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sie vorher mit den Blättern verbinden, und aus dieser
Masse kleine Kugeln machen, welche sie dann allmälich
verbrauchen. Jedes Kiigelchen behalten sie so lange im
Munde, als sie einen Jierben und starken Geschmack darin
empfinden; wenn dieser Geschmack aufhört, werfen sie es
weg und nehmen ein anderes.
Auffallend ist es, dafs der Gebrauch der Coca, obgleich
dieselbe in ihrem Areal so aufserordentlich geschätzt wird,
dennoch einen s^hr beschränkten Verbreitungs-Bezirk hat.
Die Cultur der Cocapflanze, welche einem Schwarzdornstrauche
am ähnlichsten erscheinen soll, wird am Rio
Iluallaga, wo sich Herr Pöppig längere Zeit hindurch aufhielt,
in den wärmeren und feuchten Abhängen, nach ungefährer
Schätzung bei 2- bis 5000 Fufs Höhe, wo noch
keine Nachtfröste herrschen, welche den Pflanzen sehr
schädlich sind, betrieben. Die Coca, welche in ganz heifsen
Gegenden gezogen wird, soll an Kraft geringer sein.
Der Anbau der Cocapflanzen geschieht auf einem, zu Ende
der nassen Jahreszeit durch Abbrennen urbar gemachten
Boden durch Aussäen der Beeren. Hiezu gräbt man nach
einer gewissen Regel Löcher in die Erde, welche etwa
9 Zoll im Geviert und 18 Zoll Tiefe haben, und in jedes
dieser Löcher wird eine Handvoll Saamenkörner geworfen,
welche man unbedeckt liegen läfst. Gegen 100 Pflänzchen
wachsen aus jeder dieser Gruben hervor, und man läfst
dieselben darin 15 bis 18 Monate stehen, bis man sie verpflanzt,
wobei man die jungen Sträucher nach regelmäfsig
verlaufenden Reihen stellt. Ableitung des Wassers, Entfernung
des Unkrautes und Aufackerung des Erdreiches
sind die Arbeiten, unter welchen die Pflege jener jungen
Pflanzungen erfolgt, wo man im ersten Jahre wohl noch
Mays dazwischen pflanzt. In Zeit von 3 bis 5 Jahren, je
nachdem der Boden ist, erfolgt die-erste Erndte, und diese
wird alle 13 bis 14 Monate wiederholt, auf grofsen Pflanzungen
soll jedoch die Erndte das ganze Jahr hindurch
fortgesetzt werden. Man hält die Blätter der Cocapflanzen
für reif und geeignet zum Trockenen, wenn sie steif ge-
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worden sind, wobei Gröfse und Farbe nichts entscheidet.
Das Einsammeln der Cocablätter geschieht durch Abstreifen,
und zum Trocknen derselben bedient man sich der
Sonnenhitze, weil, wahrscheinlich in Folge von Vorurtheilen,
die künstliche Wärme die Kraft der Blätter vermindern
soll, Behufs des Trocknens der Blätter durch die
Sonnenhitze befindet sich an jedem Wohnhause der Cocals
(d. h. der Hacienden, wo Coca cultivirt wird) eine Art
von Tenne, worauf die Arbeit vorgenommen wird. Die
getrockneten Blätter werden auf dem östlichen Abfalle des
nördlichen Peru in grofse wollene Säcke verpackt, und jeder
Ballen (Tercio genannt) wiegt frisch an 80 Pfunde, welche
durch längeres Liegen sehr bedeutend verlieren. In Hoch-
Peru, wo die Zucht der Llamas so aufserordentlich grofsartig
ist, da wird die Coca, wie die Chinarinde und fast
alle anderen Produkte des Landes, in Llamahäuten verpackt
und diese Ballen mit Coca (Cestos genannt), welche von
La Paz aus, das ganze südliche Peru versehen, sind von
Llamahäuten verfertigt und wiegen 20 bis 30 span. Pfunde.
Auf dem östlichen Abfalle von Hoch-Peru, denn im eigentlichen
Hoch-Peru wird keine Coca gebauet, dem jetzigen.
Bolivien, werden nach einer Schrift, welche über diesen
Gegenstand zu La Paz erschienen ist und von Hrn. Pöppig
benutzt wurde, jährlich gegen 40000 jener Cestos, welche
durchschnittlich eine Arrobe halten sollen, auf den Markt
gebracht, und da diese zu La Paz zwischen 6 bis 7 Piaster
gelten, so ist der Werth dieses Culturzweiges für Bolivien
gegen 2400000 bis 2800000 Piaster. Zugleich erfahren
wir aus jener Schrift, dafs in den Provinzen von Arequipa,
Moquegua und Arica, also in den niederen Gegenden auf
dem westl. Abfalle der Cordillere von Süd-Peru, etwa 40000
Arroben Coca gewonnen werden; jedoch sind die Gegenden,
wo die Coca daselbst gebauet werden soll, nicht angegeben,
und ich kenne hierüber auch durchaus gar keine Quelle.
Bei meiner Reise durch diese so äufserst trockenen Pro-
') S. Mcycn's Reise. IT., pag. 16.
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