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eine Al)iialiTne der Wärme, der Luft seit jener Zeit haben
demonstriren wollen; doch iins scheint die Sache sehr
leicht erklärlich. Man weifs allgemein, wie schlecht und
sauer der Wein iniserer liiesigen Gegend, z. B. der Potsdamer
Landwein, ja selbst der edele Griineberger schmeckt;
nur die Nähe so volkreicher Städte wie Berlin und Breslau
kann diesem Weine Absatz geben, wo man ihn zur
Verfälschung der übrigen Weine verbraucht.
Bei dem härteren Clima in Ostpreufsen, kommt die
Traube noch weniger zur vollkommenen Ausbildung und
der daraus gekelterte Wein ist ganz aufserordentlich sauör.
Zu Tilsit bleibt die Beere stets klein und zusammengeschrumpft.
Es ist leicht begreiflich, dafs die Menschen,
nachdem durch di.e erleichterte Communication, sowohl
zu Lande wie zu Wasser, die süfseren Weine nach jenen
Gegenden gelangten, von dem Genüsse des sauern Saftes
abstanden, und so verschwand auch, mit dem Verschwinden
des deutschen Ritterordens in Ostpreufsen, die Cultur
des, von ihnen dahin mitgebrachten Weinstockes. Dabei
möchte auch nicht zu übersehen sein, dafs, was in Ostpreufsen
wenigstens sehr häufig der Fall sein mufste,
frühe Nachtfröste im Herbste die ganze Erndte zerstörten,
und daher die Landleute jener Gegenden um so eher geneigt
M'urden, diesen unsicheren Culturzweig einem sicheren,
nämlich dem der Getreide nachzusetzen. Uebrigens
mufste auch der Preis jenes Weines, da alle Ausfuhr
mangelte, sehr gering sein.
Weiter östlicher, nach Asien hin, wird die Weincultur
bis über die Breite des nördlichen Endes des Caspischen
Meeres fortgesetzt, denn selbst um Astrachan sind
Weinberge. Zwischen dem schwarzen und dem Caspischen
Meere ist die Weincultur sehr ausgebreitet, -und auch jenseit
des Caspischen Meeres wird der Weinstock angetroffen.
In Sibirien soll diese Pflanze gänzlich fehlen (?),
doch ist das nicht in China der Fall, wie man es bisher
ganz allgemein geglaubt hat.
Der Missionair Gützlaff spricht von dem Weinstocke
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welchen er im nördlichen China gesehen hat, uml ich
selbst habe in Canton herrliche Weintrauben gegessen,
welche im nördlichen China gezogen waren.
In den südlichen Provinzen von China habe ich keinen
Weinbau gesehen, doch offenbar ist er daselbst durch
die Theecultur verdrängt. Schon Loureiro *) sagt, dafs
der Weinstock in China vorhanden sei und dafs er auch
in Cochin china, wenn auch nur selten, cultivirt werde.
Demnach geht er auch hier weit nach Süden hinab. Auch
auf Sumatra, also gerade unter der Linie, soll der Wein
vortrefflich gedeihen, doch wird er von den Eingeborenen
nicht cultivirt Selbst zu Pondichery sollen die Franzosen
den Weinstock mit grofsem Erfolge angebauet haben,
obgleich daselbst eine so aufserordentliche Hitze
herrscht In der Ebene von Ostindien, auf den Philippinen
und den Sunda-Inseln ist die Cultur des Weinstockes
nicht allgemein; das feuchte Clima daselbst steht
seinem Gedeihen entgegen. Doch wächst der Weinstock
auch auf Java, wo die Beeren so grofs und schön sein
sollen, dafs sie der besten Sorte aus Portugal gleichen f ) .
Es heifst darin: Ueberall findet man auf Java den Weinstock,
aber vorzüglich zu Batavia. Selbst auf der Insel
Moä, einer der Banda-Inseln, wächst der Weinstock sehr
gut, wenn er daselbst augepflanzt wird. Auch auf der
Insel Lethy hat man den Weinstock gezogen; er trägt in
diesen Gegenden jährlich zweimal Früchte f f ) . Dagegen
wird die Weincultür auf der Hochebene Indiens sehr ausgebreitet
gefunden, z. B. in Dekan und in der Ebene von Caschm
e r e f f f ) , welche zwischen 5400 und 5500 Fufs hoch
*) Flora Cocliincliln. I. p. 155.
S. Marsden Hist, of Sumatra. 3. Ed. p. 103.
*»*) Man sehe Ainslle Mat. Med. of Ilind. I. p. 156, citirt von
Royle.
•{-) S. Beschreibung von Batavia, etc. A. d. Holländischen von
I. I. Ebcrt. Leipzig 1786. 4. p. 112.
-["1-') S. Barchwilz, Oslindische B.eisebeschreibung. Erfurt 1751'
pag. 239. Zweite Auflage.
t t t ) l^oyle's Illustrât. London. Fase. I. 183.3.
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