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nördlichen Chile und in Peru entspricht. Die Mulineen
Amerika's werden durch die Primulaceen in Europa vertreten;
die Gattung Androsace und besonders die Aretien
bieten auf den Gebirgen Europa's häufig einen ganz ähnlichen
Anblick, Avie die Gattungen Fragosa, Bolax, Azorella,
Laretia u. s. w. in Amerika. Ueber das höchst eigenthiimliclie
gesellschaftliche Wachsthum dieser Pflanzen, habe ich
schon früher, pag. 102, ausführlich g^andelt und verweise
defshalb auf jene Stelle. Den sonderbaren Boopideen (Calycereen
Brown), schliefsen sich die Mulineen an; auch
sie sind der höchsten Region der Cordillere eigenthümlich
angehörig.
Aufserdem nenne ich die Gattungen Calandrinia, Espeletia,
Oxalis, Acaena, Nierembergia, Alstroemeria, Culcitium,
Chuquiraga und Sida, welche den gröfsten Antheil an der
Bildung der Vegetation dieser hohen Region der Cordillere
haben. Am Fufse des Feuerberges von Maipu * ) wurde
ich auf das höchste überrascht, als ich die prachtvolle und
höchst eigenthümliche Vegetation dieser Gegend erblickte.
Mehrere Oxalis-Arten, gesellig wachsend, und die rosenrothen
Blumen der Calandrinia umbellata R. et P., C. denticulata
Hook, und C. biflora n. sp. überzogen ganze Flächen
der Gegend, wie mit einem rothen Teppiche, wärend
sich die herrliche Wiese, aus Phleum Haenkii, dem Ph.
alpinum entsprechend, aus Vilfa asperifolia n. sp., Deyenzia
velutiua n. sp., Hordeum comosum u. s. w. gebildet, bis
zur Schneedecke hinzog und nur hie und da durch grofse
Felder, mit Tausenden von grofsen, gelben und violetten
Blumen des Mimulus 'und der Calceolarien unterbrochen
wurde, Uneben denen kleine und verkrüppelte Sträucher von
Adesmien mit gelbrothen Blumen, so wie kleine strauchartige
Syngenesisten auftraten.
Auch an Flechten ist die Region der Alpenkräuter
nicht arm, und diese entsprechen, selbst in den verschiedensten
Zonen der Erde, den Flechten der Polar-Zone
') Meyen's Reise I, pag. .349.
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noch mehr, als es unter den phanerogamen Pflanzen der
Fall ist; nur die Gyrophoren sind bis jetzt in den Höhen
der tropischen Gebirge noch nicht gefunden, an ihrer Stelle
aber erscheinen, auf dem Gebirge des südlichen Peru, grofse
Parmelien, welche durch ihre Form, ihr schildförmiges
Festsitzen und durch die Farbe ganz den Habitus der
Gyrophoren zeigen. Die Lecidea geographica ist auf den
gröfsten Höhen der verschiedensten Gebirge gefunden worden,
dort gewöhnlich die Vegetation schliefsend, wenn einzelne
Felsen aus der Erde hervorragen. Herr v. H7imboldt
beobachtete diese niedliche Flechte auf dem Gipfel des
Chimborazo, und Herr Schiede^) fand sie auf dem Volcan
de Orizaba, wärend auch von mir dieselben an verschiedenen,
sehr hoch gelegenen Gegenden des südlichen Peru
beobachtet w^orden ist. Die Pflanzen, welche auf dem
Gipfel des. Volcan de Orizaba die Vegetation schlössen,
gehörten nach Herrn Schiede's Beobachtung zu den Gattungen
Lupinus, Eryngium, Myosotis, Sisymbrium, Draba,
Trisetum, Avena, und vor allen war der herrliche Cnicus
nivalis zu bemerken.
II, Die Statistik der Gewächse.
Gleich im Anfange dieses Buches (pag. 4 ) habe ich
darauf aufmerksam gemacht, und es durch Beispiele bewiesen,
dafs die Anzahl der Pflanzen-Arten immer mehr
und mehr zunimmt, je mehr man sich von den Polen entfernt
und sich dem Aequator nähert; nur eine Wasserlosigkeit
oder gänzlich unfruchtbarer Boden stellen sich unüberwindlich
diesem Naturgesetze entgegen. Die wüsten Ländermassen
unter dem Aequator sind eben so arm an Pflanzen,
als sie es in unseren nordischen Gegenden sind; wo aber
die gröfsere Wärme der, dem Aequator näher gelegenen
Linnaea 1829. pag. 223.
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