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des Sommers um mehr als 2 Grade niedriger stellt, dafür
aber hält daselhst eine und dieselbe Temj)eratur, fast
ununterbrochen 6 Monate lang an. Jietrachtet man' aber
die Minima der Warme von diesen 5 daselbst aufgezeichneten
Curven, so wird man an diesen die auffallendsten
Verschiedenheiton ^vahrnehmen. Die; Monate Januar, Februar
und December stehen für Canton ganz aufserordenthch
niedrig, vvärend ILuvaii, ein Insel-Clima repräsentirend,
welches eine so niedere Sommer-Temperatur zeigte,
für diese Winter-Monate gerade eine sehr hohe mittlere
Temperatur zeigt. Indessen diese grofse Abweichung der
Temperatur-Cin-ve Canton's von denjenigen der übrigen 0erter
wird sehr leicht erklärt. Canton liegt in einer (.'egend,
wo, wie icli schon früher bemerkt habe, die entschiedensten
halbjährlichen Winde herrschen, welche wir keimen;
der halbjährliche Nord-Ost -Wind, welcl.er daselbst in den
Wintermonaten herrsclit, führt eine so kalte Luft herbei,
dafs die Temperatur im Monate Februar sehr häutig auf
4" R. und noch niedriger zu stehen kommt, ja dafs es
daselbst zuweilen auf einige Stunden lang friert. Man
bedenke, was das in einem Clima sagen will, wo Palmen
und Pisange wachsen.
Vergleichen ^vir aber die mittleren Temperaturen dieser
5 genannten tropischen Orte, nämlich
Calcutta mit 21« II.
Havanna — 20,35" K.
Hawaii — 19,2» R.
Canton — 17,56 <> und Macao mit 17,87«R. *),
so werden wir sicherlicli keinen richtigen Regriif von dem'
Clima von Canton und Macao erhalten, wo die Sommer-
Monate Juni, Juli und August oft eine unerträglidie Hitze
aufzuweisen haben, wärend die Temperatur dieser Zeit zu '
Ha\vaii sehr angenehm ist.
So sehen wir auch hier, dafs es die mittleren Temperaturen
der verschiedenen Jahreszeiten sind, welche uns
,) S. Meyen über das Cliraa im südllclicn Cluua 1. c.
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einen richtigen Begriff von dem Clima eines Ortes und
dessen Vegetation geben können; auf beiliegender Tafel
habe ich cl)enfalls die mittleren Temperaturen der verschiedenen
Jahreszeiten jener 5, oben genannten troi)ischen
Orte verzeichnet, und hiebei wird nuui eine solche Uebereiustimnuing
in den Maxiuus der Wärme-Vertheilung erblicken,
dafs es uns nicht mehr wundern darf, wie an allen
(Uesen 5 Ort(>n, bei der so grofsen Differenz in ihren
mittleren Temperiituren, dennoch eine Tropen-Vegetation
lierrscht. Wie wir schon früher gesehen haben, so sind
die Felder im südlichen China, wärend der Wiutermonate,
ihres Schnuickes gänzlich beraTil)t, denn von der üp])igen
Vesretation, welche sie im Sonuner bekleidet,O ' ist meistens
keine Spur mehr vorlianden. Die zurückgebliebenen Wurzeln,
Zwiebeln luid Saamen liegen in der Erde begraben
und halten wärend dieser Zeit einen Winterschlaf, aus
dem sie erst dann wieder erwachen, w^enn im Monat März
der Nord - Ost - Wind schwindet uiul mit eintretendem
Süd-West-Monzoone auch die Regenzeit sich erneuert.
Die Temperatur-Curven von Berlin, Söjulmör, Enontekis
und von der Melvilles-Insel, welche el)enfalls auf
beiliegender Tafel verzeichnet sind, geben, gleich bei dem
ersten Anblicke, ein Bild von den grofsen Differenzen zwischen
den Maximis luul Minimis der Wärme ihres Clima's,
welche besonders den Gegenden der arktischen Zojie eiOo
en sind. Hetrachten wir die Curve von Berlin, ich
habe mit Absicht den Temperatur-Gang dieses Ortes gewählt,
weil uns dieser sehr l)ekannt ist, so finden wir
zwar eine Differenz von 20" Cels. zwischen den Maximis
und Minimis, wir sehen aber, dafs diesem Orte wenigstens
ein dreimonatlicher Sommer von einer angenehmen
Temperatur zukommt, nämlich von 16 — IS" C. (12,8 —
14,4" R.) mittlerer Temperatur. Zu Ejiontekis in Lappland,
16" nördlicher gelegen, ist dieser Sommer nur noch
2 Monate lang, und der Sojnmer auf der Melvilles-Insel
dauert sogar nur noch einen Monat, wobei die mittlere
Temperatur nicht 6" Cels. erreicht.