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hen beladen mit diesem Thee durch die Wüste Gobi. In
friilieren Zeiten war es ganz gewöhnlich, dafs der Thee
sowohl in China, wie auch in Japan aus den gepulverten
Blättern gekocht wurde.
Die älteste bis jetzt bekannte Schrift, in welcher
von einem Europäer über den Thee geschrieben ist, soll
die Historia indica von Maffei sein, welche ^589 zn
Leyden erschien; doch soll der erste Thee erst 1610
durch holländische Kaufleute nach Europa gebracht worden
sein. Schon im Jc^lire 1660 wurde der Verkauf
des Theegetränk's durch eine Parlamentsacte mit einer
Steuer belegt. Auch liaben schon im Jahre 1638 Gesandte
von Moskow den Thee, als Geschenke an den Czar mitgebracht.
Nachdem wir nun die Anpflanzung, die Bereitung
mid Verbreitung der Theepflanze kennen gelernt haben,
gehen wir zur Betrachtung der ungeheuren Masse über,
welche von dieser Nutzpflanze jährlich producirt und consumirt
wird. Wir wissen, dafs gegenwärtig in England
eine so grofse Summe Thee verbraucht wird, dafs auf jeden
Bewolmer mehr als Pfund jährlich zu rechnen
ist; sicherlich ist aber der Verbrauch des Thee's in China
noch gröfser, denn, wer es haben kann, der trinkt den
ganzen Tag über Thee. Indessen rechnen wir auch nur
die Masse von Pfund für jeden Kopf, so käme bei einer
Bevölkerung des chinesischen Reiches von, wenigstens
200 Millionen Menschen, die ungeheuere Summe von
300 Millionen Pfunden zum Vorschein. Beachten wir indessen
auch den Gebrauch des Thee's in Japan, in Cochin-
China, und den angrenzenden Staaten, so möchte vielleicht
eine Summe von 450 Millionen dieses getrockneten Krautes
für den ganzen Osten von Asien sicherlich nicht zu
hoch sein. Man bedenke nun die Masse von frischen
Blättern und die Zahl der Hände, welche zur Bereitung
sclie Forschung über die Verbreitung der Theecultur, m dessen Geographie
von Asien IL
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dieser Unmasse von Thee nöthig sind! Von welcher hohen
Bedeutung ist demnach der Ackerbau in China und Japan,
blofs für diesen einzigen Zweig betrachtet.
Die Menge von Thee, welche China jährlich nach dem
Auslande verhandelt, kennen wir allerdings noch nicht mit
gehöriger Genauigkeit, wohl aber die Massen, welche nach
Europa und den europäischen Colonicen eingeführt werden.
Ich habe nach genauen Quellen die ganze Menge von Thee,
welche durch Europäer aus dem Hafen von Cantón ausgeführt
wird, zu 45,000000 Pfd. für die Jahre bis 1830
berechnet; hiezu kommt noch der Thee, w^elcher auf
dem Karavanenwege nach Rufsland geführt wird, welcher
im Jahre 1830 nicht mehr als 5,405990 preufs. Pfunde
betragen haben soll.
Die grofse Menge von Thee, womit China auf dem
Landwege die indischen Reiche versieht, ist leider nicht
bekannt, auch fehlen alle Thatsachen, um dieselbe auch
nur annäherend zu schätzen; doch mufs, nach verschiedenen
Nachrichten zu urtheilen, der Verbrauch des Thee's daselbst
sehr grofs sein. In ganz Tübet und in Nepal ist
der Thee das gewöhnliche Getränk, mit welchem man die
Nahrungsmittel verzehret. Abstrahiren wir aber ganz von
der Menge Thee, welche auf diesem Landwege nach Indien
geführt wird, so kommen dennoch schon 50000000 Pfunde,
von den getrockneten Blättern jener Pflanze, ganz allein
nach Europa und dessen Colonieen, wofür dem chinesischen
Lande eine Summe Geldes von ungefähr 18,000000
preufs. Thalern zuñiefst, denn im Durchschnitte werden
die Thee-Sorten zu Cantón mit ~ Piaster für das Pfund
bezahlt. Wir haben indessen schon gesehen, auf welchem
höchst sonderbaren Wege diese ganze Masse von
Geld dem chinesischen Reiche wieder entzogen wird, doch
fliefst dieses Geld leider in andere Hände, so dafs Europa
durch den Gebrauch des Thee^'s dennoch immer einen bedeutenden
Geldverlust erleidet.
S. meine Reise um die Erde, Bd. IT. pag. 382 u. s. w.
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