
Reis und mehrere Hirse-Arten für den ganzen Süden
und Osten von Asien, der Mays für die neue Welt und
das Sorglium vulgare, oder die Möhren-Hirse, Eleusine
coracana und Poa abessinica für Afrika.
Wir wissen nicht, unter welcher dieser Getreide-Arten
sich die erste Cultur des Menschen entwickelt hat,
wahrscheinlich aber ist es, dafs die Völker im östlichen
Asien, welche den Reis anbauten, zuerst zu festen Wohnsitzen
sich entschlossen haben, und, wie wir später sehen
w^erden, scheint der Reis auch in jenem Lande wild zu
wachsen.
Die gesittete Bildung im Abendlande ist von der Cultur
des Weitzens begleitet worden, doch ist es nicht auszumachen,
wo derselbe zuerst gebauet wurde; ohne Zweifel
kam der Ackerbau aus Aegypten nach Griechenland
und zog sich, von hier aus, segenend über ganz Europa.
Man hört beständig die Frage, wo w^ohl die Cerealien,
welche wir jetzt cultiviren, in ihrem wilden Zustande gefunden
werden, und zwar glaubend, dafs von dort aus
die Cultur habe ausgehen müssen. Indessen Beobachtungen
der neuesten Zeit möchten dieser Annahme sehr widersprechen;
Herr von Martius hat, wie wir es später
noch ausführlicher sehen werden, den Reis im Inneren von
Südamerika wild gefunden, ja er hat beobachtet, dafs die
Bewohner jener Gegenden denselben sogar einerndten,
und dennoch haben sich jene Völker niemals auf die künstliche
Cultur dieses herrlichen Gewächses eingelassen, sondern
leben noch heutigen Tages in ihrem wilden Zustande.
Es ist oftmals von sehr verschiedenen Zufälligkeiten bedingt,
dafs die Völker, in diesem, oder in jenem Lande,
bald die eine, bald die andere Nahrungs-Pflanze bauen,
*) Panlcum miliaceura, P. italicum, P. frumentaceum und Eleusine
coracana.
S. die gelehrten Untersuchungen über diesen Gegenstand in
Herrn Link's UrM'elt und das Alterthum. Berlin 1834. 2te Auflage,
pag. 400.
wenn sie daselbst auch andere, ja sogar viel vortheUhaftere
Pflanzen cultiviren könnten.
Das Vaterland unserer' Cerealien wird gewöhnlich
als unbekannt angegeben, indessen wohl mit Unrecht setzt
man, in dieser Hinsicht, zu weniges Vertrauen auf die
Beobachtungen sehr achtenswerther Reisenden. Der Spelz,
die Gerste und der Weitzen sind theils in Persien um
Hamadan, theils in Mesopotamien, an den Ufern des Eu^
phrat's wild gefunden; die Reisenden M i c h a u x u n d Olivier
haben uns diese Beobachtungen hinterlassen. Wären
uns jene Länder, welche mit die Wiege für die abendländische
Cultur waren, nicht so aufserordentlich unbekannt,
so würden wir sicherlich noch genauere Nachrichten,
über das Vorkommen unserer Getreide - Arten aus
jenen Gegenden besitzen, von wo aus sie auch, wenigstens
aller Wahrscheinlichkeit nach, zu uns gekommen sein möchten.
Herr Link***) meint, dafs die Cerealien in jenen
Ländern von so alter Cultur, verwildert sein könnten, doch
dagegen kann man mit ganz gleichem Rechte einwenden,
dafs es sich mit diesem Verwildern sehr zweifelhaft verhält,
denn, wenigstens in unseren Gegenden, verwildern
diese Cultur-Pflanzen keineswegs, und in den Tropen
habe ich, eben so wenig von einem Verwildern des
Reises oder des Mays's etwas gesehen oder gehört. Bei
uns ist es hinreichend bekannt, dafs dergleichen Cultur-
Pflanzen, wenn sie sich durch zufällige Aussaat über die
Ackerstellen hinaus verpflanzen, meistens nur ein Jahr
hindurch daselbst vorkommen, und dann wieder gänzlich
verschwinden. Demnach möchte ich nicht mehr dem Ausspruche
derjenigen beitreten, welche da meinen, dafs unsere
Cerealien gegenwärtig kein Vaterland mehr besitzen;
von einigen ist dasselbe allerdings noch unbekannt.
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Encyclop. method. Art. Botanique, T. I. p. 211.
Voyage dans Pempíre Ottoman, l'Egypte et la Perse. Paris
1807. 4to. Vol. m. pag. 460.
Die Urwelt etc. I. p. 403. I . .
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