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gleichen Stoffe, in den alpinen Arten jener Gattungen und
Fiimilien, verliältnifsnmfsig viel stärker entwickelt werden,
als bei denjenigen, welclie der Ebene angehören. Die
Familien der Cooipositae und der Umbellaten, so wie die
Gattung Gentiana liefern die gewöhnlichsten Alpenpflanzen,
welche sich durch gröfseren Gehalt an Mdrksamen Arznei-
Stoffen auszeicluien; in der Nähe der Schneegrenze der
Cordil.lere Siidanierika's ist gewöhnlich die gröfste Masse
von Pflanzen mit einem, mehr oder weniger wohlriechenden,
bitterlich schmeckenden Harze angefüllt, welches sich
häufig, wie bei der niedlichen Laretia acaulis Hook. (Selinum
acaule Cav.) in grofsen Massen absondert, und auf
der Oberfläche der Pflanze umherliegt. Die aufserordentlich
grofse Anzahl von kleinen syngenesistischen Gesträuchen,
welche auf der Cordillere Siidamerika's bis in die
Region der Alpen-Pflanzen hineinreichen, sind ganz aufserordentlicli
reicli an harzigen aromatischen Stoffen, und
ihre Belaubung besteht iii kleinen, harten, glänzenden und
glatten Blättern, welche nur sehr selten irgend einige Behaarung
zeigen. Die Blätter dieser Syngenesisten, so wie
ilir ganzer Stengel, sind meistens mit abgesonderten harzigen
Stoffen überzogen, was bei den geschlechtsverwandten
Arten der Ebene keineswegs in dem Maafse vorkommt.
Man hat auch, aufser der vorherrschenden Entwickelung
der Wurzel und der Blume bei den Alpen-Pflanzen
ein Verkümmern der Blätter, als allgemein vorkommende
Eigenschaft angegeben; die Blätter sollen zusammenschrumpfen
und mehr oder weniger buchtig auf ihrer Oberfläche
werden, theils soll ihr Grün verschwinden und ein unbestimmtes
Gelb an dessen Stelle treten, wobei sie zugleich
membranartig würden Auch glaubt Herr Parrot, dafs
der eigenthümliche Charakter der Alpen - Vegetation darin
bestehe, dafs die Pflanzen in ihrem ganzen Wüchse das
Bestreben zeigen, sich nicht hoch über den Boden zu erheben,
und demnach einen kurzen und starken, oder einen
S. Parrot's Reise nach dem Ararat. Berlin 1834. 2 Thle.
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gekrünunten und niederliegenden Stengel zu bilden, au welchem
Aeste, Blätter und Blüthen auffallend gedrängt Ijei
einander stehen.
Gewifs findet Vieles von dem, was hier gesagt wurde,
seine volle Bestätigung; die Alpen-Pflanzen haben etwas
aufserordentlich Charakteristisclies, so dafs man sie, selbst
in grofsen Sammlungen getrockneter Pflanzen, sogleich
herausfindet; doch alle diese charakteristischen Zeichen
kommen auch denjenigen Pflanzen zu, welche in der Ebene
hoher entsprechender Breiten, als in der Polar-Zone und
in der arktischen Zone wachsen; demnach ist es wohl nicht
die verdünnte Luft, welche das Charakteristische der Alpen
Vegetation hervorruft, sondern es ist die Wirkung
der niederen Temperatur, welche alle schnelle Entwickelung
der Blattknospe verhindert, daher die Pflanze stark
und gedrängt werden muís, wodurch aber auch ein, um
so gröfseres Auftreten der Blüthen bedingt wird. Wenn
in der arktischen Zone die Pflanzen der Polar-Zone, durch
die Eigenthümlichkeit des Küsten-Clima's, bis zum Ufer
des Meeres hinabgezogen werden, so verlieren diese alle
Eigenthümlichkeiten, welche ihnen sonst, als alpinen Pflanzen,
zukommen, besonders schwinden die verhältnifsmäfsig
grofsen Blüthen Ich glaube nicht, dafs man, aus den
Beobachtungen auf Gebirgen einer und derselben Breite,
auf die gesammte Alpen-Vegetation schliefsen darf; auf
unseren nördlichen Gebirgen der alten Welt zeichnet sich
eine grofse Menge von Alpen-Pflanzen durch verschrumpfte
und stark behaarte Blätter aus, welche weniger schön
grün gefärbt sind; es fehlen jedoch unter den Alpen-Pflanzen
eben derselben Breite keineswegs solche, welche dicke,
fleischige und unbehaarte Blätter aufzuweisen haben. Gerade
Pflanzen dieser letzteren Art kor.imen auf der chilenischen
Cordillere, selbst in den höchsten Regionen, in der
gröfsten Anzahl vor. Die Arten-reiche Gattung Calandrinia,
die Alströmerien und Oxalis - Arten, so wie die
S. auch Lessia^, 1. c, p. 291 etc.
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