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und unvollkommenen Gebilde, ^velche am besten einem
Zwischen-Reiche, zwisclien Pflanzen und Thieren zuzueigenen
wären, aber keineswegs wahre Tliiere sind.
M e e r e s p f l a n z e n (pliintae marinae); es sind solche,
welche im Meerwasser vorkonnuen, also überall in den
grofsen Weltmeeren. Die meisten dieser Pflanzen gehören
der unermelslich grofsen Familie der Algen an, und von
Phanerogamen kommen nur die Zosteren im Meereswasser
vor. Die Fnci sind sammtlicli nur dem Meereswasser angehörig
und bilden eine höclist eigenthiiiuliclie Gruppe
unter den Algen, welche sich sowohl durch Form, als
wie durch Struktur von den übrigen Algen unterscheidet.
Im Caspischen Meere, obgleicli lieTitigen Tages geschlossen
von dem grofsen Meere, flnden sich ebenfalls echte
Fuci. Fast alle Meerespflanzen sitzen fest auf dem Boden
des Meeres, hauptsächlich auf den felsigen und weniger
tiefen Ufern desselben; in sein- grofser Tiefe scheinen
die Fucus-Arten nicht vorzukommen, doch beläuft
sich dieselbe gewifs auf einige hundert Fufs. Zwar hat
nuui einige dergleichen Pfliinzen gemessen und sie noch
länger gefunden, ja selbst über 300 Fufs, z. B. den Fucus
pyriferus am Cap Horn, dessen Blätter 7 — 8 Fufs lang
werden; indessen dergleichen Pflanzen, >vie ich es bei den
Laminarien auf der Westküste von Südamerika gesehen
habe, Avachsen nicht in gerader Richtung von dem Grunde
aus nach der Oberfläclie des Meeres, sondern sie legen
sich mehr horizontal und können diilier, bei der aufserordentlichsten
Länge, in viel weniger tiefem Wasser Avachsen.
Die Strafse des Magalhaen's und die des la Maire
ist mit diesem riesenhaften Fucus gefüllt, und dort, in dem
kalten Wasser, scheint die wahre Zone für dieses Gewächs
zu sein, indem es daselbst aufserordentlich gedeiht; doch
scheint es, iüs würde bei demselben, durch die übermäfsige
Entwicklung der Blattsubstanz, alle Bildung der Früchte
unterdrückt. "Es ist wenigstens sehr merkwürdig, dafs
unter den vielen Reisenden, welche jene verrufene Gegend
umschifl't haben, noch Niemand die Pflanze daselbst mit
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Fructificationen gefunden hat; dagegen hat man diese an
kleinen Individuen gefunden, welche im Norden >vachsen.
Die Verbreitung dieser Pflanze geht in der neuen Welt
durch alle Zonen, von dem hohen Norden bis zum äufsersten
Ende gegen Süden; Herr Alexander von Humboldt
brachte sie zuerst aus den tropischen Gewässern, wo sie
keine solche Länge erreicht wie am Cap Horn. Auch am
Cap der guten Hoflnung kommt die Pflanze vor, doch auch
hier nicht so grofs, wie dort am Cap Horn.
Die Verbreitung der Algen-, und überhaupt der Meerespflanzen,
richtet sich weniger nach den Längen und
Breiten der Erdoberfläche, als dieses bei Landpflanzen der
Eall ist, was aber auch natürlich ist, denn das Wasser
des Meeres ist fast überall ganz gleichmäfsig gesalzen*)
und eben dieses Salzwasser ist es, Avas das Vorhandensein
dieser Meerespflanzen bedingt, ebenso, wie es bei den
Landpflanzen hauptsächlich die Wärme ist.
An den Küsten des Weltmeeres, wo die grofsen Fuci
wachsen, da bedecken diese den Meeresboden mit 'einer
undurchdringlichen Pflanzendecke, welche Millionen von
Thieren zum Aufenthalte dient. Fährt man bei ruhiger
See über solche Gegenden hin, dann geniefst man den
herrlichen Anblick, welchen jene submarinen Wiesen und
eigenthümlichen Wälder dem Auge darbieten, deren Mannigfaltigkeit
und Pracht durch hochstämmige Corallen, aus
den Gattungen Isis, Gorgonia und Antipates, oder durch
mannigfaches Farbenspiel der ausgedehnten Madreporen-
Massen verschönert wird. Scharlachrothe See-Anemonen,
goldrothe Actineen und mannigfach gefärbte Corallen blicken
dazwischen hervor. Zur Zeit der Ebbe kommen diese
Gewächse meistens dicht an die Oberfläche, oft werden
sie auch ganz blofsgelegt und fangen an zu vertrocknen,
bis dafs die Fluth das Wasser wieder zurückbringt und
die welken Pflanzen wieder erfrischt. Wenn aber das Meer
in Aufruhr geräth, wenn sich die hohen Wellen gegen die
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') S. Meycn's Reise etc. II. p. 412.