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gen muí aufsteigen. Pflanzen, welche man in inianflöslichen
Substanzen wachsen liefs und sie mit destillirtem
Wasser begols, sind niemals zur vollkommenen Ausbildung
gelangt, wolil aber ist ein Kolilensäure - haltiges
AN'asser liinreichend, um die Pflanze vollkonunen zu ernälu
en. Iis ist bekannt, dafs eine Menge von Pflanzen,
und ganz besonders gerade die fleiscliigsten und saftreichsten,
in trockenen, oft ganz wasserlosen Gegenden wachsen,
wie z. B. die Aloe-Arten auf der südlichen Spitze
von Afrika und die grofse Menge von Cactus in den trokkenen
Gegendeii der Westküste von Südamerika; ja die
Agaven und die 70 — 80 Fufs liohen Fourcroyen, welche
auf den Felsen der hohen Cordillere M«xico's Avachsen.
Alle diese Pflanzen haben eine, im Verhältnifs zur Masse
der Pflanze, sehr kleine Wurzel und daher schlofs man
sclion frülie, dats diese Pflanzen ilire Nahrung hauptsächlich
aus der Atmosi)häre zielien. Es läfst sich jedoch
Vieles und zwar mit allem Rechte dagegen einwenden; denn
in jenen Gegenden, so trocken sie auch im Allgemeinen
sind, giebt es immer eine sogenannte nasse Jaln-eszeit, und
in dieser findet das ^Vachsthum jener Pflanzen hauptsächlich
statt, Avärend sie zur trockenen Jahreszeit mehr in
einem, dem Sonunerschlafe der Thiere ähnlichen Zustande
sicli befinden. Ganz ähnlich verhalten sich bei uns die
Flechten, Moose luid Jungermannien, welche so liäufig
auf den Baumrinden und Felsen wachsen; nur im Winter
oder im Herbste und im Frühjahr ist ihre Wachsthumsperiode,
^värend der Hitze des Sonnners sind sie verdörrt
und scheinbar todt.
So einfacli nun die Nahrung der Pflanzen ist, so zusammengesetzt
snid dennoch ihre Bestandtheile, und es
fragt sicli, woher dieselben kommen. Eine unendliche
Zahl von Beobachtungen und Untersuchungen hat man angestellt,
um diesen Gegenstand in's Reine zu bringen, ob
nämlich die Pflanze, oder ob das organische Leben überhaupt
im Stande ist, aus den einfachen Stoffen, welclie sie gewöhnlich
aufnimmt, als Wasser, Kohlensäure und atmosphäri-
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sehe Luft, alle jene fremdartigen Substanzen, welche man
in den ausgebildeten Pflanzen vorfindet, selbst zu erzeugen.
Eine Auseinandersetzung dieses Punktes gehört der
Pflanzen-Physiologie an; hier mir die Resultate, welche
dahin lauten, dafs die Pflanze allerdings viele von den
fremdartigen Beimischungen der Erde aufnimmt, dafs sie
aber auch andere Stoffe von Neuem zu erzeugen vermag.
Man hat dadurch, dafs die Pflanzenmembran keine gefärbten
Flüssigkeiten durchläfst, beweisen wollen, dafs die
Pflanzen nur reines Wasser aufzunehmen im Stande sind,
indessen dieses ist sehr unrichtig. Eine wirkliche Lösung
eines Stoffes, z. B. eines Salzes in Wasser, geht wirklich
in die Pflanzensubstanz hinein, und daher denn auch die
unbestreitbaren Thatsachen, dafs manche Pflanzen eine
gröfsere Menge von einem Salze, oder einer anderen Substanz
enthalten, wenn sie auf einem Boden wachsen, welcher
verhältnifsmäfsig mehr davon enthält, als ein anderer.
Indessen auch bei diesen Thatsachen urtheile man nicht
zu schnell. Man kann es den Pflanzen einmal nicht abspreclien,
dafs sie ein Vermögen haben um gewisse Stoffe
aus dem Boden aufzunehmen, auf welchem sie wachsen.
Man sieht in den Gräben und in den klemen Gewässern
unserer Gegenden sehr häufig Pflanzen von einer und derselben
Art, z. B. verschiedene Charen, dicht neben einander
stehen. Die eine dieser Pflanzen steht in ihrer vollkommenen
Frische, wärend die andere auf ihrer ganzen
Oberfläche, so wie auch auf der inneren Fläche der
Schläuche, mit Kalk incrustirt ist. Wäre die Kalkabsetzung
auf der äufsern Fläche dieser Pflanzen eine rein
mechanische, so müfsten offenbar alle danebenstehenden
Pflanzen in gleichem Mafse damit incrustirt sein, was aber
nicht der Fall ist; und hätten die Pflanzen nicht, wenigstens
in einem gewissen Grade das Vermögen, die einzelnen
Stoffe aus dem Boden, worauf sie wachsen, aufzunehmen
und wiederum andere abzustofsen, so wäre es auch
nicht zu erklären, wefshalb nicht alle Pflanzen in einem und
demselben Wasser gleiche Mengen von einer und derselben
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