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tigon Geschmack hat. Wäreiid 18 bis 20 Tage sammelt
man täglich von diesem Palmweiiie, der gleichsam schon
im StammCj gleich nach der Fällung desselben, in Gähriing
iibergelit, und es ist eine auifallende Erscheinung, dafs sich
diese Masse Nalirungssaft, noch lange nacli dem Fällen des
Baumes zusammenzieht. Ein Baum giebt gewöhnlich 18
Flaschen Saft, und der Ausflufs soll reicher sein, wenn
man die Blattstengel, welche am Baume sitzen, verbrennt.
In Ostindien ist die Cultur der Fächerpalme, Palmyra
oder Brab der Engländer (Borassus flabelliformis), von
aufserordentlicher Bedeutung, denn die Massen von Pälmwein,
welche daselbst consuiiiiret werden, sind aufset^ordentlich
grofs. Leider wächst diese prachtvolle Palme nur
sehr langsam und, erst nach 30 bis 40 Jahren ihres Alters,
giebt sie den beliebten Palmwein. Der Palmwein von
Phoenix sylvestris ist iiicht so beliebt, und wird in Indien
mehr von den armen Menschen genossen, wärend die
Reichen den Wein der Palmyra trinken.
Es möchte hinreichen, um gezeigt zu haben, dafs die
Familie der Palmen eine grofse Menge von Arten aufzuweisen
hat, welche den Menschen eine Masse der besten
Nahrungsnüttel gewähren; möge man aber nicht die, so
allgemein verbreitete Meinung theilen, dafs diese Nahrungsmittel
eben so reich und so leicht zu erwerben sind, als
das Clima glücklich ist, in welchem jene Palmen wachsen.
Gewifs ist die Cultur der Palmen der regelmäfsigen und
so ziemlich gewissen Erndte unserer Cerealien nachstehend.
Nur ein so leicht zu befriedigender Magen, nur so genügsame
Menschen, wie die Indianer, können sich für längere
Zeit von den Nahrungsmitteln der Palmen ernähren, und
wenn es auch allerdings wahr ist, dafs der wilde Indianer,
welcher in den Wäldern der Berge umherschweift, hauptsächlich
von wildwachsenden Palmen sich ernährt, so möge
man dabei nicht vergessen, dafs demselben auch manche
Tage vorübergehen, an welchen er nichts zu essen hat.
Es würde die mir vorgesteckten Grenzen dieses Handbuches
weit überschreiten, wollte ich hier alle die haupt-
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sächlichsten Früchte und deren geographische Verbreitung
aufzählen, welche in den verschiedensten Gegenden der
Erde, mehr oder weniger, nicht nur als Luxus, sondern als
wahres Nahrungsmittel benutzt werden. Aufser den vorher
aufgeführten Nalirungsmitteln pflegen selten, selbst in
solchen Gegenden, wo die schöilsten der wohlschmeckendsten
tropischen Früchte in gröfster Menge vorkommen,
diese als gewöhnliches Nahrungsmittel benutzt zu werden,
sondern sie dienen auch hier mehr zum Luxus, oder zur
Verfeinerung des Geschmacks der gewöhnlichen Genüsse.
Ja fast überall bei den Völkern, wo die wohlschmeckenden
Früchte der Tropen angebauet werden, da findet man
schon einen, mehr oder weniger hohen Grad von Cultur;
der rohe Indier kümmert sich um diese nicht, wenn sie
ihm nicht die gewöhnlichste Nahrung darbieten. Die herrliche
Orangenfrucht, die kostbare Mango, die Ananas, die
Anonen und so viele andere dieser edelen Früchte, findet
man nur selten bei den uncultivirten Völkern, daher ich
dieselben hier übergehe, und nur auf den Nutzen einiger
anderen Früchte aufmerksam mache, welche für gewisse
Zeiten mehr oder weniger die alleinige Nahrung der einzelnen
Völker ausmachen,- oder, auf irgend eine Weise,
mit der Lebensart derselben in unmittelbarer Abhängigkeit
stehen, und durch ihre eigenthümliche chemische Zusammensetzung
für längere Zeit aufbewahrt werden können.
Unter diesen, hier besonders aufzuführenden Früchten sind
manche, welche nur durch gewisse Lokalverhältnisse zu
einer besonderen Wichtigkeit für die Völker werden, wärend
sie, an anderen Orten vorkommend, wo gröfserer
Reichthum an besseren Früchten ist, als höchst unbedeutend
erscheinen, ja oft ganz übersehen werden.
Ich nenne hier folgende:
Die Wassermifs (Trapae spec. var.).
Die Wassernufs unserer europäischen Gewässer hat
bekanntlich sehr grofse Saamen, welche reich an Amylum
und fettem Oele sind, und obgleich sie in unseren Seen
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