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ria, Sediiin aero, Seduin Telephium; auch Hederá Helix gehört
zu den Ruinen - Pflanzen und noch viele andere.
Recht sehr ist jedocli hiebei zu bemerken, dafs alle diese
Pflanzen, welclie wir so eben als Mauer- und Ruinen-
Pflanzen kennen gelernt haben, dafs diese auch eben so
gut auf ganz anderem Boden, sowohl auf der Erde, als
auf Baumrinden und auf Felsenmassen vorkommen, und
nur (lefslialb darf iluien eine besondere Neigung zu diesen
künstlichen Standorten zugeschrieben werden, weil
sie, in gewissen Gegenden, fast niemals daselbst fehlen.
Mit den Dach-Pflanzen (plantae tectorum) verhält
es sich ebenso; das Sempervivum tectorum liebt diesen
Standort ganz vorzüglich, doch kommf es eben so
gut auf anderen, natürlichen Standorten vor. Auch die
vielen Moose, welclie in nordischen Gegenden auf den
Dächern der Wohnungen wachsen, kommen eben so gut
auf der Erde, als auf Felsen und auf Baumrinden vor.
B r e t t e r - oder P l a n kwe r k s - P f lanzen (plantae
p a r i e t i n a e ) sind dergleichen, welche an den hölzernen
Zäunen vorkonnnen, \vomit gewöhnlich inisere Gärten eingefasst
sind. Die Parmelia parietina und die Lecanora
muralis sind die gewöhnlichsten Flechten, welche unter
diesen Verhältnissen vorkommen, aber auch eben sowohl
auf Steinmauern und auf Felsen wachsen. In nordischen
Gegenden sind die Usneen häufiger auf dergleichen Holzwerken
sitzend, als bei uns, und in Ostpreufsen pflegen
selten an einer Scheunenthüre eine grofse Anzahl von Ramalina
fraxinea zu fehlen, welche Exemplare zeigen von 3,
4 und 6 Zoll Länge. In den westlicher von uns gelegenen
Gegenden, finden sich sehr häufig jene Conferven
auf den Zäunen, welche die Form der alten Trentepohlea
zeigen und schon so häufig aus einer Gattung in die andere
gebracht worden sind. Es gehört diese Pflanze ganz
entschieden zu eben derselben Species, welche das bekannte
wohlriechende Veilchen-Moos liefert, das auf den
Felsen im Riesengebirge und auch an anderen Stellen
vorkonnnt.
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S c h u t t - oder Gemill-Pflanzen (plantae ruderales
seu ruderatae) sind solche, welche auf den Schuttoder
den Gemill-Haufen, in der Nähe der Wohnungen zu
finden sind. Auch sie sind für verschiedene Gegenden
verschieden. Bekannt sind als solche Pflanzen Chenopodium
vulgare, Senecio viscosus, Borrago officinalis, Xanthium
strumarium, Hyoscyamus niger u. s. w. Es fallen
diese Pflanzen mit denjenigen zusammen, welche vorzüglich^
gerne in der Nähe der Städte und Dörfer wachsen,
und unter den plantis urbanis begriffen werden.; gewöhnlicli
ist auch hier ihr Standort auf dergleichen Plätzen,
welche einst mit Schutt beworfen waren.
Zu den besondern Eigenthümlichkeiten über das Vorkommen
gewisser Pflanzen auf bestimmten Standorten,
gehört z. B. das Vorkommen von Racodium celluläre,
einem äusserst niedlichen Pilzchen, welches auf den Weinfässern
erscheint; von der sogenannten Conferva fenestralis
(Byssocladium fenestrale) auf Fensterscheiben und von
Conferva dendritica auf Papier. Das Racodium wächst
allerdings auch auf ähnlichen Standorten, so wie die Conferva
fenestralis, welche man auf jeder Glasscheibe ziehen
kann, die anhaltend der feuchten Luft ausgesetzt wird.
Sehr wichtige Unterschiede liefern die Pflanzen für
geographische Zwecke, wenn man ihr Verhältnifs zu dem
Boden und zu den geselligen Pflanzen betrachtet, in deren
Nähe sie vorkommen. Der Boden kann nämlich im
natürlichen Zustande seiil, oder er ist cultivirt, oder auch
der cultivirte Boden liegt wieder Unbenutzt. Für diese
Fälle lassen sich eine Menge von Pflanzen aufführen,
welche zu beweisen scheinen, dafs dieselben an solchen
und nicht an anderen Standorten mit Wohlgefallen vegetiren.
Wir betrachten erstlich:
L Die Pflanzen auf angebauterat Lande (pl.
locorum cultorum).
Alle Pflanzen, welche künstlich auf geackertem Boden
gesäet oder gepflanzt werden, heissen Cultural
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