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müssen, nach welchem die schaffende Natur die ganze
Pflanzenmasse über die Oberfläche der Erde vertheilt hat.
Schon diese so einfachen Resultate möchten sich aller
Vorstellung von der Verbreitung der organischen Wesen
durch Wanderungen entgegensetzen; indessen noch eine
Menge anderer Thatsachen sind vorlianden, welche durch
W^anderung der Pflanzen unmöglich zu erkHren sind. Das
Phleum alpinum, das Botrychium L^inaria und noch mehrere
andere Pflanzen, welche den bei uns wachsenden ganz
äluilicli sind, wachsen ebensowohl auf den Inseln des Feuerlandes,
obgleich sie in den dazwischen liegenden Zonen
und Regionen gänzlich fehlen. Wie sollen die Saamen
dieser Pflanzen von uns bis zu jenem entferntesten Orte
Amerika's gewandert sein? Auf den Inseln des Feuerlandes
herrsclit indessen ein ganz ähnliches Clima, wie dasjenige,
welches wir bei uns und in der subarktischen Zone
kennen gelernt haben; warum, was uns so nahe liegt,
erkennen wir nicht, dafs die Natur in diesen von einander
so entfernt liegenden Gegenden ähnliche, und sogar ganz
gleiche Gebilde hervorgerufen hat, weil die Verhältnisse
dieser Länder sich nicht nur sehr ähnlich, sondern sogar
oftmals ganz gleich zeigen. Aber in der Verbreitung der
organischen Wesen, über die Erde, ist wohl nichts leichter
zu erkennen, als das allgemeine Gesetz, dafs die Natur
u n t e r ähnlichen Verhältnissen stets ähnliche,'
oder vollkommen gleiche Geschöpfe hervorger
u f e n hat.
Wir haben im Vorhergehenden ausführlich kennen gelernt,
wie in entsprechenden Zonen und in entsprechenden
Regionen, möge es in den entlegensten Gegenden der Erde
sein, die Vegetation nicht nur ihrer Physiognomie nach die
gröfete Aehnlichkeit zeigt, sondern so häufig eine Menge
ganz ähnlicher und sogar gleicher Formen, unter ähnlichen
climatischen Verhältnissen erblickt, und es hat uns dieses
zu der unbestreitbaren Thatsache geführt, dafs sich sehr viele
Pflanzen nicht allein von einem einzigen Orte ihres Vor
kommens verbreitet haben könneij, sondern dafs sie an
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verschiedenen Stellen der Erde entstanden sein müssen.
Nehmen wir die Pflanzen aus der Region der Alpenkräuter,
welche so oft auf den Gipfeln der Gebirge entferntester
Zonen ein und dieselben sind, so werden wir mit
gröfster liestimmtheit über dieses Phänomen zur Gewifsheit
kommen. Diese Regionen der Alpenkräuter auf den
verschiedenen Gebirgen, sind wie Inseln im grofsen Luftmeere
zu betrachten; Hunderte, ja oftmals Tausende von
Meilen auseinander liegend, zeigen sie dennoch viele Pflanzen,
welche unter sich ganz gleich sind, und die meisten
Pflanzen, auf diesen verschiedenen Inseln im Luftmeere,
sind sich wenigstens aufserordentlich ähnlich. Wie sollen
diese Pflanzen von dem Gipfel des einen Gebirges zu dem
Gipfel des anderen Gebirges gekommen sein, wo gerade
ein ähnliches Clima herrsclit, wärend diese Pflanzen in der
Ebene, welche zwischen diesen Gebirgen liegt, so wie auf
den niederen Höhen derselben, durchaus gänzlich fehlen?
Ja wir wissen, dafs sehr viele von diesen Alpen-Pflanzen,
ohne besondere Vorrichtungen, nur selten in der wärmeren
Ebene wachsen wollen. Solche Vorstellungen von der
Wanderung der Pflanzen müssen demnach heutigen Tages,
bei der enormen Menge von Thatsachen^ welche uns jetzt
über das Vorkommen der Gewächse vorliegen^ ganz und
gar aufgegeben werden. Die Hypothesen früherer Zeiten^
welche in dieser Hinsicht von den gröfsten Naturforschern
ihrer Zeit ersonnen wurden^ lassen sich durch die geringe
Zahl von Beobachtungen entschuldigen, welche man damals
über diesen Zweig des Wissens gesammelt hatte.
Die Frage, ob die Natur von jeder Pflanzen-Art nur
ein Individuum, oder deren mehrere in jedem Bezirke ihres
Vorkommens gescljaffen hat, läfst sich nur durch wenige
Vermulhtingen über die Zweckmäfsigkeit, welche man überall
in demi schaö'enden Principe der Erde erblickt, beantworten;
Thatsachen sind hier nicht zur Hülfe zunehmen, und
alle die Gründe, welche man hier, gegen die Erschaffung
eines einzelnen Individuums jeder Art, aufführen kann, sind
fast dieselben^ welche man, gegen die Entstehung des gan-
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