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fseston und der kältesten Jahreszeit schwinden, welche
den ]iördUcheren Gegenden von eben derselben mittleren
Wärme zukoninien; dieses ist niclit mir hier, sondern anch
anf andern Höhen beobaclitet. Z. 13. die Mönche im IIospizinm
des St. Bernhard beneiden die Lappländer nm ihr
schönes Clima, weil diese, bei gleicher mittlerer Temperatnr
mit der Höhe des St. Bernhard, dennoch einen heiiseren
Sommer haben. Ich habe schon früher darauf aufmerksam
gemacht, wie auf dem Plateau des südlichen
Peru, iiii Becken des See's von Titicaca, weder Waizen
noch Roggen gedeiht und dciselbst nur Hafer und Gerste
zur Reife kommt, obgleich auf dieser gewaltigen Höhe die
Temperatur des Jahres nicht unter dem Eispunkte zu stehen
konunt.
Leider entbehren Avir eine hinreichende Reihe von
Thermometer-Beobachtungen aus jener Gegend, um mit
diesem, in pflanzengeographisclier Hinsicht so wichtigen
Punkte der Erde Vergleichungen anstellen zu können,
welche von besonderem Nutzen sein würden. Dafs diese
Hochebene eine so hohe mittlere Temperatur besitzt, gehört
einer anderen Ursache an, auf welche schon Herr
Alexander von Humboldt durcli sehr genaue Untersuchungen
aufmerksam gemacht hat, indem er fand, dafs die Abnahme
der Temperatur über Bergebenen viel langsamer
fällt, als am Abhänge steiler Berge, wobei natürlich die
Licht- und Wärme - Strahlung von grofsen Flächen, als
Ursache anzuseilen ist. Auch hatte schon Saussure die
schnellere Abnahme der Warme auf steil ansteigenden
Bergen bemerkt, was auf einer und derselben Ursache beruhet.
Nachdem zwischen dem allmäligen Abnehmen der
Wärme mit zunehmender Höhe ein gewisser Parallelismus
gefunden war, mufste man auch daran denken, diese entsprechenden
Verhältnisse durch Zahlen auszudrücken. Man
suchte nun festzustellen, wie viel Höhenzunahme einem
Grade der Wärme-Abnahme entsprechen möchte. Die
Beobachtungen des Herrn von Humboldt, so wie die Beo]>
achtungen des Herrn Gay-Lussac auf seiner Luftreise
im Jahre 1805, haben uns über diesen Punkt entschieden
belehrt. Eine Höhenzunahme von 90 bis 100 Toisen
wird ziemlich genau einer Wärme-Abnahme von Geis,
entsprechen. Aus dem Mittel der Beobaclitungen Saussure's
über die Schweiz (80 Toisen im Sommer und 94,4
Toisen im Winter), und aus denjenigen von D'Aubuisson
(75 Tois. f. d. G.) ging hervor, dafs daselbst zur Sommerzeit
eine Höhe von 75 — 80 Toisen, und zur Winterzeit
eine Höhe von 94 —110 Toisen einem Grade der
Wärme - Abnahme entsprechen würden.
Zum Beweise des Gesagten möge man die Temperatur
- Curven vergleichen, welche ich auf der anliegenden
Tafel aufgezeichnet habe. Genf und der St. Bernhard
liegen in einer und derselben Breite, nur dafs der Beobachtungsort
auf dem St. Bernhiird über 1000 Toisen höher
als Genf gelegen ist. Die mittlere Temperatur auf
dem St. Bernhard ist gleich — 1,0^ Cels. und die zu Genf
9,7^ C., also beträgt die Temperatur-Abnahme daselbst
für die 1000 Toisen Höhenunterschied über 10,7^ Geis.,
daher hier mehr als 100 Toisen jeder Temperatur-Abnahme
von einem Grade entsprechen.
Bei der Betrachtung der Wärme-Abnahme mit zunehmender
Höhe, werden wir nacli den Regionen geführt,
wo die Temperatur der Atmosphäre und dès Bodens so
niedrig ist, dafs daselbst, das ganze Jahr hindurch, Schnee
und Eis liegen bleiben, welche aller höhern Vegetation
ein Ende machen. Man bezeichnet diese Grenze mit dem
Namen der ewigen Schneegrenze, indem man sie
imterscheidet von derjenigen Grenze, bis zu welcher der
Schnee wärend der ganzen Zeit der Wintermonate zu liegen
kommt, welche man die untere Schneegrenze
zu nennen pflegt. Die Region der ewigen Schneegrenze
zeigt keineswegs eine mittlere Temperatur von 0^, ^^ie
man es wohl vermuthen sollte, sondern unter verschiedenen
Breiten werden wir in dieser Hinsicht recht sehr
grofse Verschiedenheiten vorfinden, welche sich jedocli
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