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(lensolben auch nur mit einiger Ausfülirliclikeit behandeln.
Es ist bekannt, wie äufserst vielfach die Bereitung der
Zeuge ist^ Avelche den Siidsee-Insulaneren zur gewöhnlichen
Kleidung dienen. Ich kann hier die Zubereitung dieser
Zeuge j aus der Rinde verschiedener Bäume, übergehen,
indem dieselbe schon so oft, in den verschiedensten Schriften,
mitgetheilt worden ist; wer hierüber nähere Auskunft
zu haben wünscht, dem sind die Berichte der klassischen
Reisen von Cook zu empfehlen. Hier beschränke ich mich
auf das Anführen derjenigen Pflanzen, welche hie und da
zur Bereitung der Kleidungsstücke von den Bewohnern
verschiedener Länder gebrilucht werden.
Die bekannteste aller dieser Pflanzen ist bei uns der
Flachs (Linuni usitatissimum) und der Hanf (Cannabis sativa),
deren so äufserst vielfältige Benutzung allgemein
bekannt ist. Der Flachs hat in der alten Welt sein Vaterland,
aber in Nordamerika befindet sich eine andere Art,
welche ebenfalls zu denselben Zwecken benutzt werden
könnte. Gegen Osten und gegen Süden wird die Cultur
des Flachses überall durch den Anbau der Baumwolle verdrängt,
welclie eine viel reichhaltigere Erndte giebt. Auf
den kalten Hochebenen Indiens, wo keine Baumwolle gedeihet,
da wird noch Flaclis cultivirt, doch meistens nur
auf die Oel-Gewinnung. Ob unser Flachs auch in China
cultivirt wird, ist eigentlich wohl nocli unbekannt; das
Fabrikat, welches zu uns als chinesische Leinewand kommt,
ist wenigsten^ einer anderen, uns noch unbekannten Pflanze
angehörig.
Die Baumwoll-Pflanze.
Die Baumwollpflanze ist eine der nützlichsten für das
Menschengeschlecht, welche auf der Erde cultivirt wird;
es ist sehr wahrscheinlich, dafs eine gröfsere Menge von
Menschen durch Baumwollenzeuge gekleidet werden, als
durch irgend einen anderen Stoff.
Nicht nur in den tropischen Gegenden aller Länder
der alten und der neuen Welt wird die Baumwolle ange-
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bauet, sondern sie geht auch weit über die Tropen hinaus,
selbst bis in Gegenden, deren mittlere jährliche Temperatur
zwischen 13 und 14^ R. steht, was gerade noch den
südlichsten Gegenden von Europa zukommt. In einzelnen
Fällen, wie z. B. in der Krimm, wo nocli andere Ursachen
vorhanden sind, welche die Winterkälte mäfsigen, geht die
Cultur der Baumwollenstaude in Europa bis zum 45^ N,
Breite; in Asien selbst bis Astrakan. Im südlichen Spanien,
im südlichen Italien, auf Sicilien und in Griechenland,
wie überhaupt rund um das mittelländische Meer, in
Syrien, Aegypten und in Kleinasien wird die Baumwolle
cultivirt, welche dem Gossypium herbaceum angehört; es
ist die gewöhnliche Pflanze mit weifser Wolle, in Sicilien
und Griechenland wird aber auch eine Staude mit gelber
Wolle cultivirt, wahrscheinlich das Gossypium religiosum;
doch ist hier, in diesen heifsen Gegenden, wo der Oelbaum
und die Oranje so herrlich gedeihen," die Cultur dieser
Pflanze noch in sehr geringem Umfange. Bedeutender dagegen
wird dieser Culturzweig in Kleinasien, in Aegypten,
in den angrenzenden Ländern des alten Asiens, in China
und in Japan, wo sie sich, fast beständig bis zur Breite
von 40 und 41^ nördlich hinauf erstreckt. Nach den Mittheilungen,
welche wir über die Verbreitung der Baumwollen
- Cultur bei Royle^) finden, soll Gossypium vitifolium
um Cairo, in Westindien und um Rio de Janeiro cultivirt
werden, wo aber auch G. herbaceum und G. barbabadense
zu finden ist. Auf Portorico wird Gossypium
racemosum und auf den französichen Besitzungen AVestindiens
meistens G. hirsutum cultivirt.
Die Zahl der Arten dieser Gattung, welche sämmtlich
die Baumwolle, bald von weifser, bald von gelber Farbe
liefern, ist wohl recht sehr grofs und noch lange nicht
mit gehöriger Genauigkeit bestimmt. Zwar ist die Cultur
der Baumwolle weiter verbreitet, als irgend eine andere
Nutzpflanze, doch möchten die einzelnen Arten der Gattung
*) Illustr., Fase. III.
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