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bauen, kann sich von ihnen mit Leichtigkeit die hinreichende
Nahrung verschaffen.
In Ostindien ist die Bereitung des Sagumehls Gegenstand
eines selir ausgedehnten Zweiges des Ackerbaues
geworden, der zugleich sehr einträglich ist. Der indische
Sagubaum, Sagus Rumphii oder Metroxylon Sagus Roxb.,
liefert eine so grofse Quantität von Nahrungsstoff, dafs er
darin alle übrigen Culturpflanzen weit übertrifft. Ein einzelner
Stamm dieser Palme giebt im 15ten Jahre bisweilen
schon 600 Pfund Sagù, und eine englische Acre Landes
(40 Ruthen lang und 4 breit) kann 435 Sagù-Palmen ernähren,
welche demnach jährlich an 8000 Pfunde Sagù
geben. *)
Die Guineische Oel-Palme (Elais guineensis L.)
Die grofse Menge von Palmöl, welche gegenwärtig
in unseren Fabriken verbraucht wird, soll hauptsächlich
von der Elais guineensis Linn, abstammen, wärend das
bekannte Cocosnufs - Oel aus den Nüssen von Cocos nucífera
und das aus Amerika zu uns kommende Oel hauptsächlich
von Cocos butyracea bereitet wird. Die Elais
guineensis hat ihr Oel in der fleischigen Hülle, welche
den Saamen dieser Palme überzieht, und man erhält das
Oel durch blofses Auspressen dieser Saamenhüllen, wärend
das bei der Cocosnufs durch Auskochen, oder durch vorhergehende
Fäulnifs und durch Auskochen der Nüsse gewonnen
wird.
Dieses Palmöl ist sowohl weifs als gelblich, und hat
eine Consistenz wie Butter, einen lieblichen Veilchengeruch,
und auf der Zunge einen zarten und angenehmen Geschmack.
Seitdem, besonders in neueren Zeiten, der Verbrauch
dieses PalmöFs in unseren Fabriken so grofs ist,
ist dasselbe ein bedeutender Handelsgegenstand geworden,
und dient nun den Bewohnern der Tropen zur Vermehrung
ihres Wohlstandes.
) S. Crawford Hist, of the Ind. Archíp. I. pag. 387 und 393.
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D{e Wein-Pahna.
So wie wir im Vorhergehenden gesehen haben, dafs
sich einige Palmen durch besondere Nutzbarkeit ihrer einzelnen
Theile auszeichnen, indem die eine ganz vorzüglich
nützliche Früchte, die andere ein nahrhaftes Mark, andere
vorzügliches Oel geben u. s. w., so giebt es noch mehrere
andere Palmen der tropischen Zone, welche meistens ganz allein
nur auf Palm wein gezogen werden. Ich nenne hier die
Phoenix (Elate) sylvestris, an der Küste von Malabar und
auf den niederen Plateau's von Indien, die Nipa-Palme
auf den Philippinen und Java, Cocus butyracea (Weinpalme)
in Südamerika, und vorzüglich den Borassus ñabelliformis,
obgleich noch viele andere Palmbäume Wein
geben, welcher aber nicht in so grofsen Massen fliefst und
nicht so gut ist Die Gewinnung des Palmwein's aus der
genannten Pflanze ist ganz gleich derjenigen, aus dem Safte
der Cocospalme, welcher besonders geschätzt wird. Indem
man den Blüthenkolben, ehe er ganz ausgebildet ist, entweder
blofs an der Spitze einschneidet und diesen Schnitt
täglich erneuert, oder indem man den ganzen Schofsíing
abschneidet und die Wunde täglich erweitert. Mehrere
dieser Weinpalmen geben auch aus ihrem Safte eine grofse
Menge Zucker, und dieser wird dann meistens zu Arrack
verbrannt.
Die Bereitung des Palmweins aus der Wein- oder
•Königspalme (Cocos butyracea) Südamerika's ist eine andere,
worüber uns Herr Alex. v. Humboldt *) umständliche
Nachrichten mitgetheilt hat. Nämlich nachdem der Stamm
dieser Palme, der nur wenig gegen die Höhe abnimmt,
umgeworfen ist, wird unterhalb des Blätter- und Blüthengipfels,
in dem holzigen Theile desselben, eine Aushöhlung
von 18 Zoll Länge, 8 Zoll Breite und 6 Zoll Tiefe gemacht,
worin sich nach 3 Tagen ein weifslicligelber, sehr
klarer Saft versammelt, welcher einen süfslichen, weinar-
') Reise in die Aequinoctial-Gegenden. VI. 2. 1832. pag. 55,
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