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gen, doch fand ich daselbst überall in den Höhen dieser
Region eine solche Vegetationslosigkeit, dafs man nicht
einmal den tropischen Charakter wiedererkennen konnte.
Hohe candelaberförmige Cacten, der Schinus Molle, eine
Menge von Mimosen, von Bignoniaceen, Loranthen nnd
hauptsächlich Solaneen und einige schöne Gräser und Cyperoideen
waren es, welche in wasserreichen Gegenden
auftraten; wärend diclit daneben alle Spur von Vegetation
fehlte.
4) Die Region der immergrünen Laubhölzer.
Die vierte Region in den Gebirgen der heifsen Zone
ist die der immergriinenden Laubhölzer; sie beginnt ungefähr
in der Höhe von 5700 Fufs und geht bis iiber 7600
Fufs Höhe hinaus. Das angenehmste Clima, eine mittlere
Temperatur von 16 — 17® Cels, und gröfserer Reichthum
Ich mache hier gelegentlich die Benierlung, dafs die Darstelhing
der GeLIrgs - Vegetation nach den verschiedenen Regionen, an
diesem Orte keineswegs so ausführlich zu erwarten ist, wie dieses
wohl in einer specIeUen Untersuchung irgend eines Gebirges geliefert
werden kann. Hier kann der Charakter der Vegetation, für die verschiedenen
Regionen, nur durch einzelne Hauptzüge angedeutet werden,
um dadurch auf die Uebereinstimmungmit derselben Inden entsprechenden
Zonen aufmerksam zu machen, wo wir den Gegenstand
stets ausführlicher beliandelt haben. Die gröfste Schwierigkeit zeigt
sich jedoch in dem Mangel an Material, welches zu dieser Arbeit
benutzt werden konnte; spätere Reisende werden hoffentlich immer
mehr und mehr auf die Physiognomie der Vegetation Rücksicht nehmen,
und dann wird einst eine genauere Schilderung dieser verschiedenen
Regionen für die ganze Erde möglich werden. Auch ist es
nicht zu verkennen, dafs bei die.ser Art der Darstellung der Geblrgsfloren,
indem man die entsprechenden Regionen verschiedener Zonen
stets neben einander zu stellen sucht, die Einsicht in die Veränderungen,
welche die Vegetation eines Gebirges mit steigender Höhe
aufzuweisen hat, thellweise verloren geht, und dafs diese nur durch
eine speclelle Schilderung eines einzelnen Gebirges erlangt werden
kann. In dieser letzteren Hinsicht kann ich nur auf die schönen
und auspzeichneten Arbeiten aufmerksam machen, welche die Vegetation
einzelner Gebirge speciell behandelt haben, und in unserem
W e r k e schon so oft benutzt worden sind.
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an Wasser pflegen diese Region von immergrünenden Bäumen
zu verherrlichen, welche der wärmeren temperirten
Zone, also der Vegetation des südlichsten Europa's entspricht.
Im südlichen Europa, wie im nördlichen Afrika
bilden, wie wir es früher, pag. 225, ausführlich nachgewiesen
haben, die sempervirenten Gewächse den Charakter der
Vegetation, und hier erscheint unser Lorbeer, gleichsam
diese zahlreiche Familie der heifsen Zone repräsentirend.
Auf den Gebirgen der Insel Java steigen die Lorbeer-
Wälder bis zu 7000 Fufs Höhe, und über diese hinaus
bemerkt' man erst, dafs die Bäume nicht mehr ihre gewöhnliche
Gröfse und Pracht zeigen. Eine grofse Menge von
Lorbeeren erscheint auf den tropischen Gebirgen schon in
der Region der Farrnbäume, ja einige sind selbst in der
Ebene zu finden. So wie in der vorhergehenden Region
eine ganze Menge von Laubhölzern mit festen und glänzenden
Blättern, als Melastomen und Eichen auftraten, so
fehlt es auch hier keineswegs an diesen Gewächsen. In
der Cordillere des nördlichen Südamerika's erscheinen die
Eichen^) meist in einer Höhe von beinahe 5000 Fufs; auf
den Gebirgen der Philippinen aber, habe ich die grofsen Eichen
mit glänzenden, schönen und ausgezackten Blättern schon
in einer Höhe von 14 — 1500 Fufs beobachtet. Auf den
Gebirgen Mexico's, an der Grenze der heifsen Zone, also
in der tropischen Zone, nach unserer Eintheilimg, da erscheinen
sie ebenfalls noch innerhalb der zweiten Region,
welche aber der subtropischen Zone entspricht. Diese
Eichen allein, sagt Herr Alexander v. Humboldt, bieten
dem Bewohner der Tropen bisweilen ein schwaches Bild
vom Erwachen der Natur im wiederkehrenden Frühlinge
dar; denn sie verlieren durch Dürre alle Blätter auf einmal,
und das jinige frische Grün der neuen Schöfslinge
contrastirt dann in der eintretenden Regenzeit sehr angenehm
mit den vielfarbigen Blüthen des Epidendrums, dessen
Wurzeln die schwarzen rissigen Eichenäste dicht umschlin-
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•f.
S. Ai V. Humboldt Naturgemälde u. s, w. pag. Ii
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