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S a n d p f l a n z e i i j welche an diesem Orte gleichfalls
aufgeführt werden müssen, haben wir schon früher in Betrachtung
gezogen. Aufserdem sind noch die Schutt-
P f l a n z e n (plantae giareosae) zu nennen, welche nach
Herrn Scllou^v auf den aufgelösten Gebirgsmassen am vorzüglichsten
gedeihen. Es dienen hiezn als Beispiele Saxífraga
rivularis, Ranunculus alpestris und R. glacialis. Auf
der Hochebene im südlichen Peru, in einer Höhe zwischen
1 4 - , 15- und 16000 Fufs, kommen grofse Strecken von
mehr als einer Tagereise Länge vor, wo der ganze Boden
aus einem weifsen verwitterten Trachyte besteht, welcher
einem feinen Sande sehr ähnlich erscheint. In diesem
verwitterten Gesteine wachsen einige Sida-Arten, als
Sida pedicularifolia mihi^), von ausgezeichnetester Schönheit
und in der Lava-Asche der südamerikanischen Cordilleren-
Vulkane, fand ich andere, eben so niedliche Sida-Arten^
als Sida borussica mihi, mehrere Gräser, sonderbar gestaltete
Bacchariden, als Baccharis phylicaeformis nob., B. genistelloides
Hook, B. sagittalis Lessing, B, quadrangularis
nob. und das Tulostoma Meyenii Klotzsch, einen ganz
ausgezeichneten Pilz. In anderen Gegenden fanden wir
unter ähnlichen Verhältnissen, wie auf dem Kegel des Vulkan's
von Maypu, ebenfalls sehr niedliche Pflanzen, z.B. Calycera
ventosa nob. u. a. m. Aber höchst eigenthümlich sind
die Formen dieser alpinischen Schutt-Pflanzen in Amerika,
denn sie erscheinen immer in kleinen Häufchen, welche
zuweilen änfserst niedlich auf der dunkeln Lava-Asche
abstechen, wie z.B. das kleine, ganz dicht mit Haaren bedeckte
Häufchen der Blätter von Sida borussica, woraus sich
die Blüthen hervorschieben, welche, noch vor der Entfaltung,
der Länge nach weifs und ganz dunkel violett gefärbt sind.
IL In Hinsicht der Natur des Bodens.
Wir unterscheiden hier abermals drei verschiedene
Gruppen, je nachdem die Pflanzen auf anderen lebenden
) S . M e y e n ' s B e i s e xi, s, w . I . p . 4 6 0 .
) S . M e y e n ' s R e i s e u . s , w . 1 . p . 3 5 6 .
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Pflanzen, auf todten organischen Stofl'en, und auf Kunstprodukten
vorkommen. Wir haben bisher die todte Natur
als den Boden der Pflanzen betrachtet, doch es giebt
eine grofse Zahl von Gewächsen, welche auch auf organischen
Gebilden festsitzen. AVir betrachten hier vor Allen
die sogenannten parasitischen Pflanzen, welche,
wie es schon der Name sagt, parasitisch auf anderen
Pflanzen wurzeln. Unsere Mispel (Viscum album L.), die
auf den hohen Bäumen unserer Gegenden wächst, ist allgemein
bekannt; sie ist ein Parasit, ihre Saamen treiben
Wurzeln, welche durch die Rindensubstanz der Bäume
liindurchdringen und dann die Nahrung aus dem Holze ,der
Bäume ziehen, auf welchen der Parasit wurzelt. In wärmeren
Gegenden, ganz besonders in den Tropen und in
der subtropischen Zone, wird die Mispel durch die Gattung
Loranthus ersetzt, deren Arten-Zahl eben so grofs
ist, als es die Pracht ihrer scharlachrothen Blüthen ist.
Die parasitischen Gewächse zeigen jedoch in den Verhältnissen,
worin sie zu ihrem Boden stehen, welcher
gleichsam ihre Mutterpflanze ist, so grofse Verschiedenheiten,
dafs es nöthig ist, dieselben in besondere Unterabtheilungen
zusaikmenzustellen, welche auch in pflanzengeographischer
Hinsicht wichtig sind.
Wir unterscheiden:
1) Wahre Parasiten (plantae parasiticae Vera
e). Es sind Pflanzen, welche auf den Wurzeln anderer
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Pflanzen aufsitzen und so innig mit der Substanz der
Mutterpflanze verbunden sind, dafs diese selbst ein eigenthümliches
Organ aus ihrer Substanz bilden, welches den
Parasiten als Unterlage dient. Die hieher gehörigen Pflanzen
waclisen immer nur auf bestimmten Arten anderer
Pflanzen, und zeichnen sich, durch verschiedene Merkmak,
von den übrigen, nicht parasitischen Pflanzen sehr bestimmt
aus, z. B. drurch Fehlen der Hautdrüsen u. s. w. Dem
Saamen aller waliren Parasiten fehlt der Embryo, und
durch genaue Untersuchung der Verbindungs-Art zwischen
dem Parasiten und der Mutterpflanze geleitet, behaupte
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