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saat der Saamcii, \velelic bald mehr, bald weniger regelinälsig
gci)flaiizt werden. Schon im ersten Jahre ninnnt
man der Pflanze die mittelsten Triebe, damit sie nicht
schlaidc in die Ilölie steigen kann, sondern mehr ästig,
und mit einer gröfseren Masse von Blättern bedeckt wird.
Schon im 4ten inid im Dten Jahre beginnt die Lese der
Blätter. Ich habe dergleichen Thee - Plantagen besucht
und fand sie in hiigelreiclien Gegenden, wie das im ganzen
Lande der Fall sein soll. Die meisten der Theesträucher
in .jenen Anpflanzungen hatten nur 2 | bis 3 Fufs
Höhe und standen über 3 Fufs weit auseinander; nur einzelne
Stäunnchen ragten weit über die andern hinaus luul
erreichten die Höhe von 5 Fufs. Ich fand Frauen neben
diesen Sträuchern sitzen und die Blätter auf giuiz gewöhnliche
Weise mit den Händen ¿ibpfliicken. Nach den verschiedenen
Angaben über die Zeit der Theelese, scheint
diese fiir verschiedene Gegenden des chinesischen und
japanischen Reiches sehr verschieden zu sein, doch enden
die Hauptlesen schon im Mai und im Juni, denn
schon im Se])tember und October konnnen frische Theeladungen
aus dem Innern des Landes nach Canton.
Die Düngung dieser Pflanzungen geschieht allerdings
sehr verschieden fiir verschiedene Gegenden, docii ist in
China die Düngung mit einer Auflösung von Menschenkoth
mit kiükhaltigem Thone vermischt, die gewöhnlichste.
Ueberau «eben dem bebaueten Acker sieht miui £iuf den
chinesischen Feldern grofse eingemauerte Gruben oder
Fässer, welche in die Erde versenkt und mit jeuer Dünger
- Sauce angefüllt sind. In Japan bedient man sich
nach Herrn von Siebold's vVngabe noch anderer, sehr stiuker
Düngungsmittel für den Thee, nämlich des ausgepreisten
Saftes des japanischen Senfes und getrocknete Sardellen,
auch der zurückgel)liebenen Oelkuchen von der Brassica
orientalis und von andern Pflanzen.
Die frisch gepflückten Blätter des Theestrauches zeigen
nichts von dem Gerüche und dem Geschmacke, welchen
die getrockneten Blätter später ¿uifweisen, auch ha-
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ben sie weder einen scharfen, noch einen ätherischen,
noch einen bitteren Geschmack. Die Eigenthümlichkeiten,
,welche sie später als zubereiteter Thee zeigen und wodurch
sie gerade so beliebt geworden sind, nämlich der
Wohlgeschmack und der angenehme Geruch, sind erst
Produkt der starken Röstung, wobei jene Blätter getrocknet
werden. Man möge sich hierüber um so >veniger
wundern, da es sich mit dem Kaffee ganz ähnlich verhält;
Jedermann weifs, dafs der ungebrannte Kaffee noch nichts
von dem iingenehmen Aroma und dem ätherischen Dufte
enthält, welcher demselben luich dem Brennen eigen ist.
Diese Röstung der Theeblätter geschieht auf grofsen eisernen
Platten, welche äufserst stcirk erhitzt werden, luid
in grofsen flachen eisernen Pfainien, welche etwas schräg
eingemauert sind. Die Theeblätter werden zuerst in
diesen Pfannen durch stetes Umrühren bei gelinder
AVärme zum Welken gebracht, wobei sie dann durch anhaltende
Hitze allmälich zusammentrockenen. Hierauf werden
die erhitzten Blätter auf Matten ausgeschüttet und
nnt den flachen Händen gerieben, nach dem Erkalten aber
wieder von Neuem in die Pfannen gethan inul abermals
geröstet, bis der Thee ganz getrocknet ist, was durch vierbis
sechsmalige Wiederholung dieser Operation erfolgt.
Bei diesem Trockenen der Blätter verlieren dieselben -f
ihres ganzen Gewichtes, so dafs also 3 Pfund frische
Theeblätter nur 1 Pfund getrockneten Thee geben.
Die verschiedene Farbe, Form und Behaarung der getrockneten
Theeblättchen brachte zuerst die Botaniker auf
den Gedimken, dafs der grüne und der scliwarze Thee
von verschiedenen Arten bereitet würde, indessen dieses
ist wohl nicht der Fall, sondern es können beide Arten
von Thee aus den Blättern einer und derselben Pflanze
gemacht werden, wie dieses schon Abel ;uif der Reise des
Lord Andiorst erfahren hat. Der einmal zul)ereitete Thee
kann aber, wie auch Herr Reeves augiel)t, nicht mehr gut
umgewandelt werden, wenigstens kann der schwarze Thee
nicht mehr in grünen Thee umgewandelt werden, doch
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