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bei den Cryptogamen etwas Aelinliclies mifzuweisen hat.
Diese eig-ciitluiinlidie Alpen-Vegetation tritt erst m der
Nahe der ewigen Sclnieegrenze auf; es setzen sich zuerst
dergleichen Pilanzchen an grofse Felsen, welche besonders
hervorragen. Durcli seitliclie Verästehuig, welche dicht
an der Basis des Stengels beginnt, und in anderen Fällen
durch Sprossen-Treiben aus dem Wurzelstocke dehnen
sich diese l^ilänzchen allnüilig so bedeutend aus, dafs sie
oftmals Felsen-Flächen bedecken von 12 und von 20 Quadratfufs.
Ja ganze grofse Felsen-Blöcke sind oftmals mit
einem dicliten und äufserst harten Rasen bedeckt, welcher
innner nur von einem einzigen Pflänzchen entstanden ist.
Dabei sind diese Hasen so dicht und so hart, dafs es
schwer fällt, selbst mit den schärfsten Instrumenten einzudringen.
Der Stanuu einer solchen Pflanzen-Familie,
die siciierlich ein Denkmiil vieler Jahrhunderte ist, erreicht
selten die Länge von einem Fufse, gewinnt aber zuweilen
eine Dicke von 5 bis 6 Zoll und zeigt, gleich von seiner
Basis angehend, eine unendlicli vielfache Verästelung und
Verzweigung. Durch die beständige Vergröfserung, welche
der Stamm dieses Pllänzchens in der Dicke erlangt, nimmt
er auch an Länge etwas zu und somit erhebt sich der
Rasen, welchen die Pflanze bildet, allmälig und nimmt zuletzt
eine gewölbte Form an. Der vielen harzigen Stoffe
wegen, welche diese kleinen Umbellaten enthalten, brennen
sie sehr gut und das Feuer hält bei einer solchen
frischen Pflanze sehr lange an. Reist man über jene wüsten
Gegenden der Cordillere, wo alle baumartige Vegetation
fehlt, so sieht man häufig diese angebrannten Pflanzen
Haufen, oft nur bis zur Hälfte verbrannt, und man
nmfs sich selbst ihrer bedienen, um das nöthige Feuer
zur Erwärmung zu erhalten.
Ueberhaupt tritt nirgends das Phänomen des gesellschaftlichen
Pflanzenwuchses häufiger hervor, als gerade
unter den Alpen-Pflanzen; und auf den Höhen der Cordillere,
Avo alle Natur-Erscheinungen grofsartiger auftreten,
da auch dieses. Nur sehr wenige Pflanzen möchten,
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in jenen Höhen der Cordillere, im nicht geselligen Waclisthume
angetroffen werden, wenigstens pflegen sie kleine
staudenartige Häufchen zu bilden, die oft ganz isolirt in
den ödesten Sand- oder Aschen-Gegenden dastehen. Die
interessanten Arten aus der Familie der Boo])ideen, eine
der merkwürdigsten, gleichsam zwischen Umbellaten und
Syngenesisteu stehend, bilden oftmals kleine Haufen, deren
ich schon früher (pag. 78) gedacht habe.
Ja mehrere Pereskien, welche bis in die Nähe der
ewigen Schneegrenze steigen, bilden daselbst Haufen von
1 bis Fufs Höhe und einigen Fufs Umfang. Nichts
als die gelbrothen, 2 bis 3 Zoll langen Stacheln sind auf
der Oberfläche dieser einzelnen Pflanzen-Haufen zu sehen,
unter denen sich die saftigen Blattstengel verbergen, welche
sogar ihre Piliithen mu- so weit hinaufschicken, dafs
sie von den Stacheln gleichsam gegen den kalten Wind
geschützt werdeji. Erblickt man diese sonderbare Form
von Cacten aus weiter Ferne, so glaubt man ein liegendes
Wild zu sehen. ^
Die Wasser-Pflanzen zeigen im Allgemeinen den gesellschaftlichen
Wuchs noch häufiger, als die Land-Pflanzen,
auch sind hier die äufseren Verhältnisse, welche denselben
bedingen, viel gleichmäfsiger, als bei den Land-
Pflanzen. Auch wird hier der begünstigende äuisere Einflufs,
diu-ch das Zusixmmentreffen einer zaldreichen Keim-
Erzeugung l)ei diesen Wasser-Pflanzen, auf die Hervorbringung
einer grofsen Anzahl von Individuen äulserst
fruchtbar. Es ist überhaupt eine Bedingung, dafs, wenn
auch die Pflanze noch so viele innere Anlage zum geselligen
Wüchse hat, die äufseren Verhältnisse dieselbe begünstigen
müssen. Wenn ein stehendes Wasser in unserer Gegend
mit der Enten-Grütze (Lennia-Arten) bedeckt ist, und
die Masse der Conferven nimmt in demselben überhand,
so wird das Wachsthum der Lenma unterdrückt, oder es
hört auch ganz auf, sobald das Wasser eintrocknet. Wir
haben schon früher des geselligen Wachsens der Torfmoose
gedacht; ein ungeheuerer Saamen-Reichthum begünstigt es