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Dadurch werden die Temperatur-Curven von Berlin,
von Enontekis und von der Melvilles-Insel immer spitzer,
je weiter man nach Norden steigt Selbst das Insel-Clima,
w^elches der Melvilles-Insel einigermafsen angehört, kann
hier nicht mehr gegen die furchtbare Kälte schützen, indem
die Luft daselbst zu trocken ist, um die Ausstrahlung
zu verhindern oder die dadurch entstehende Kälte zu
I X V c n.
Die Temperatur-Curve von der Melvilles-Insel zeigt
zwischen dem Maximum und dem Minimum der Wärme
an 40^ Cels. Differenz, und diejenige von Enontekis doch
noch 33^ Cels.
Bei der Darstellung der mittleren, täglichen Wärme
aus den Horar-Beobachtungen, habe ich die Bemerkung
gemacht, dafs gewisse Stunden des Tages diejenige Wärme
zeigen, welclie dem Mittel des ganzen Tages am nächsten
kommt, so dafs man, durch eine eiiizige Beobachtung, die
mittlere Temperatur des ganzen Tages erfahren kann.
Eben dasselbe findet bei dem Gange der jährlichen Wärme.
Vertheilung statt, denn schon die Beobachtung eines einzelnen
Tages zur Zeit des Herbstes, oder im Friihlinge,
könnte hinreichen, um die mittlere Temperatur des ganzen
Jahres kennen zu lernen. Leider ist diese Methode,
sowohl für die Beobachtung der täglichen, als wie für die
der jährlichen Wärme-Vertheilung wenig anwendbar, denn
man erkennt, für den speciellen Ort, den geeigneten Tag
der Beobachtung erst dann, wenn die Temperatur des
ganzen Jahres durch eine grofse Anzahl von Beobachtungen
sdion genau bestimmt ist; denn eine Menge von Ursachen
sind vorhanden, welche jedesmal diese Zeitpunkte
der richtigen Beobachtung, für den speciellen Ort, abänderen.
Dieses war nöthig über den Gang der täglichen Wärme,
so wie über die Bestimmung desselben bei der jährlichen
Wärme-Vertheilung vorzutragen, und wir können jetzt
zu der Anwendung der mittleren Temperaturen für pflan^
zengeographische Zwecke übergehen.
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Herr Alexander von Humboldt hat auch hierin dieser
Wissenschaft den Gang vorgeschrieben; er verband diejenigen
Oerter der Erdoberfläche, welche eine gleiche
Wärme besitzen, durch Linien und nannte diese Linien
I s o t h e r m e n ^ ) , also Linien von gleicher Wärme.
Da nun die mittleren Temperaturen verschiedener Orte
sehr verschieden sind, so wird es auch sehr verschiedene
Isothermen geben, w^elche aber immer mit der Höhe der
mittleren Temperatur des Ortes bezeichnet werden. Wir
werden daher eine Isotherme von R. oder Cels., bis
zu einer von 26^ Cels., und bis zu einer von —16^ Cels.
haben. Die Beobachtungen haben gezeigt, dafs diese Isothermen
mit den Breitenkreisen keineswegs parallel verlaufen,
sondern sich gegen diese neigen, besonders in höheren
Breiten, weniger dagegen in der Nähe des Aequators,
w^o sie mit den Parallelkreisen, gewöhnlich Breitenkreise
genannt, ziemlich zusammenfallen möchten.
In der nördlichen Halbkugel der Erde sind alle Ostküsten
der Continente und der einzelnen Ländermassen
kälter, als die Westküsten gleicher Breiten, Tausende von
Beobachtungen haben dieses bestätigt, obgleich die Erklärung
dieser Erscheinung noch nicht ergründet ist und
demnach würden die Isothermen schon dadurch ein mehrfaches
Sinken und Steigen zeigen. Z. B. Irland, England
und Belgien sind Länder von gleichen Isothermen, doch
an der Ostküste von Asien kommt diese Isotherme erst
oberhalb Pecking, also in einer Breite von Neapel zum
von laog und &8Qfiog4
Herr Ad. v. Cliamisso CLinnaea 1829 pag, 59.) erklärt die
Erscliemung sehr natürlich, obgleich die Erklärung ebenfalls nicht
auf den Grund geht und die YV^ärme des Meeres erklärt. „Die
Meere," sagt H. v. Chamlsso, „sind die Ausgleicher der Temperatur.
So wie die Ostwinde zwischen den W^endekreisen beständig sind,
so sind in höheren Breiten die YVestwinde vorherrschend. Sie bedingen
den westlichen Küsten der Festlande, die sie über das wärmere
Meer anwehen, einen milderen Winter, und hinwiederum einen
strengeren den Ostküsten, die sie über das schneebedeckte kältere
Land erreichen," u. s. w.