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der Besclireibiiiig meiner Reise um die Erde bekannt gemacht
liabej befinden sich für eine Menge von Tagen die
stündlichen Beobachtungen, welche unter sich so häufig
nicht mehr als um R. differiren.
Um aber zu allgemeineren Resultaten zu gelangen,
wird es nöthig, dafs man für die ganze Summe der tagliclien
Beobachtungen einen allgemeinen Werth sucht, und
diesen nennt man dann die Höhe der mittleren Temp
e r a t u r des Tages. Die Methoden, solche mittlere
Temperaturen der einzelnen Tage zu finden, sind verschieden;
die beste ist, wenn man das Mittel der Temperaturen
aller 24 Stunden nimmt, indessen nur selten findet sicli
der Beobachter in dem Falle, solche vollständige Beobachtungen
veranstalten zu können. Leichter kommt man
zu der mittleren täglichen Temperatur, wenn man die
höchste und niedrigste Temperatur des Tages zusammenträgt
und dann die erhaltene Summe halbirt. Das auf
diese Weise erhaltene Mittel pflegt mit dem Mittel von
allen stündlichen Beobachtungen eines Tages ziemlich genau
übereinzustimmen. Z. B. die stündlichen Beobachtungen,
welche ich am 26. October 1830 auf offener See im
12ten und 13ten Grad nördlicher Breite angestellt habe,
geben eine Gesammtwärme von 521,3*^ R., welche mit 24,
der Zahl der Beobachtungen, dividirt, die mittlere Wärme
des Tages zu 21,72^ R. giebt. Die höchste Temperatur
an jenem Tage war = 22,3® R. und die niedrigste =
21,1^ R,, demnach erhält man durch die Halbirung dieser
Summe ebenfalls 21,7® R, als Mittel, also ein Resultat,
welches äufserst genau mit dem, auf dem andern
Wege erhaltenen, übereinstimmt. Weniger übereinstimmend
sind die Resultate dieser beiden Methoden bei Beobachtungen
in hohen Breiten und im Innern der Continente.
Auf offener See fand ich, selbst noch in der Nähe von
Cap Horn, eine aufserordentliche Gleichmäfsigkeit in dem
Gange der täglichen Wärme; am 25. December z. B. be-
S. Meyen's Reise tim die Erde, Berlin 1834. Bd. 1. p. 156.
obachtete ich 4,7*^ R. und 3,6^ R. als Maximum und Minimum
der Temperatur des Tages ^ wonacli das Mittel =
4,15^ R. war, wärend das Mittel aller 24 Beobachtungen
des Tages 4^ R. beträgt.
Eine solclie Gleichmäfsigkeit in dem stündlichen Gange
der Temperatur eines Tages, ist für das Clima einer Gegend
und für die, derselben entsprechenden Vegetation
von der gröfsten Wichtigkeit, demnach ist es zweckmäfsig,
die Ursachen zu erörtern, welche einen solchen regelmäfsigen
Gang, durcli Verminderung der ^treme, hervorzurufen
vermögen. Es ist eine allgemein anerkannte Erfahrung,
dafs das Clima an der Meeresküste nicht so kalt
wie das eines Ortes mitten im Lande ist, wenn auch beide
Orte in einer und derselben Breite liegen; hierauf gründet
sich der Untenschied zwischen dem sogenannten Land- und
Küsten-Clima. Die Erscheinung ist im Kurzen folgende:
Die Luft, in der Nähe des Meeres, wird wärend des Tages
niemals so hoch erwärmt, als wie aii einem andern
Orte gleicher Breite, aber entfernt von dem Meere. Aber
in demselben Grade, wie die Luft an der Meeresküste
wärend des Tages weniger erwärmt wird, eben so wenig
wird sie Nachts bis auf denjenigen Grad abgekühlt, welcher
ihm, im Verhältnisse zur Breite, mitten im Lande
zukommen würde; die Folge hievon ist keineswegs ein
kälteres, sondern meistens ein wärmeres Clima, als es
Noch viel auffallender ist Lekanntlich die Grleiclimärsigkeit m
dem Gange der Temperatur des Tages, wenn man die Wä rme des
Meerwassers beobachtet; am 1. Januar 1831 (S. Meyen' s Reise L
p, 178.) gaben die Beobachtungen des Meerwassers, bei der Umschiffung
des Cap Horn's, nicht mehr als 0,2® R. Differenz. Diese
so aufserordentliche Gleichmäfsigkeit der Temperatur ist jedoch nicht
überall dieselbe, sie hat ihren Grund meistens in dem Fehlen des
Sonnenscheins bei Tage. In Gegenden, wo der Himmel bei Tage
klar ist, und wo die Sonnenstrahlen den ganzen Tag hindurch auf
die Oberfläche des Wassers wirken, da wird die Differenz in den
Wärmegraden der verschiedenen Stunden eines Tages schon viel
gröfser, und sie erreicht nicht selten die Höhe eines Grades und
darüber.