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solcK einer Landschaft mit der wogenden Fläche einer
grünen Saatflur unseres Vaterlandes.
Die schönsten Maguey-Pflanzungen sind die von Toluca
und in der Ebene von Cholula, wo sie in geraden
Reihen neben einander gepflanzt sind. Hier kommt die
Maguey-Pflanze schon in Zeit von 8 Jahren zur Bliithenentvvickelungv
nnd in dieser Periode wird der Saft der
Pflanze gesammelt, welcher später durch Gährung den
Pulque giebt- Der Landmann erkennt den Beginn der
Entwickelung des Bliithenschaftes daran, dafs sich plötzlich
die Wurzelblätter erheben, welche früher mehr horizontal
auf der Erde lagen ; alle Tage durchläuft der Landmann
die Maguey-Pflanzungen, um ja nicht den Zeitpunkt
zu übersehen, wenn die Pflanze die Entwickelung dès Blüthenschaftes
beginnt. Hat man aber an einer Pflanze den
Zeitpunkt erkannt, so schneidet: man die Büschel von Centralblättern
ab, erweitert die Wunde etwas und bedeckt
sie mit den aufgerichteten Seitenblättern/ welche man zusammenknüpft.
In diese Wunde ergiefst sich nun der
Saft, welcher zur Bildung des gewaltigen " Blümenschaftes
dienen sollte; zwei bis drei Monate iMig hält diese starke
Saftabsonderung an, und täglich wird derselbe dreimal
ausgeschöpft. Gewöhnlich gi^bt die Pflanze täglich 200
Cubik-Zoll Saft, also gegen 3 Preûfsische Quart, wovon
I des Morgens, f um Mittag uiid f Abends um 6 t5hr
abgeschöpft werden. Ja eine sehr kräftige Pflanze soll
bis 375 Cubik-Zoll Saft geben, also meliï als 7 Gallons
mid 2war 4 bis 5 Monate lang, unünterbrocheil fort. Sehr
bemerkenswefth ist es dabei, dafs diese Pflanzen auf dem
dürrsten Boden wachsen, welcher oft kaum mit Humus
bedeckt ist.
So wie bei deni Weine, so ist auch der Ertrag der
Magney-Pflanze sehr ungleich, gewöhnlich hat die Masse
Pulque, welche der Landmann an einem Tage gewinnt,
einen Wertli von 10 bis 12 SouS, und 150 Bouteillen
reclniet man auf eine Maguey. Ungeheuere Capitalien
stecken in den Maguey-Pflanzungen von Mexico, doch
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mufs man Geduld und Muth haben, um sich dergleichen
Pflanzungen anzulegen, denn erst nach 15 Jahren werden
sie im Allgemeinen gewinnreich. Die Maguey-Pflanze,
welche nach der Darreichung ihres Saftes erschöpft ist,
stirbt ab, aber Hunderte von Schöfslingen treiben alsdann
aus der Wurzel.
„Der Honig oder Agaven-Saft," sagt Herr von Humboldt^*)?
j^ist angenehm säuerlich. Wegen des Zuckers
und Schleims, den er enthält, kommt er leicht in Gährung,
und um diese zu beschleunigen, giefst man noch
ein wenig alten, saueren Pulque hinzu. So geht die Operation
in 3 bis 4 Tagen vorüber. Das Getränk gleicht
alsdann dem Cider und hat einen äufserst unangenehmen
Geruch, wie von faulem Fleische." Indessen wenn einmal
der Widerwille gegen diesen Geruch des Pulque überwunden
ist, dann ziehen.ihn die Fremden allen übrigen
Getränken vor, indem er sehr stärkend und nahrhaft sein
soll. Der Pulque zu Hocotitlan, nördlich von Toluca,
fast so hoch gelegen als der Nevado de Toluca, soll ganz
besonders vorzüglich sein.
Man wird die hohe Wichtigkeit der Maguey-Cultur
für den Staatshaushalt erst dann erkennen, wenn man erfährt,
dafs die Einfuhrgebühren für den Pulque im J. 1793,
allein für die Städte Mexico, Puebla und Toluca 817,739
Piaster betrugen, eine Summe, welche gleich 3,800,000
Franken ist.
Aus dem Safte der Maguey - Pflanze wird auch ein
starker Brandwein, Mexical oder Arguadiente de Maguey
bereitet; doch ist dieses eine andere Species, nämlich
Agave Potatorum Zucc. welche dazu gebraucht wird.
Aufserdem dafs die Maguey-Pflanze den mexicanischen
Wein liefert, geben ihre Blätter den festesten Hanf,
welchen man kennt, und sogar eine Masse, welche die
Stelle des Papiers, aus dem Papierschilf der Alten, ver-^
1. c. p. 99.
Nova Acta Acad. G. L. G. Tom. XVi. P. II. 'p. 675.
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