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Schiiiimelbilclung mehrere Monate hindurch ununterbrochen
fort, dann aber hört die Bildung plötzlich auf, die gebildeten
Schininielmassen zerfallen und es kommt die noch
übrig gebliebene Substanz von dem verscliimmelten Brode
wieder zum Vorschein; diese Substanz kann man nun der
Stubenluft so lange aussetzen, als man nur will, um etwa
die dann herumiliegenden Sdiimmelsporen aufzufangen
und, was gewifs sehr zu beachten ist, man wird jetzt sehen
dafs Sich darauf keine neue Schimmel bilden. Ich möchte
m dieser Erscheinung eine Bestätigung meiner Ansicht
Uber die Bildung dieser niederen Geschöpfe finden, und
dann zugleich einen Beweis gegen das Umherfliegen der
Schimmelsporen in freier Luft sehen.
Die Bildung der kleinen Isarien, auf dem Leibe der
abgestorbenen Fliegen zur Herbstzeit, worauf ich schon
pag. 87 aufmerksam gemacht habe, ist hier ebenfalls in
das Gedächtnifs zurückzurufen.
_ So wie nun die Natur in der gegenwärtigen'Zeit nur
niedere Gebilde ohne Keime ihres Gleichen zu erzeugen
vermag, so hat sie einst, als sich die jetzige Erde mit
Pflanzen belebte, auf eine älmliche Art die höheren Pflanzen
und Tliiere erscliaffen, deren Fortpflanzung wir gegenwartig
nur durch Keime oder Eier vor sich gehen sehen
Hiebei ist aber noch ein anderer sehr wichtiger Umstand
zu erörtern; die Frage nämlich, ob die gegenwärtig bestehenden
sehr zahlreichen Arten von Pflanzen, gleich von
Anbeginn der gegenwärtigen Vegetation«-Epoche vorhanden
gewesen sind, oder ob sich die Zahl derselben allmäiich
vermeiirt hat, indem vielleicht einige Individuen, durch
den Emflufs des verschiedenen Clima's und die Eigenthumliclikeiten
des Bodens, so verändert worden sind dafs
sie gegenwärtig, als constant gewordene Varietäten' uns
a s bestimmte Arten ersclieinen müssen. Es wäre gewifs
Vieles sehr leicht zu erklären, wenn diese letztere Meinung
durch gegründete Beobachtungen unterstiizt werden könnte
auch wären gewifs viele Naturforscher sehr geneigt diese'
Annahme festzustellen, da der grofse Einflufs, welchen
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verschiedenartiges Clima und verschiedene Lokal-Verhältnisse
auf die Form der Pflanzen ausüben, ganz allgemein
bekannt ist, und gerade dadurch eine grofse Menge von
Formen entstanden sind, welche man als Arten festzustellen
sucht, obgleich ihre Charaktere ofi'enbar durch den
Einflufs verschiedenartiger äufserer Verhältnisse entstanden
sind. Aber eben in der Erkennung der Charaktere, welche
die natürliche'Art bestimmen, liegt gerade die grofse
Schwierigkeit, welche allerdings nicht zu verkennen ist.
„Die Art," sagt Herr Link,^) „ist das Beständige in der
Natur, das Gesetz in der Verschiedenheit und der Zweck
der Naturforscluing ist das Beständige, das Gesetz zu
suchen, wodurch die Mannigfaltigkeit in der Natur bestimmt
wird."
Wenngleich es wahr ist, dafs selir oft, giebt man sich
dem genauen Studium irgend einer Pflanzengruppe hin,
die Anzahl der Arten dieser Gruppe stark vermindert
wird, indem man erkennt, dafs diese oder jene Speeles,
auf irgend einem Wege, durch äufsere Verhältnisse veranlafst,
zur Veränderung ihrer Form gekommen ist, so
möge man hieraus nichts weiter erkennen wollen, als dafs
jene Arten auf unbeständige Charaktere gegründet waren,
und was unbeständig ist, das kann die Art nicht charakterisiren.
O! wollte man diese goldene Regel festhalten, so
würde sich die Zahl der niederen Cryptogamen-Arten sicherlich
auf ein Drittel der gegenwärtigen Summe reduciren
lassen.
Man gehe indessen in den Vermuthungen über die
zu grofse Arten-Zahl der phanerogamen Gewächse nicht
zu weit; die Erfahrung hat bis jetzt eine specifische Veränderung
der bestimmten, natürlichen Arten noch nicht
nachgewiesen, und ehe dieses nicht erfolgt ist, möge man
dieselbe auch nicht anerkennen,, denn sonst hört alle systematische
Naturforsclmng auf. Ich bin indessen der
Die Urwelt etc. 2te Aufl. I. p. 280.
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