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Kartoffel nicht cnltivirt haben, und wie man glaubt, So
ist dieselbe auch in den Gebirgen von Mexico nicht zu
Hause. Zw^ir hat Herr Schiede auf dem Feuerberge
von Orizaba eine Kartoffel, im wilden Zustande gefunden,
welche zu uns geschickt Avurde und liieselbst angepflanzt
ist; indessen von allen Seiten entstehen Zweifel, ob diese
Kartoffel wirklich das Solanum tuberosum ist, es sclieint
vielmehr gewifs zu sein, dafs es eine andere Species ist.
Obgleich nun der Verbreitungs-Bezirk der Kartoffel,
vor der Wanderuiig der Europäer, nach Amerika, durch
das Fehlen dieser Pflanze in Mexico unterbrochen wurde,
so sind doch verschiedene Quellen vorhanden, welche den
Anbau, oder vielmehr das Vorhandensein dieser Pflanze in
einigen Gegenden von Nordamerika zu beweisen scheinen,
und allem Anscheine nach, haben wir Europäer die Kartoffel
gerade aus Nordamerika erhalten.
Die Colonisten, welche im Jahre 1584 nach Virginien
gekommen sind, haben die Kartoffel daselbst gefunden^^),
und Schiffe, welche im Jahre 1586 aus der Bay
von Albemarle zurückkehrten, haben die ersten Kartoffeln
nach Irland gebracht ; demnach möchte die Geschichte,
dafs Franz Drace die Kartoffeln nach Europa gebracht hat,
so ziemlich erdichtet sein. In der Beschreibung jener
merkwürdigen Reise des englischen Korsaren, steht wenigstens
davon kein Wort, und als Drace, bei seiner Rückkehr
nach England, wo er bekanntlich in die Temse mit
seidenen Segeln, aus dem Raube der spanischen Gallone
von Manila, einfuhr, von der Königinn Elisabeth auf seinem
Schiffe mit einem Besuche beehrt wurde j da kamen
alle die Speisen und alle Früchte auf die Tafel, welche
jener Weltumsegeier mitgebracht hatte. Bei der Beschreibung
von jenem Gastmahle werden die Speisen alle genannt,
aber von der Kartoffel ist dabei nicht die Rede.
So ist der Name des Mannes verloren gegangen, welcher
Linnaea von 1829, p. 227.
S. A. V. Humboldts Neu - Spanien, III. p. 75.
S. Beckmann, Grundzüge u. s. w. p. 289.
die gröfste Wohlthat nach Europa gebracht hat. Ware
es aber Elend, wäre es Krieg mit blutigen Scldachten gewesen,
so würden alle historischen Werke jener Zeit davon
erfüllt sein. Man wundere sich niclit, dafs die Kartoffel,
nicht eben so schnell wie der Mays und die siifse
Kartoffel durch die Spanier nach Europa gebracht worden
ist, denn diese Pflanze ward auf der Westküste von Südamerika
gebauet, und die Reisen um Cap Horn dauerten
damals noch zu lange, und waren auch zu selten, um auf
diesem Wege die Kartoffel nach Europa zu senden.
Die Art der Benutzung der Kartoffel setze ich als
bekannt voraus; in ihrem Vaterlande, bei den Gebirgsbewohnern
von Südamerika, finden sich hierin noch einige
Eigenthümlichkeiten.
Unter den vielfachen Abarten, welche auch dort, in
Amerika, gezogen werden, ist eine kleine, sehr süfse Kartoffel,
hauptsäcldich zum Rösten auf Kohlen im Gebrauche.
In den Städten Puno und Chuquito, an den Ufern des
See's von Titicaca, erhält man zu jeder Tageszeit diese
gerösteten Kartoffeln vom frischen Kohlenfeuer, ebenso,
wie im südlichen Europa die gerösteten Castanien.
Eine sehr gute Methode des Aufbewahrens der Kartoffel
für spätere Zeiten besteht in jenen Gegenden, indem
man daselbst die Kartoffeln in Scheiben schneidet, imd
diese zu einer bedeutenden Härte trocknet. Auf Reisen
sind diese Scheiben sehr vortheilhaft.
Die Arum- oder Aroii's-Wurzeln.
Die.Wurzeln verschiedener Arum-Arten werden in
den heifsesten Gegenden der Tropen mit aufserordentlieher
Sorgf^t cultivirt, und sie sind in diesen Gegenden
die hauptsächlichsten Nahrungsmittel, oft noch mehr, als
es die Kartoffel, oder auch das Brod bei uns ist. Man
bauet die Arum-Wurzel in den verschiedensten Gegenden
der beiden Continente; das Arum macrorrhizon und das
Caladium esculentum fanden wir auf den Sandwichs - Inseln,
und beide Arten werden auch auf den Freundschaftsi;
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