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hei meinem kurzen Aiifentlualte daselbst habe ich keine
Befarien gefunden ^ ja nicht einmal Escallonien, doch
/Aveifle ich nicht ^ dafs diese interessanten Cordilleren-
Pflanzen daselbst vorkommen. Auf diesem berühmten
Plateau von Chuquito^ fehlt, wie ich es schon oftmals in
diesem Werke gesagt habe, alle Baumvegetation, obgleich
in Sträuchern und Kräutern daselbst eine grofse Ueppigkeit
herrscht. Der Ackerbau der Eingebornen beschränkte
sich früher blofs auf die Quinoa und auf die Kartoffel,
gegenwärtig wird daselbst aber auch Roggen, Gerste und
Hafer gebauet, doch wird nur der Hafer reif, die Gerste
schon seltener und der Roggen wird nur zu Griinfutter
benutzt. Ausführlichere Nachrichten sind hierüber in meiner
Reisebeschreibung Bd. 1. p. 403 u. s. w. zu finden.
An den Ufern des See's findet man oftmals die ausgezeichnetste
Vegetation; prachtvolle Cassien, hohe Celsien, Gnaphalien,
Calceolarien und Loasen mit aufs er ordentlich grofsen
Blumen und stachligen Blättern treten hier in sehr
grofser Menge auf. Discarien treten hier als hohe Sträucher
auf, und schöne Cactus, sowohl Cereen als Pereskien
standen an den Abhängen der Hügel und waren über
und über mit Blüthen bedeckt. Ein schöner Rasen von
zahlreichen neuen Gräsern, überzog die Hügel dieser Alpengegend
und dichter Wald von Binsen fafste die Ufer
des grofsen See's ein.
Auf den europäischen Gebirgen, welche schon so
häufig Gegenstand specieller pflanzengeographischer Untersuchung
gewesen sind, ist das Auftreten der Alpenrosen,
dicht unter der Region der Alpenkräuter, ganz allgemein,
und ich bemerke nur noch, dafs in ihrer Gesellschaft, als
charakteristisch, die Vaccinien, Andromeda, Ledum palustre
und dergleiclien kleine Sträucher mit harten und glänzenden
Blättern erscheinen.
Auf dem Aetna wird die Alpenrose, nach Herrn Philippi^
s Beobachtung, gleichsam durch Astragalus siculus
ersetzt, welcher in der entsprechenden Region zwischen
3200—7500, besonders in der letztern Höhe die vorherr-
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schendste Pflanze ist. Es bildet diese Pflanze dichte halbkugelichte
Rasen, von 5 Fufs im Durchmesser und Fufs
Höhe, etwas Aehnliches, wie das Auftreten mancher Kräuter
in der Alpenregion der Cordillere.
8) Die Region der Alpen-Kräuter.
Die Region der Alpen-Kräuter beginnt auf den Höhen
der verschiedenen Gebirge mit der oberen Grenze
der Gesträuche und erstreckt sich bis zum ewigen Schnee,
welcher die Grenze aller Vegetation ist. Es entspricht
diese Region der Vegetation der Polar-Zone, welche sich
von der nördlichen Grenze aller Vegetation, bis zur Grenze
der Gesträuche und der baumartigen Vegetation erstreckt,
die wir ungefähr im 72sten Grade der nördlichen Breite
festgesetzt haben. Die mittlere jährliche Temperatur der
Polar-Zone liegt tief unter dem Gefrierpunkte des Wassers,
die der Region der Alpenkräuter ist dagegen weit
höher, ja sogar 3 bis C. über dem Gefrierpunkte, und
dennoch, wie wir es schon früher (pag. 20) durch Beispiele
Bachgewiesen haben, ist die Vegetation im den kälteren
Gegenden oftmals weit üppiger, als in den Höhen
der Gebirge, wo die Temperatur des Jahres höher steht.
Es ist dieses am deutlichsten durch den Anbau der Getreide
Arten nachzuweisen, welcher weit höher nach den
Polen zu hinatifgeht, als nach den entsprechenden Regionen
der Gebirge, und zwar ist diese ganze Erscheiinung
durch die, verhältnifsmäfsig niedere Temperatur der Sommerzeit
auf den Höhen der Gebirge zu erklären, worüber
gleich im Anfange dieses Buches ausführlicher gesprochen
worden ist. Auf solchen Gebirgen hingegen, w^elche grofse,
ausgedehnte Plateau's in ihren Höhen bilden, da zeigt sich
auch die mittlere Sommerw^ärme liöher, als sie gewöhnlich
am Abhänge der Berge in gleicher Höhe statt findet .
Man bezeichnet die Gewächse, welche in der höchsten
Region der Gebirge, bis zur ewigen Schneegrenze hin, vorkommen,
im Allgemeinen mit dem Namen der Alpenkräui
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