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sehen Wäldern die Baume und Felsen mit üppigen Orchideen
und grofsblättrigen Aroideen bedeckt sind, so treten
in unserem Norden die Moose und Flechten auf,
welche uns gleicliScim ein kleines Bild von jenem üppigen
Reichthum der tropischen Vegetation vor Augen stellen
können. Besuchen wir die feuchten,' schattenreichen Wälder
unserer Gegenden, so finden wir oft die ganzen
Stämme mit diesen Cryptogamen bedeckt; die Moose bilden
gleichsam diclite Rasen, auf welchen öfters wiederum
andere Pflanzen Wurzel fassen. Die schönfarbigen Flechten,
welche sowohl die Rinde der Bäume, so wie die
Oberfläche der Felsen unserer Felder und Gebirge bedecken,
besonders die herabhängenden Usneen, machen
zuweilen einen sehr angenehmen Eindruck, doch einförmig
ist derselbe im höchsten Grade, wenn Flechten oder
Moose in grofsen Massen, gesellig neben einander vorkonnnend,
grofse Strecken des Landes beziehen. Die Cenomyce
rangiferina, die Ceteraria islandica, Ceteraria spadicea
und mehrere andere Flechten treten im Norden auf
diese Weise auf, oft keine andere Pflanze zwischen sich
aufkommen lassend. In der arktischen Zone von Nordamerika
sind es Gyrophoren, welche sowohl den Thieren,
als auch zum Nothfalle den Menschen zur kümmerlichen
Nalirung dienen. Auch die Moose treten zuweilen auf
der Erde in grofsen Rasen auf, wie das bekannte Torf-
Moos, die Sphagnum-Arten, das Dicranum glaucum etc.,
und wenn sie das Strohdach der ländlichen Wohnung überziehen,
geben sie derselben ein ehrwürdiges Ansehen. Die
feuchtesten Gegenden der Tropen sind gleichfalls reich
an Moosen und Flechten, vorzüglich sind es aber die niedlichen
Jungermannien, welche dort in so grofser Anzahl
auftreten. Ja dort sitzen sie sogar auf den Blättern und
Stämmen anderer Schmarotzergewächse und ertheilen diesen,
durch ihre bewunderungswürdig niedliche Form, einen
besonderen Charakter von Schönheit.
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B. Allgemeine pflanz e n g e o g r a p h i s c h e Eintheiung
der Erdoberfläche nach der Phy-,
s i o g n o m i e der Vegetation.
Nachdem wir nun die Haupt-Pflanzenformen kennen
gelernt haben, welche sich, hauptsächlich durch den Totaleindruck,
als mehr oder weniger abgeschlossene Gruppen
darstellen, können wir zu der geographischen Eintheilung
der Pflanzendecke übergehen. Da nun aber das
Vorkommen der Pflanzen, mit der Vertheilung der Wärme
über den Erdkörper, in innigster Verbindung steht, und
diese, von dem Aequator nach den Polen zu mit jener,
aus der Ebene des Meeres bis zur Schneegrenze in einem
gewissen Parallelismus verläuft, so wird auch die
Eintheilung der Pflanzendecke, einmal nach den Zonen
der Erdoberfläche, und zweitens nach den verschiedenen,
übereinanderliegenden Regionen stattfinden müssen, wobei
sich dann jener Parallelismus in der Wärme-Vertheilung,
auch für die Vegetation auf das deutlichste zwischen den
entsprechenden Zonen und Regionen nachweisen wird.
Es sind bereits von anderen Schriftstellern mehrere
geographische Eintheilungen der Pflanzendecke der Erdoberfläche
aufgestellt worden, welchen jedoch ganz andere
Principien zum Grunde gelegt sind. Willdenow *), R.
Treviranus De Candolle und Schouw -f) haben
dergleichen Eintheilungen aufgestellt. Willdenow ging von
der Hypothese aus, dafs jedes Urgebirge seine eigenthümlichen
Pflanzen habe, und dafs es demnach so viele Haupt-
Allgememe Bemerkungen über den Unterschied der Vegetation
auf der nördlichen und südlichen Hemisphäre In den, aufser
den Tropen gelegenen Ländern. Magazin der naturforschenden
Freunde. Berlin 1811. St. 2. p. 98. und in mehreren früheren Schriften,
als in Usterl's neuen Annalen, St. 16. 1797. etc.
Biologie etc. IL p. 85.
Geographie botanique. Dictionnaire des sciences naturelles
T. 18. p. 411.
f ) Grundzüge einer allgemeinen Pilanzcngeographic. 1823. pag.
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