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Binsen,nn<l fiihroii dadurcli dicso Form von oigcntliclicn Wasserpflanzcn
auch auf das trockene Land. Die Bijisenpilanzen
g-eliören zu den l'ferpflanzen, deren wir schon friilier
pag. 71 gedacht liaben; ilire schlanken blattlosen Stiele,
womit sie, gleicli einem Walde, die Ufer der stehenden
Gewässer einfassen, imponiren durch ihre zahllose Masse,
geben aber der Landschaft etwas höchst Einförmiges.
2) Die Scitamineen-Form.
In der Form der Scitamineen im weiteren Sinne ist
die der Gräser nicht zu verkennen; es herrscht eine grosse
Aehnlichkeit zwischen beiden, nur das Blatt der Scitamineen
ist meistens breiter und fleischiger geworden, und
die Blume zeigt eine Farbenpracht, welche den Gräsern
gänzlich abgeht. So wie die Gräser dem gröfsten Theile
der gesammten Mensclienzahl die tägliche Nahrung darbieten,
so sind es einige Arten der Scitamineen-Form, nämlich
die Bananen, welche den weniger cultivirten Mensclien
der tropischen Zone die gewöhnlichste Nahrung
darreiclien. Wärend der Menscli mit der, immer zunehmenden
Cultur der Cerealien die Landschaft einförmiger
maclit, wird dieselbe, durch die Anpflanzungen der Bananen
in tropisclien Gegenden, wenn auch unbewufst, von
dem rohen Indier verschönert. Wo der Naturmenscli innerhalb
der Wendekreise seine Hütte aus Bambusrohr
oder Palmblättern zusammensetzt, da pflanzt er auch einige
Stöcklinge von Bananen, und mit dieser Quelle von
Nahrung sclimückt er vorzüglich seine einfache Wohnstätte.
Man könnte die Scitamineen-Form der Gewächse in
zwei Unterabtheilungen bringen, die eine möchte die Scitamineen
im engeren Sinne umfassen, wozu die Canneen
gehören, und die andere die Musaceen, welche gleichsam
baumartige Scitamineen sind, wenn wir nur dem Total-
Eindrucke folgen, welclien diese Gewäclise in der Physiognomie
einer Gegend auf uns machen. Zu diesen Musaceen
gehören erstlich die Bananen, die herrlichen Ura-
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nieii und die prachtvollen Hcliconien und Strelitzien.
Keine andere Pflanzenform entwickelt eine solche Praclit
und Mannigfaltigkeit in der Farbe der Blüthen, als gerade
die Scitamineen, selbst die Lilien-Gewächse und die Orchideen
möchten von ihnen iihertroffen werden. Das
Blatt der Bananen und der Uranien erlangt eine so
aufserordentliche Gröfse, dafs das Parenchyra derselben
nach vollkommener Ausbildung nicht mehr zusammenhält,
es springt in mehr oder weniger regelmäfsigen Abständen
auseinander, daher auch, bei jedem grofsen Pisangbaume,
immer einige Blätter vorkonmien, welche mehr oder weniger
herabhängen und der Breite nach gespalten sind.
Welch einen herrlichen Anblick gewährt die goldrothe
Blume einer Strelitzia, in der Mitte ihrer dunkel blaugrünen
Blätter! In den dichten Wäldern der Tropen fuidet
sie sich auf feuchtem Boden, oft in der Nähe kleiner
Ge^vässer, und wird durch hohe und schlanke Farm beschattet,
welche ihr grofses und feingetheiltes Blatt beständig
in zitternder Bewegung erhalten; oder hohe Stämme
stehen daneben, deren Rinde mit einem Heer von ausgezeichneten
Sclilingpflanzen bedeckt ist, aus welchen die
grofsen glänzenden Blumen der vVroideen hindurchblicken.
Die Urania, der Form nach eine Miisa mit seitlich gestellten
Blättern, gehört zu den üppigsten und ausgezeich-,
netesten Pflanzen. Die Urania speciosa hat man von Ma-
<lagascar nach Java übergeführt und selbst in China habe
ich dieselbe angepflanzt gesehen; die Holländer nennen
diesen schilfartigen Baum den Wasserbaum, da eine
ganz enorme Masse von reinem, wasserartigen Nahrungssafte
aus dem Stamme oder den Blattstielen desselben
fliefst, wenn er angeschnitten worden ist. Ich habe eine
Pflanze der Art blühend gesehen, welche täglich vielleicht
ein ganzes Quart dünnflüssigen Honig's aus einer einzigen
Blumenscheide absonderte und Hundert-Tausenden von Insekten
durch diesen ihren Tod bereitete. Ein Riese unter
diesen Gewächsen ist die prachtvolle Urania ama-
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