1111(1 westlichen Seite von Neu-Holland zu gleicher Zeit
vorkoiunie.
Die Epacriden sind ebenfalls, bis auf einige wenige
Arten, nur der südlichen Hewiisphäre eigen, und hier haben
sie Neu-Holland zu ihrem eigenthiinilichen Vaterlande,
ganz so, wie die Ericen das Cap der guten Hoffnung,
welche gleichsam nur Repräsentanten in der nördlichen
Hemisphäre haben.
Die Ericen-Bäume im südlichsten Europa, so wie in
der subtropischen Zone, wo sie auf Teneriffa in gröfster
Ueppigkeit vorkommen, zeigen, ihrem Total-Eindrucke
nacli, grofse Aeluilichkeit mit gewissen Formen der Conifereu,
doch wird ihr kleines und nadeiförmiges Laub durch
die Masse von niedlichen Blumen, welche so oft die gröfste
Farbenpracht zeigen, auf das angenehmste verziert. Schon
Herr Alexander von Humboldt verband mit den Heidekräutern
oder den Ericen die ähnlich geformten Gattungen
Passerina, Phylica, Diosma, Gnidia u. s. w., und dadurch
Avird die Ericen-Form etwas weiter verbreitet.
Bei der Gattung Protea ist das Laub meistentheils
noch so fein, wie bei einigen Coniferen, doch bei den
vielen anderen Gattungen der zahlreichen Familie der
Proteaceen, werden die Blätter mehr oder weniger breiter,
sie sind dann starr, glänzend auf der Oberfläche, und wie
bei den Banksien und Dryandren u. s. w. auf der untern
Fläche mit einem wolligen Ueberzuge bedeckt.
Auf diese Weise verschwindet in jenen Gattungen
die ursprüngliche Ericen-Form gänzlich, und es näheren
sich diese Bäume, ihrer Physiognomie nach, den Laubhölzern
mit steifen und glänzenden Blättern. Die Wälder
der Bauksien und Dryandren in Neu-Holland sind nicht
mehr schattenlos, wie die der Ericen am Cap der guten
Hoffnung, ja zuweilen ist ihr Laub breit und dicht zusammengedrängt,
und prachtvolle Blumen-Kolben erheben sich
auf der Oberfläche der Blätter-Krone, welche denen der
Myrten-Form ähnlich sind.
161
11) Die Myrten-Form.
Die Myrten-artigen Gewächse grenzen unmittelbar
an die Proteen-Form; nicht nur die äufsere Form der
Blüthen-Kolben der Banksien stimmt mit derjenigen der
Melaleucen und Metrosideren überein, sondern auch der
ganze Habitus der Belaubung, wenigstens zwischen einigen
Gattungen dieser Familien, so wie auch ihr gemeinschaftliclies
Auftreten. Die Melaleucen, welche mit ihrer der
Coniferen - Krone ähnlichen Belaubung, eine der hauptsächlichsten
Pflanzen - Formen von Neu - Holland bilden,
tragen hauptsächlich zur Darstellung des Neuholländischen
Vegetations-Charakters bei, auch sind sie diesem Lande
fast ausschliefslich eigen, denn nur Melaleuca Leueadendron
und Melaleuca Cajaputi greifen in das Gebiet der
Ericen-Form über und kommen auf der Südspitze von
Afrika zum Vorschein. Wer kennt nidit die Pracht, welche
die Melaleucen, Metrosideren, Beaufortien und Calothamnen
unserer Blumenflor verliehen haben? Aber man
stelle nur diese hohen Bäume, beladen mit scharlachrothen
Blüthenkolben, neben glänzende Banksien, neben Hackeen,
Mimosen-Formen und Casuarinen, um die Herrlichkeit einer
solchen Vegetation aufzufassen, wo jeder Baum einer
eigenthümlichen, charakteristischen Pflanzenform angehört,
welche zwar weniger lieblich sind, als die unserer hellgrünen
Laubhölzer, aber um so prachtvoller auftreten.
Die schönen Formen der Gattungen Leptospermum
und Bäckia gehören ebenfalls fast ausschliefslich der Flora
von Neu-Holland an, die ersteren gleichen ganz auffallend
unseren Myrten, die Bäckien dagegen, wie z. B. Bäckia
frutescens, welche auf der Südküste von China in grofser
Menge vorkommt, zeigt ganz eine Ericen - Form. Die
zahlreiche Gattung Myrtus, mit ihrem kleinblättrigen glänzenden
Laube, mit ihren runden Kronen und dem niedlichen
weifsen Blümchen ist in der neuen Welt vorherrschend,
doch hat sie überall in der alten Welt ihre Repräsentanten.
11
ii!!t
f..
•I ¥