
r t!
46 47
1' f
I >' 4 f
noch zu de Liic's Zeiten, die nnsichtbaren Kräfte zur Hülfe
nehmen nuifste, selbst zur Erklärung des einfaclisten Regens.
Es ist durch Dalton nachgewiesen, dafs die Atmosphäre
bei jedem Grade von Wärme ein' gewisses Maximum
von Wasserdämpfen aufzunehmen vermag, und dafs die
Ausdünstung von Flüssigkeiten in dersx;lben so lange fortdauert,
bis dieses Maxinmm der Sättigung mit Wasserdampf
eingetreten ist; und diese Verdunstung geschieht
um so schneller, je trockener die Luft ist. Wird nun die,
mit Wasserdämpfeii bis znm Maximum gesättigte Atmosphäre
erkältet, so fällt sogleich ein Theil des aufgelösten
Wassers, welcher bei dieser niederen Temperatur der Luft
über das Maximum der Capacität hinausging, zu ]3oden
und erscheint uns als Regen, als Nebel oder Wolken, als
Schnee oder Hagel u. s. w. So kehren die Wasserdünste
der Luft wieder zurück zu ihrer Ursprungs-Quelle, um
wiederum zu verdampfen und den Geschöpfen der Erde
den Aufenthalt in der AtniosphärG niöglicli und angeiielini
zu machen.
Wenn auch in unsern nordischen Gegenden die Atmosphäre
sehr liäufig das Maximum von Wasserdampf aufnimmt
und dann durch Erkältung das Wasser wieder fallen
läfst, d. h. wenn es auch bei uns sehr häufig regnet,
so ist docli die Menge des niedergefallenen Regenwassers
so gering, dafs sie, in Betracht der grofsen Menge Wassers,
welche in tropischen Gegenden niederfällt, kaum in Vergleich
zu stellen ist Zu Rom ist die mittlere jälirliche
Regenmasse gleich 33,1 pariser Zoll hoch, dagegen ist sie
zu Macao schon 63 Zoll hoch, und es giebt Jahre, wie
die von 1812 imd von 1828, wo daselbst über loo' Zoll
Regen niedergefallen ist, was an andern Orten, wie z. Ii.
ausnalunsweise zu Grenada, sogar Regel ist. Obgleich zu
Macao eme so grofse Menge Regen niederfällt, so dauert
die Regenzeit daselbst nur wärend des Sommers, man kann
sich demnach eine Vorstellung machen, in welcher Masse
dann der Regen in jenen Gegenden niederfällt.
Auch die Strömungen in der Luft, d. h. die Winde,
so wie die Strömungen in den grofsen Meeren müssen wir
hier betrachten, da sie so häufig als ursächliche Momente
für die Wanderungen der Pflanzen angegel)en werden. Wir
l)etrachten zuerst die Winde; sie wehen bald regelmäfsig
nach einer und derselben Richtung und über mehr oder weniger
weite Strecken, bald wehen sie ohne alle Ordnung,
bald hin, l)ald wieder zurück. Es sind eine Menge von
Thatsachen aufgezeichnet, nach welchen die Saamen verschiedener
Pflanzen, durch die Wirkung der Winde selbst
auf weite Strecken fortgeführt sind, und wo auf diese Weise
der Verbreitungs-Bezirk der Pflanze vergröfsert wurde.
Die Saamen der Pflanzen aus gewissen Familien, als z.B.
die der Compositae, sind mit Organen besetzt, welche denselben
zur Forttreibung durch den Wind besonders behülflich
sind; dieses sind diejenigen federartigen Bildungen,
welche unter dem Namen pappus oder Federchen u. s. w.
bekaimt sind. Es ist nicht zu bestreiten, dafs mit Hülfe
solcher federartigen Organe gewisse Saamen, besonders
durch heftige Sturmwinde auf sehr weite Strecken fortgeführt
werden können, und dafs auf diese Weise besonders
die Syngenesisten einen ausgedehnteren Verbreitungs-Bezirk
aufweisen können, ganz vorzüglich aus solchen Gegenden,
wo zur Ilerbstzeit, wenn die Saamen reif sind, regelmäfsige
Winde Iverrschen, welche mehr nach südlicheren und östlicheren
oder westlicheren Gegenden wehen, wo die Temperatur
dem Wachsthum dieser Pflanzen nicht entgegen ist.
Wir könnten einige amerikanische Pflanzen aufführen^ welche
auf diese Weise, in sehr kurzer Zeit, fast über ganz
Europa als Unkraut verbreitet sind, z. B. das Erigeron
canadensis und die Oenothera biennis, selbst die Galinsogea
parviflora, welche gegenwärtig schon weit verbreitet,
und zwar aus dem botanischen Garten zu Berlin ausgegangen
ist.
Ein wichtigeres Moment für die Verbreitung der Pflanzen
bieten die Strömungen des Wassers dar, sowohl der
Ströme oder Flüsse auf dem festen Lande, welche, oft auf
viele Hunderte von Meilen, die Saamen von gewissen Pflan