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Auf den nahe gelegenen Bergen bei Rio de Janeiro, sah
ich die ersten schlanken Baumfarrn genau zwischen lüOO
und 1100 Fufs Höhe auftreten, und auf dem Gebirge der
Insel Manila erschienen diese schlanken Stämme in der
Höhe von 1200 Fufs, dagegen die strauchartigen Arten
schon lange vorher, ja schon ia 3- und 400 Fufs Höhe
vorkamen. Auf den Siidsee-Inseln der tropischen Zone
sind es die prachtvollen Laubhölzer aus den Familien der
Urticeen, v^^elche mit grofsen, halbbehaarten Blättern auftreten
und den Bewolinern jener Gegenden die Stoffe zu
ihren Kleidungen geben, als die Gattungen Broussonetia,
Artocarpus, Böhmeria, Neraudia u. s. w. In Indien aber,
wie auf den Inseln des indischen Arcliipels, treten die zahlreichen
Arten der Gattung Ficus auf, hier gleichsam die,
vorhin genannten Gattungen eben derselben Familie vertretend.
Die meisten Arten dieser Gattung gehören den
niedriger gelegenen Wäldern an, ihren gemeinschaftlichen
Charakter, sagt Herr Reinwardt, bilden: das Geschlossene
und Dunkele, die Dichtigkeit und Höhe der Waldung, die
feuchte dumpfige Luft, die diese einschliefst, die ungeheuere
Dicke, unregelmäfsige Gestalt und weite Verzweigung, dann
der offenbar ungemein schnelle Wuchs und die weiche, oft
schwammige Holzsubstanz der Stämme, die grofse Verschiedenheit
der Parasiten und windenden Pflanzen, die sich
aus jenen Stämmen nähren, der hohe, lockere, feuchte
Moderboden, die Menge der Quadrumanen, welche schreiend
über die hohen Zweige springen und das zahlreiche bunte
Chor der Vögel, die das Dickicjit beleben. Nur wenige
Feigen-Arten, namentlich die verscliieden- und gelbblättrigen
niedrigeren, erheben sich mit immer verkleinerter
Gestalt zu einer gröfseren Höhe der Berge. Das Untergehölz
dieser Feigenwälder wird durch Sträucher, Stauden
und Kräuter aus den Gattungen: Grevia, Elaeocarpus,
Phyllanthus, Ruellia, Justitia, Dimocarpus, Solanum u. s. w.
gebildet, und einige Gewächse mit Dracaenen-Form, als
*) S. Rein-wardt 1. c. pag. 10.
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Dracaena termiiialis und ähnliche, wie eine grofse Menge
von Aroideen und Orchideen, Cissus-Arten und Pfeffer^
Gewächse, so wie wilde Bananen-Arten dienen den Reitz
der Schönheit dieser Waldungen zu erhöhen. In der neuen
Welt gehört die überaus zahlreiche Gattung der Melastomen
gerade dieser Region der Baumfarrn an, ihr prachtvolles,
glänzendes Laub, und die grofsen violetten und blauen
Blumen geben diesen hohen Bäumen ein überaus schönes
Ansehen; ihrer gröfsten Artenzahl nach herrschen sie in
Amerika, aber auch in Indien, im südlichen China und auf
den Inseln des indischen Archipels, treten sie auf niclit nur
als Sträucher, sondern auch als hochstämmige Bäume.
Herr Alexander v. Humboldt nennt noch für die Cordillere
Südamerika's, als dieser Zone eigenthiimlich angehörig, die
strauchartige Bocconia, vielfarbige Alstroemerien und baumartige
Passifloren, welche so hoch und dick wie unsere
Eichen sind. Aufserdem gehören der Region der Farm
auch mehrere schlanke und rohrartige Palmen an, als
Kunthia montana, Oreodoxa montana, Chamaedorea gracilis,
Martinezia caryotaefolia, welche jedoch weniger charakteristische
Formen zeigen, als dieses den übrigen Palmen
eigen ist, deren Vorkommen wir schon früher auseinandergesetzt
haben.
Merkwürdig für die peruanische Cordillere ist, dafs
schon in dieser Region mehrere Calceolarien auftreten, welche
den höheren Regionen in den südlicheren Zonen des
südamerikanischen Continents zugehörig sind.
3) Die Region der Myrten- und Lorbeer-artigen Gewächse.
Die dritte Region in den Gebirgen der heifsen Zone
entspricht der subtropischen Zone, wo Myrten, Magnolien,
Camellien, überhaupt Laubhölzer mit glänzenden Blättern
vorherrschen, so wie auch die Proteen, die Eucalypten^
Acacien und Ericen ihr Maximum daselbst zeigen. Unter
dem Aequator beginnt diese Region, welche ich die
der Myrten - artigen Gewächse und der Laurinen nennen
möchte, in einer Höhe von 3800 — 3900 Fufs, und erstreckt
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