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(der Platano de Pepita), welche eine anfsorordentlicho
Menge von grofsen Saamenkörnern enthält und defshalb
denn auch weniger zum Essen geschätzt wird
Finlayson hat über das Vorkommen der cultivirten
Musa mit vollkommenen Saamen am ausführlichsten
gesprochen; er fand auf der Insel Ubi, an der Küste Hinter
Indiens, eine wildwachsende Musa, deren Früchte mit
Saamen gefüllt waren, und hielt dieselbe mit Musa sapientum
für identisch. Die Frucht hatte, im Verhältnifs
zur cultivirten Bananen - Frucht nur sehr weniges efsbares
Mark. Der Platano de Pepita, welchen ich auf Lugon
gefunden habe, der eine beständige Varietät ist, welche man
durch Stecklinge fortpflanzt, hat zwar eine sehr grofse
Menge Saamen, indessen die fleischige Substanz dieser
Früchte ist recht wohlschmeckend.
Die Zubereitung der Bananen ist unendlich vielfach;
am gewöhnlichsten ifst man die reife Frucht roh, nachdem
ihre dicke Fruchthülle abgezogen ist, was sich ganz
leicht bewerkstelligen läfst. Auch geröstet innerhalb der
Fruchthüllen, wird sie häufig gegessen, aber sehr angenehm
schmeckt sie mit Butter gebraten. Man kann nicht läugnen,
dafs die Banane, obgleich man sehr viel davon essen
kann, zu den sehr nahrhaften Früchten gehört.
Die schönen Pisang-Pflanzen, welche den ländlichen
Wohnungen in tropischen Gegenden eine eigenthümliche
Zierde geben, sind noch in mehrfacher Hinsieht den Bewohnern
jener Gegenden nützlich. Das Blatt der Pisang-
Pflanze dient den Indianern als Tischtuch und als Teller;
bei jedem Essen geht er vorher einige Schritte und bricht
die nöthigen Blätter ab. Wenn der Indianer ein Thier, in
erhitzten Gruben, in der Erde bratet, dann hat er es vorher
in Pisang-Blätter eingehüllt. Gegen den Sonnenschein
und zum Abwehren der lästigen Insekten gebraucht der
Indianer ebenfalls das schöne Pisangblatt.
Man vergleiche hierzu Förster de plantis esculentis pag. 31,
welcher diese Varietät Musa granulosa nennt.
Journal of the Voyage to Siam. Lond. 1826. p, 86.
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Einen weit gröfseren Nutzen gewähren die Pisang-
Pflanzen durch die Festigkeit ihrer Fasern, welche zur
Bereitung von Hanf, Flachs und noch feineren Fäden benutzt
werden. Schon ist der Hanf von Manila, die Avaca
der Tagalen, ein wichtiger Gewerbszweig für die Bewohner
der Philippinen, denn bereits sind schon ganze Schiffsladungen
desselben zu uns nach Europa gekommen, und
das Tauwerk von Manila, womit sich dort jedes Schiff
versieht, ist von ausgezeichneter Güte.
A n me rk. Da der Stamm der Pisang-Pflanze weicher ist, als
der Stengel der Hanf-Pflanze, so geschieht die Bereitung dieses Hanfes
viel schneller und leichter, als die des europäischen Hanfs. Die
Pasern, welche in den äufsersten Schichten des Stammes liegen, sind
gröber, und werden zur Bereitung von Tauwerk angewendet; die
der inneren Schichten sind dagegen viel feiner, und man verfertigt
aus ihnen sehr verschiedenartige Zeuge, welche, den Bewohnern der
Philippinen z. B. zur Kleidung dienen. Die Bewohner der Sandwichs
Inseln verfertigen ihre vortrefflichen Angelschnüre aus diesen
Fasern. Die feinsten Avaca-Fäden verwebt man auf Lugon mit
Seide und erhält hierdurch ein äufserst geschätztes Zeug, welches
der Pina ähnlich ist und auch an Kostbarkeit dem letzteren gleichkommt.
Die Pisang-Stämme erhalten eine Höhe von 7 und 8 Fufs,
und die Fasern, welche ununterbrochen durch dieselben verlaufen,
und, nach der bekannten Zubereitung durch Fäulnifs, die Avaca liefern,
zeigen dann eben dieselbe Länge, wodurch der beste europäische
Hanf übertroffen wird. Die Avaca ist aber auch, bei gleicher
Masse viel stärker als unser europäischer Hanf.
So ist die Pisang-Cultur eine der wichtigsten für
alle Völker der Tropen, und eben weil diese Pflanzen,
welche ihnen ein Hauptnahrungsmittel geben, so zu sagen
von selbst wachsen, ohne dafs sich der Indier dabei zu
quälen braucht, so hat man wohl geglaubt, dafs eben diese
ergiebige Frucht es ist, welche die Trägheit der Indianer
erlaubt oder wohl sogar befördert. Ich glaube nicht, dafs
diese Ansicht richtig ist; ein Mensch, dessen Ideenkreis
beschränkt ist, hat auch keine Arbeit zur Zerstreuung
nöthig, man unterrichte aber diesen armen Indier, und er
wird gewifs eine eben so grofse Thätigkeit zeigen, wie
man sie an den Weifsen zu sehen gewohnt ist. —
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