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Das Gambir-Extract.
Ein ganz ähnlicher Luxus - Artikel, wie der Betel,
wird gegenwärtig, in einigen Gegenden von Indien, von
Jalir zu Jahr mit gröfserer Vorliebe aufgenommen; ich
meine hiemit das Gambir-Extract.
Die Pflanzen, welche das Gambir-Extract geben, sind
Nauclea Gambir und N. aculeata Linn., es sind Sträucher
von 5 — 7 Fufs Höhe, deren Blätter durch Auskochung
das beliebte Mittel geben, welches, besonders auf den Holländischen
Colonicen in Indien, aber auch bei den Malayen
von Sumatra, als Unterhaltungsmittel gekauet wird;
man legt dem Stoffe eine so heilsame Wirkung bei, dafs
man ihn vorgeblich als Verdauungsmittel geniefst, doch
es verhält sich mit dieser Sache wohl so, wie mit unseren
Gebräuchen der Art. Der wahre Tabackraucher, weifs
dem Gebrauche des Taback's die wohlthätigste. Wirkung
auf seine Gesundheit beizuschreiben.
Die Gambir - Pflanze wird gegenwärtig hauptsächlich
in den Holländischen Golonieen Indiens gebauet, als auf
Java, besonders auf der reizend schönen Insel Bintang*),
auf Sumatra auf Malacca, hauptsächlich auf Singapoore
und wahrscheinlich noch auf vielen andern Inseln
jener Gegenden. Die Holländische Regierung hat die
fremde Einfuhr des Gambir- Extracts gänzlich untersagt,
und hiemit diesen neuen Industriezweig in ihren, eigenen
Besitzungen gehoben. Auf der Holländischen Insel Bintang,
wo die Station Rhio ist, sind schon im Jahre 1832
an 6000 Gambir-Plantagen gewesen, von denen die grotfsen
80 —100000 Bäumchen enthielten, die kleinen doch
weniptens 3 — 4000; man denke, welchen Einflufs dieser
Zweig der Cultur auf die Physiognomie der Vegetation
jener Insel haben mufs. Auf den verschiedenen Stellen,
wo die Gambir-Pflanze cultivirt wird, scheint eine etwas
S. Bennetts Wandering. London 1834. II. p. 183 etc.
S. Anderson Miss, to the East Coast of Sumatra. Lond. 1826
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verschiedene Methode in der Einsammelung der Blätter
jener Pflanze stattzufinden. Mehr als 10 Monate lang
sind die Gambir-Pflanzen mit Blättern bedeckt, auf Malacca
werden dieselben viermallm Jahre abgepflückt, auf
Bintang aber, wo das beste Gambir - Extract zubereitet
wird, da werden die Blätter der Pflanze jährlich nur zweimal
eingesammelt. Haben die Blätter nicht ihre vollkommene
Ausbildung erreicht, so wird das Extract schlecht,
und was das übelste dabei ist, auch die Plantagen werden
dadurch frühzeitig ruinirt. Wenn der Gambir - Strauch
3 Jahr alt ist, fängt man an die Blätter desselben zu benutzen,
und wenn man alle 6. Monate die Blattlese hält,
so können dieselben Sträucher 25 bis 30 Jahre lang aushalten.
Nachdem die Blätter theils unmittelbar von dem
Strauche abgepflückt sind, theils von den abgeschnittenen
Schöfslingen abgestreift worden, werden sie in grofsen eisernen
Kesseln 5 bis 6 Stunden lang stark gekocht, alsdann
von der Flüssigkeit getrennt, und entweder nochmals
ausgekocht oder fortgeworfen. Die zurückgebliebene Flüssigkeit
wird zu einem dicken Extracte inspissirt, welches
in längliche Mulden ausgegossen wird. Nachdem die
Masse hierin etwas erhärtet ist, wird sie in Stücke geschnitten
und an der Sonne getrocknet, und so kommt
dieses Extract in Form von harten, trockenen Stücken
von schwarzbrauner Farbe, im Inneren gelblichbraun, in
den Handel, auch hat man es schon nach England geschickt,
um es als Aetzmittel in der Färberei zu versuchen.
Der Geschmack dieser Art von Catechu ist anfangs
süfslich, bei einem angenehmen aromatischen Wohlgeruche,
später wird derselbe etwas zusammenziehend und bitterlich.
Man soll dieses Gambir-Extract zu Rhio auf Bintang
durch mehrmaliges Auflösen und Reinigen sogar entfärben,
so dafs es weifslich aussehen soll. In den Handel
kommt dieses weifse Gambir - Extract nicht. Die Production
des Gambir-Extracts betrug auf der Insel Benang:
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