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2 ) Die Kalkpflaiizcn (plantae calcarcae) wachsen
auf kiilkigem Gestein; es giebt einige Pflanzen, wie z. B.
die Familie der Orchideen, welclie diesen Boden ganz besonders
lieben, imd einzelne Arten aus derselben kommen
nur auf Kalkfelsen vor. Ein Beispiel hiezu giebt das Cypripedium
Calceolus, welches ich schon früher aufgeführt
habe. Teucrium .montanum, Sesleria coerulea und andere
Pflanzen mehr, zeugen von einem kalkhaltigen Boden.
Kalkgebirge zeigen noch mehrere andere Eigenthiimliclikeiten
in Hinsicht ihrer Vegetation; sie zeigen meistentheils
nur wenig Wälder, überhaupt weniger eine baumartige,
als eine standen- und str,auchartige Vegetation, daher ihnen
viele kleine Pflänzchen, welche im Schatten jener Gesträuche
wachsen, zukonnnen.
Der Gips unter den kalkigen Gebirgsarten scheint
noch seine eigenthiindichenFormen aufzuweisen zuhaben;
es ist die Gattung Gypsophila, deren Arten auf gipshaltigern
Boden ganz gewöhnlich vorkommen. Man hat dc;mnach
auch sogenannte Gipspflanzen.
Ein Torf-haltiger Boden zeigt ebenfalls seine eigentlüimliche
Vegetation, und diese ist in nordischen Gegenden,
w^o Torfmoore so häufig sind, für den Charakter der
Landschaft äufserst wichtig. Die Pflanzen, welche auf diesem
Boden wachsen, zeichnen sich besonders durch geselliges
Auftreten aus und zeigen iibermäfsige Wurzelbildung.
Beispiele hiezu geben die Sphagnum-Arten, welclui
nur selten noch andere Pflanzen zwischen sich aufkommen
lassen. Vaccinium oxycoccus, Andromeda polifolia,
die Drosera-Arten, mehrere Juncus - Arten und Salices
sind die gewöhnlichsten Torfpflaiizen (plantae turf
o s a e , plantae caesp i tosae) . Bildet sich der Torf
in ausgestochenen Gräben, wo sich Wasser angesammelt
hat, so sind Charen und Conferven die ersten Gewächse,
welche in unsern Gegemlen zur Torfbildung den Stoff*
hergeben. Später zeigt sich Spongilla lacnstris ,an den
Wänden der Torfgräben; es erscheinen die Utricularien,
der Scirpus palustris, Myriophyllen, Equiseten, Nymphaeen
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u. s. w., deren Substanz wieder verschwindet und die Tiefe
des Grabens allmälich ausfüllt, indem sich die Seitenwände
dabei zugleich immer mehr und mehr näheren. Ist der
(Jra])en erst zugewachsen und hat sich etwas fester Boden
auf der Oberfläche gebildet, so erscheinen Comarum
palustre, Alisma Plantago, Vaccinium oxycoccus, Droserae,
EriophoraU.S.W, und somit ist der Torfboden wieder von
Neuem erzeugt.
Ich habe hier die geognostische Beschafi'enheit des
Bodens in Hinsicht des Einflusses auf das Vorkommen
der Pflanzen betrachtet, unterlasse aber auch nicht nochmals
die Bemerkung zu machen, dafs dergleichen Pflanzen,
welche einem besonderen Boden besonders eigenthümlich
sind, auch sehr häuflg auf anderem Boden vorkommen;
j a es giebt Botaniker, wie z. B. Herr Decandolle wcIt
eher versichert, dafs er in Frankreich beobachtet habe,
wie eine jede Pflanze jenes Landes auf jedem Boden wachsen
könne, ein Resultat, welches wold nicht anzuerkennen
sein möchte. Ich glaube nicht, dafs Carex arenaria auf
Torfboden und dafs, Cineraria palustris auf fliegendem
Sande wachsen können. Gewifs aber ist es, dafs die geognostische
Beschaffenheit des Bodens weniger, als dessen
chemische Beschaffenheit auf das Vorkommen ..der Pflanzen
einwirkt.
Die chemische und geognostische Beschafl'enheit des
Bodens ist aber, auch noch in anderer Beziehung, auf die
Verbreitung der Pflanzen wichtig. Es scheint nämlich,
dafs Pflanzen, welche irgend einen besonders beschaffenen
Boden vorzüglich lieben, dafs diese Pflanzen einen weit
gröfseren Verbreitungsbezirk aufzuweisen haben, als andere
Pflanzen, welche in gewöhnlicher Dammerde.vegetiren;
denn nur zu oft wiederholen sich jene örtlichen Verhältnisse,
welche dann das Erscheinen der dazu gehörigen
Pflanzen bedingen.
Die Danmierde liefert denjenigen Bodeii, welcher für
Dlctlonnalrc des scienc. nat. Tom. XVIII. p. 377.
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