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und oft gieht sie, schon im 6ten Jahre, einige 30 Früchte
Eine erwachsene Cocos-Palme hat nicht selten 2- bis 300
Nüsse, und sie wird bis 100 Jahre alt. Die frische, reife
Frucht ist bekanntlich mit einer wasserhellen, etwas süfslichen
Flüssigkeit angefüllt, welche unter dem Namen der
Cocos-Milch sehr bekannt ist. Die Cocos-Milch wird
als ein kühlendes, äufserst wohlschmeckendes Getränk gelobt
und oft von Reisenden mit Begeisterung gerühmt.
Ich theile dieses Lob nicht; die Cocos-Milch ist ein ziemlich
fades Getränk von einem eigenthümlichen, weichlichen
Geschmacke. Mit dem Alter bildet sich der Kern in der
Nufs, indem die Flüssigkeit verschwindet, und in diesem
Zustande, mehr oder weniger ohne Cocos-Milch, kommen
die Nüsse durch den Handel zu uns. Der Kern der
Cocos-Nufs besteht aus einer härtlichen weifsen Masse,
welche im Geschmacke einige Aehnlichkeit mit den siifsen
Mandeln hat, doch viel weniger wohlschmeckend ist, ja
sogar im rohen Zustande, wegen der grofsen Festigkeit
des Kern's, ein nur wenig zu empfehlendes Nahrungsmittel
darbietet.
In allen cultivirten Ländern innerhalb der Wendekreise,
wo die Cocos-Nufs wächst, da wird auch die Cultur
des Zuckers betrieben, und so wird es jenen Völkern
sehr leicht, die gezackerten Früchte dieser Palme zu geniefsen,
was man deselbst so allgemein im Gebrauche findet.
Der Kern der Cocos-Nufs in Zucker gekocht, bildet
das wohlschmeckendste Dulce, welches ich in den spanischen
Colonieen der tropischen Gegenden gefunden habe,
und dasselbe wird sehr allgemein gegessen.
Kocht man den Kern der Cocos-Nufs anhaltend in
Wasser und prefst alsdann denselben, so erhält man das
bekannte schöne Cocos-Nufs-Oel, welches früher unter
dem Namen Oleum Calappi oder Oleum Palmae in
den Handel kam. In einigen Gegenden läfst man vorher
Kulapa Ist die Benennung der Cocos-Palme in der Sprache
der Malajen,
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die Kerne der Cocos-Nüsse faulen ^ siedet dann die Mischung
und erhält dadurch das dicke Oel. Es ist bekannt,
welch eine grofse Menge von Cocos-Nufs-Oel schon gegenwärtig
in unseren Fabriken consumirt wird^ zur Gasbereitung
für Gaserleuchtungs-Anstalten soll es ganz besonders
vorzüglich sein; im ganz frischen Zustande wird
es selbst gegessen und von vielen rohen Völkern auch
zum Bestreichen der Haut gegen zu starke Ausdünstung,
u. s. w. benutzt. Aus der Cocos-Milch erhält man durch
Kochen ebenfalls ein Oel, welches besonders wohlschmekkend
ist, und als Butter gebraucht wird.
Aus der Cocos-Milch erhält man aber auch, nachdem
sie in Gährung übergegangen ist, durch Destillation einen
sehr starken und feinen Brandwein, eine Art von Arrak,
welche oft sehr geschätzt wird und nur selten in den
Handel kommt.
Die Benutzung der harten Cocos-Nufs-Schale ist in
unserem Lande sehr bekannt; die aufserordentliche Härte
bei der schönen Politur, welche diese Substanz annimmt,
macht dieselbe geschickt zu vielfachen Verzierungen, als
z.B. zu Stockknöpfen und zu Pfeifen-Spitzen, und selbst
prachtvolle Gefäfse, verziert mit Silber und Gold, findet man
in Indien und in China gar nicht selten daraus bereitet. Bei
den Indianern jener tropischen Länder, wo die Cocos-Palme
angepflanzt wird, da wird die Schale zu Trinkgeschirren
gebraucht; die Fasern aber, welche das bekannte dicke
Pericarpium der Frucht bilden, werden zur Bereitung von
Schiffstauen, Stricken, Decken, Bürsten, Panzern und dergleichen
Geräthen mehr benutzt, welche auch bei uns
durch den Handel bekannt geworden sind.
Zur Bereitung der Cocos-Nufs-Fufsdecken, gebraucht
man dagegen meistens nur die Blattscheiden. Die Blätter
der Cocos-Palme werden weniger zur Bereitung von
Geflechten gebraucht, wohl aber zum Dachdecken; dagegen
liefern die Blätter mehrerer anderer Palmen, wie z. B.
im Innern von Brasilien, nach Herrn von Martins Bericht,
eine Substanz, welche den Indiern die Stelle des Flach-
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