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Zeit misratlieii sind. Gewöhnlich pflegt der Ertrag der
Kartoffeln um so ergiebiger zu sein^ wenn die Erndte des
Getreides fehl schlägt; aber schon jetzt sehen wir^ dafs
die höchste Noth bei dem Landmanne und dem armen
Menschen eintritt, wenn die Kartoffel misrathen ist, ein
Fcill, der zwar selten kommt, sich aber doch z. B. im
Sommer von 1834 an vielen trockenen Gegenden eingestellt
hat. Auf eine so entschiedene Weise hat schon jetzt
die Einführung der Kartoffel-Cultur in unsere Verhältnisse
eingegriffen, und dieses mufs, bei dem beständigen Zunehmen
der Bevölkerung, mit der auch die Anzahl der Armen
wächst, immer Jtiehr und mehr zunehmen. In Irland,
dem unglücklichen Irland, da ist die Kartoffel und Hafer-
Brod die gewöhnliche Nahrung, und würde jene einmal
misrathen, so müsten Hundert Tausende des Hungertodes
sterben. Aber wie vielfach greift auch bei uns die Kartoffel,
als Nahrungspflanze ein; aufserdem, dafs wir sie
fast täglich essen, dafs selbst in vielen Provinzen das Roggenbrod
mit Kartoffeln vermischt wird, giebt die Bereitung
des Stärkemehls, des Sago's, des Bfandwein's, des
Weines und sogar des Zuckers eine Quelle/des Unterhaltes
für Millionen. Ja Fleisch, Milch, Butter und Käse,
alles dieses kann heutigen Tages nur durch den Kartoffel-
Bau so wohlfeil erhalten werden.
Die künstliche Verbreitung der Kartoffel giebt reichen
Stoff zu belehrenden Betrachtangen, welche, speciell zu
verfolgen, liier allerdings nicht der Ort ist. Es ist sehr
auffallend zu sehen, wie eine Pflanze, welche in den kalten
Regionen der Cordillere von Südamerika zu Hause
ist, wie diese Pflanze, auf eine unbegreiflich schnelle Weise,
in so kurzer Zeit für ganze Welttheile die allgemeinste
Nahrung geworden ist. In ganz Europa, von Hammerfest
in Lappland an, unter 71^ nördlicher Breite, auf Island
mid den Färöern, wird die Kartoffel angebauet, und auf
den niedern Plateau's von Indien, in China, Japan, auf den
Südsee-Inseln und in Neu-Holland, wie auf Neu-Seeland
ist die Kartoffel-Cultur eingeführt. Jn Sachsen wird die
Kartoffel erst seit 1717 im Grofsen gebauet; in Schottland
seit 1728 und in Preufsen seit 1738^).
Aufserdem ist es bekannt, mit welchem Widerwillen
die Landleute damals, selbst bei uns, die Cultur der Kartoffel
betrieben; ja Friedrich der Grofse mufste die
Pommern mit Gewalt zur Annahme dieser grofsen Wohlthat
zwingen.
Ueber die Ausdehnung des Vaterlandes der Kartoffel
ist man leider noch nicht im Reinen; gewifs ist es, dafs
diese Pflanze, vor der Entdeckung von Amerika, in den
kälteren Regionen der Cordillere von Südamerika cultivirt
wurde, dafs sie aber den Mexicanern unbekannt war, ist
eben so gewifs. Noch heutigen Tages bildet die Kartoffel,
Papa in der alten peruanischen Sprache, die Hauptnahrung
auf der Hochebene von Peru ; und an den Ufern des
See's von Titicaca werden diese Erdfrüchte noch gegenwärtig,
ganz so wie zur Zeit der Inca's, mit der gröfsten
Sorgfalt gepflanzt, wie dieses selbst in unserem Lande
noch nicht stattfindet. Auch in Chile wurde die Kartoffel
gebauet und sie hiefs daselbst Pogni, wodurch sie von
Maglia, der wüden Kartoffel, welche nur kleine und bittere
Knollen hervorbringt, unterschieden wurde. Wäre
die Kartoffel von Chile nach Peru gewandert, so hätte sie
wahrscheinlich ihren chilenischen Namen behalten; indessen
diese Vermuthung ist nicht mehr nöthig, denn die
Kartoffel wächst sowohl in Chile, als in Peru wild, ich
selbst habe sie, auf der Cordillere dieser beiden Länder,
auf zwei verschiedenen Stellen gefunden, und Ruiz und
Pavon geben die Berge von Chancay an, wo die Kartoffel
im wilden Zustande zu finden ist.
Wie ich schön vorher bemerkt habe, so ist es ganz
gewifs, dafs die Mexicaner vor Ankunft der Europäer die
Siehe Beckmanns Grundzüge der deutschen Landwirthschaft,
1806 — J. Bants An attempt to ascertain the time of the introduction
of potatos, 1808 — Lambert, Descrlpt. of the gen. Pinus etc., Sec.
Ed. IL App. pag. 11, wo noch Montevideo, Lima und andere Oerter
als Vaterland der Kartoffel nachgewiesen sind.
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