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A n m e r k . W^ärend des Druckes dieses Buclies erschien der
4tc Band von Herrn Rltter's Erdkunde, worin der berühmte Herr
Verfasser mehrere Indische Culturpflanzen In Hinsicht Ihrer geograpliischen
Verbreitung, so wie in Hinsicht des Einflusses, welclien
die Cultur derselben auf den Menschen ausübt, mit der ihxn eigenen
Gelehrsamkeit zum Gegenstande besonderer Untersuchungen
gemacht hat, worauf ich hier verweisen mufs. Man fmdet in dem
angeführten Werke über folgende Cultur-Pflanzen, welche ich in
dieser Schrift ebenfalls abgehandelt habe, sehr ausführliche Mittheilungen:
Nämlich über die Banane, die Pfeffer-Pflanze, den Dattelbaum,
die Cocos-Palme, die Areca-Palme und die VX^'einpalme, wo^
bei der grofse Geograph eine Menge der interessantesten Beobachtimgen
an das Tageslicht gebracht hat, welche in der, so sehr zerstreuten
Literatur über Indien, dem Publikum nicht leicht bekannt
geworden wären.
Der Oelbaum (Olea europaea L.).
Der Oelbaum gehört zu den nützlichsten Gewächsen
welche die menschliche Gesellschaft aufzuweisen hat, dessenungeachtet
ist die Cultur desselben eigentlich sehr beschränkt;
erst seit der Entdeckung von Amerika breitet
sich dieselbe weiter aus. Das südliche Europa, zwischen
44 bis 36^ N. Breite, ist der eigentliche Sitz der Cultur
des europäischen Oelbaums; er erfordert eine mittlere
Wärme von 14,5® bis 19*^ Cels. richtet sich aber hauptsächlich
nach der Strenge des Winters. In Ländern,
wo die mittlere Temperatur des Winters unter 5,5® Cels.
ist, da gedeiht der Oelbaum nicht ohne Schutz, welchen
man den grofsen Plantagen auch nicht angedeihen lassen
kann. In Europa wird der Oelbaum bis 44}® N. Breite
cultivirt, weiter hinauf findet man nur einzelne Anpflanzungen
und gerade nur in gut geschützten Gegenden.
Schon auf den Halbinseln des südlichen Europa's gedeiht
der Olivenbaum in den Küstengegenden, wo der Winter
um so milder ist, ganz aufserordeiitlich, weniger dagegen
auf den Hochebenen jener Länder, wenngleich dieselben
von keiner grofsen Erheblichkeit sind. Eben die milderen
Winter des Küstenclima's machen es, dafs der Oelbaum
noch auf der Krim cultivirt wird, wo aber die Früchte
schon ein schlechtes Oel geben sollen. So wird auch
in den untern Theilen des Rhonethaies und auf der südlichen
Seite der Cevennen der Oelbaum angetrofi^en. Bei
einem geringen Schutze kann der Olivenbaum weit höher
nach Norden liinaufgehen, wie dies ein Bäumchen zeigt,
welches im botanischen Garten zu Bonn im Freien gezogen
wird.
Die geringe Ausdehnung der Zone der Oliven - Cultur
gegen Osten nnd Süden mag auch wohl darin ihren Grund
haben, dafs in diesen Gegenden meistens andere Pflanzen
vorhanden sind, deren Saamen ein ähnliches, ja auch eben
so gutes Oel, als das der Oliven geben, z. B. die Oelbringende
Camellia (C. oleifera) in China und Japan, Camellia
drupifera in Cochin-China und Thea oleosa in China,
sowie die grofse Anzald von Palmbäumen und Ricinus-Arten,
deren Saamen ebenfalls auf Oel gezogen werden.
Das Ricinus- oder Castor-Oel bereitet man durch anhaltendes
Auskochen und Auspressen der Ricinus-Saamen;
der Gebrauch desselben ist wohl allgemeiner, als man es
vielleicht bei uns glauben möchte. In Indien, in China^
in Amerika, in Afrika und selbst in den Colonien Australiens
wird das Castor-Oel zum Essen benutzt.
In Ostindien wird das Oel aus den Saamen von Sesamum
Orientale und von Raphanus (Brassica) orientalis
eben so gewöhnlich, wie das Oliven-Oel im südlichen
Europa zur Nahrung benutzt, ja es kann daselbst als eins
der hauptsächlichsten Nahrungsmittel angesehen werden.
Der Oelbaum vermag eine bedeutend höhere mittlere
Jahreswärme zu ertragen, als diese, welche ihm im
südlichen Europa zukommt, und er scheint dabei meistens
noch viel üppiger zu wachsen, als in unserem kälteren
Clima von Europa. Auf den Canarischen Inseln sind die
Oliven Bäume heutigen Tages zwar selten, doch sie wuchern
daselbst, wie die Weiden unseres Clima's Zwar
wächst der Oelbaum auf diesen schönen Inseln erst in
S. L.VtBuch, Beschreibung der Canarischen Inseln, p. 122 etc.
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