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die, dahin gehörigen Länder vor Allem in ihren Zustand
vor mehreren Jahrhunderten zurückdenken, in jene Zeit
namhcli, wo die menschliche Gesellschaft noch weniger
zerstörend auf ihren natiiriichen Zustand eingewirkt hatte,
denn unser südliches Deutschland z. B. hatte damals, als
die Romer ni dasselbe eindrangen, ein ganz anderes Ansehen.
von uns das nördliche und das südliche Europa
vergleichend betrachtet hat, dem wird die Verschiedenheit
der Vegetation, jenseits der Alpen und Pyrenäen von derjenigen
im nördlichen Frankreich und Deutschland schon
bei dem ersten Blicke aufgefallen sein; diese Verschiedenheit
begründet sich aber auf die Verschiedenheit der Baumvegetation
und auf die Vertlieilung dieser Baummassen zu
der Vegetation der Felder und Wiesen. Wenn auch, wie
Herr Scliouw «achgewiesen hat, im nördlichen Europa die
Umbellateu und die Cruciaten verhältnifsmäfsig vorherrschend
sind, und im südlichen Europa die Labiaten, die
Caryophylleen oder auch, nach Herrn Mirbel, die Syngenesisten
das verhältnifsmäfsige Maximum an Arten zeigen
so werden diese Pflanzen docli keineswegs das Charakteristische
darstellen können, wodurcli wir eben die italienisclie
Landscliaft von der unsrigen zu unterscheiden im
Stande sind. Ja Herr Scliouw hat dieses ebenfalls anerkannt
und die Bezeicliung des Reiches der Umbellateu und
Cruciferen von demjenigen der Labiaten und Caryophylleen
des südlichen Europa's, für nicht so bestimmt geschieden
erklart, als dieses von seinen andern pflanzengeographischen
Reichen der Fall ist. Mehr als die Hälfte der Arten
dieser Zone Europa's erscheint auch im südlichen Europa
inid es sind nur äufserst wenige Gattungen jener vorherrschenden
Familien, welche dem südlichen Europa eigenthumlich
sind. Einige Familien sind zahlreicher im nördlichen
emige im südlichen Europa, jedoch sind alle Unterschiede,
welche sich hierauf gründen, nur sehr gering.
Das häufige Auftreten unserer herrlichen Wiesen, die
f w der sich
der achholder (Juniperus communis L.), das Ledum pa-
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lustre, Andrómeda polifolia und hie und da einige kleine
Weiden erheben, und die grofsen Wälder von Laubhölzern,
init> zarten, hellgrünen Blättern, neben den Massen der
gesellig stehenden Kiefer, das ist das Hauptsächlichste in
der Pflanzenvertheilung unserer Zone im Grofsen. Die
Wälder unserer Laubhölzer verlieren im Winter ihre grüne
Decke, nur die Mistel (Viscum album L.) grünt alsdann
hie und da in den schattenlosen Kronen; Erde und Bäume
bedecken sich zu dieser Zeit mit Schnee und nur das dunkele
Grün der Nadelhölzer zeigt alsdann, dafs die Vegetation
noch nicht erstorben ist. Aber im Frühlinge, bei
dem Wiedererwachen unserer nordischen Vegetation, entwickelt
die Natur einen Reiz, welcher selbst der heifsen
Zone abgdht; diese hellgrüne, frische Belaubung unserer
schönen Laubhölzer, wie sie im Monate Mai erscheint,
möchte in keiner andern Zone wiederzufinden sein. Unsere
Wälder sind arm gegen die üppige Vegetation der heifsen
Gegenden; statt glänzender Tillandsien, wie sie in der
Aequatorial-Zone erscheinen, werden die Rinden unserer
Waldbäume mit Usneen, Ramalinen und anderen Laubflechten
und Moosen bezogen. Statt der Lianen der Tropen
schlingt sich in unseren Laubwäldern die Lonicera
Periclymenum auf die Kronen der niederen Bäume hinauf,
und nur der Epheu (Hederá Helix) bekleidet die Stämme,
wo unter tropischem Himmel die duftenden Orchideen, die
glänzenden Aroideen und die zahlreichen Farrnkräuter in
grofsen Massen befestigt sind. Der Hopfen (Humulus Lupulus)
ist noch die bedeutendste Schlingpflanze unserer
kälteren temperirten Zone.
Unter den Gesträuchen hat diese Zone einen grofsen
Reichthum aufzuweisen, und die hauptsächlichsten derselben
sind mit grofsen und schönen Blüthen versehen. Unsere
zahlreichen Rosen, unsere Rubus-Arten, unser Schneeball
(Viburnum Opulus) gehören zu den ausgezeichneten Pflanzen
nördlicher Gegenden.
Gehen wir weiter östlich nach Asien hinein und vergleichen
die Vegetation dieser Gegenden mit der unserigen,
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