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Wenn aber der Nord-Ost-Monzoon weht, wenn die mittlere
Temperatur der Monate Juni, Juli und August, weldie
stets über 22^ R. ist, in dem Monate November auf
15^ R., im December auf 13^ und im Februar selbst auf
10^ R. f:illt, wenn dann alle Wolken am llinmiel verschwunden
sind und in mehreren Monaten kein Tropfen
Regen zur Erde gefallen ist, dann ist dieses Pciradies, obgleich
noch in den Tropen gelegen, wie mit einem Zaubersclilage
verschAvunden. Die Felder sind kahl, die Riikken
der Berge sind versengt, denn die vertrocknete Pilanzenmasse
ist verstäubt und nur der Bodeii ohne Spuren
von früherer Ueppigkeit ist zurückgeblieben.
Wohl sind die Contraste ganz ähnlich, welche bei
uns im nördlichen Deutschland der lachende Sommer mit
dem herben Winter darbietet, wenn Monate lang der Boden
bei uns gefroren ist, welcher im Sommer mit dem
freundlichsten Grün bedeckt ist; aber das südliche China
liegt noch innerhalb, oder doch wenigstens aii den Grenzen
des nördlichen Wendekreises, in einer Zone, welche
bei uns nur ihrer Hitze wegen so allgemein bekannt ist.
Aehnliche Fälle, wo der Wind eben so entschieden
auf die Vegetation,, theils unmittelbar tlieils mittelbar einwirkt,
könnten noch in Menge aufgeführt werden.
Der Einflufs der Hydrometeore, oder der Feuchtigkeit
der Luft im Allgemeinen, auf die Vegetation ist noch
gröfser, als derjenige der Winde; ihr Fehlen oder ihr
Vorhandensein sind die hauptsächlichsten Momente, welche
das Vorhandensein einer Vegetation bedingen. Fast die
ganze Westküste von Südamerika zeichnet sich bekanntlich
durch eine, im Verhältnisse zur Breite sehr niedere
Temperatur aus, so wie auch durch einen sehr hohen
Grad von Trockenheit der Luft. Im nördlichen Chile, in
der Küstengegend von Bolivien und im südlichen Peru
giebt es grofse Landesstrecken, wo es niemals im Jahre
regnet; unabsehbare Sandebenen giebt es daselbst, so wie
muinterbrochene Gebirgszüge, welche auch nicht eine Spur
von lebenden Wesen aufzuweisen haben. Wenn sich aber
der Himmel in jenen Gegenden mit Nebel bedeckt, welche
imter dem Namen der Garúas bekannt sind, die an versclüedenen
mehr nördlichen Gegenden von Peru fast ein
giuizes halbes Jalir liindurch anhalten, und ihre Erklärung
durcli die Abkühlung in Folge der Kälte des Wassers,
Avelches die Ilumboldt's - Strönmng in jenem Meere von
Süd-West nach.Nord-Ost treibt, finden; dann, wenn dieser
feuchtere Zustand der Luft in jenen Ländern eintritt,
danu überziehen sich dort die kahlen und scheinbar vegetationslosen
Wände der Küsten-Gebirge mit anmuthigem
Griiii, und eine Menge der schönsten und seltensten Blumen
erheben sich aus diesem. Doch oftmals, wie z. B. in
der Provinz Tarapaca, der südlichsten von Peru, ist schon
in Zeit von 2 Monaten wieder Alles verschwunden, denn
hier halten sicli jene Garúas nur' kürzere Zeit hindurch.
Sclion im Vorhergehenden liabe ich bemerkt, was noch
in der Folge ganz bestimmt bewiesen werden wird, dafs
die Wärme der Luft, in Verbindung mit Feuchtigkeit, die
hauptsächlichste Bedingung für das Vorkommen und die
Verbreitung der Pflanzen ist; demnach müssen wir unsere
Untersuchungen mit der Betrachtung der Wärme-Vertheilung
und deren Einflufs auf die Vegetation beginnen. Wollen
wir die Höhe, oder den periodischen Gang der Wärme
für irgend einen Ort kennen lernen, so müssen wir mit
den Beobachtungen über den täglichen Gang der Wärme
beginnen, und diesen erhalten wir durch stündliche Beobachtungen
der Wärme der Luft vermittelst des Thermometers.
Die stündlichen Beobachtungen werden nun, je
nach den verschiedenen Breiten und Höhen, mehr oder
weniger grofse Verschiedenheiten unter sich zeigen; gröfser
werden dieselben in höheren Breiten, so wie in gröfseren
Höhen sein, dagegen werden sie im Allgemeinen immer
geringer, je mehr man sich dem Aequator nähert,
wo oftmals, besonders an der Küste, oder auf offenem
Meere, eine bewunderungswürdige Gleiclmiäfsigkeit in den
Temperaturen des ganzen Tages herrscht. In der grofsen
Zahl von Temperatur-Beobachtungen ^ welche ich in