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resiifer tropischer Gegenden; überall da nämlich, wo das
Meer nicht durcli Felsen oder Sandniassen eingefafst wird,
sondern Dannnerde-lialtige Ufer hat, welche theils fest,
theils moorig sind, nnd, durch die Fluth des Meeres, stark
mit Feuclitigkeit imprägnirt Averden. Auf solcliem Boden
^finden sicli in tropischen Gegenden ganz eigenthiimliche
Pilanzenfonuen, welche diclite, undurchdringliche, meilenlange
Wälder bilden, die beständig die Ufer des Meeres
einfassen. Die gewöhnlicliste dieser Meeres-Ufer-Pflanzen,
welche vorziiglicli'am Ausflusse grofser Ströme vorkommt,
ist die Mangle (Rliizophora Mangle L.) oder der
Wurzelbaum; er hat das besoifders Merkwürdige an sich,
dafs seine Saamen nicht abfallen und in der Erde wurzeln,
sondern dieselben, keimen sclion aus der Frucht
heraus und senken sicli mit ihrem Wurzelende, bis sie den
morastigen Boden erreichen, von dem aus sie von Neuem
treiben, so dafs alsbald, aus einem einzigen Stamme, ein
ganzer AVald entsteht, auf dem man, zur Zeit der Ebbe,
umlier wandern kann. Aufser den Rhizoplioren sind es
hauptsächlich die Avicennien, welche dergleichen Meerufer-
Waldungen (iVIangrove-Waldungen in Brasilien) bilden.
In Brasilien ist es die Avicennia nitida und die Av. tomentosa
L., welche die Mangrove-Wälder bildet; an den tropischen
Küsten Afrika's sind es Rizophora und Avicennia
tomentosa, und an den Meeresufern von Indien und Neu-
Holland kommen die Gattungen Rhizopliora, Avicennia,
Aegiceras und Bruguiera vor, und, besonders an den
Ufern der Flüsse, an ilirem Ausgange in das Meer, kommen
daselbst häufig die prachtvollen Barringtonien vor.
Herr Alexander von Humboldt hat bei der Mündung
des Rio Sina verschiedene Schwämme (als Boletus,
Hydnum, Helvella und Thelephora-Arten) gesammelt, welche
an den Rhizophoren-Bäumen hingen und daselbst gediehen,
obgleich sie bei der Fluth vom Salzwasser bespült
' wurden.
Reise u. s. w. Theil 6. 2lc Hälflc p. 57.
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Die Pflanzen, welche in der Erde Wurzel treiben und
in der Luft wachsen, nennt man Landpf lanzen (plantae
terrae adfixae); sie zeigen, in Bezug auf die chemische
Beschaffenheit des Bodens, grofse Verschiedenheiten, obgleich,
wie schon früher davon die Rede war, die Pflanzen
sehr wenig von dem Inhalte des Bodens aufnehmen.
Schon vorhin, bei Betrachtung der Wasserpflanzen haben
wir derjenigen gedacht, welche in Salzquellen vorkommen,
so wie der Strandpflanzen, welche mit jenen Salzpflanzen
übereinstimmen. Auch diese Pflanzen sind Landpflanz
e n und kommen auf einem Boden vor, der mit Kochsalz
und andern Salzen geschwängert ist.
Sehr aufl'allend ist aber auch die geognostische Beschafl'enheit
des Bodens, in Hinsicht ihres Einflusses auf das
Vorkommen gewisser Pflanzen. Wenngleich es wahr ist,
dafs die Grenzen hier nicht so regelmäfsig in der Natur
gezogen sind, wie wir sie aufstellen müssen, so wird man
doch schwerlich ihren Einflufs verkennen können, wenn
man die Erscheinung in ihrer Allgemeinheit aufl'afst. Die
wiclitigsten Gruppen, welche sich, in Hinsicht des Einflusses
der geognostischen Beschafl'enhqit des Bodens auf den
Standort der Pflanzen, zeigen, sind:
1) Die Sandpflanzen, auch Kieselpflanzen
(plantae arenariae, plantae silicaceae) genannt; sie sind
in allen Gegenden der Erde von eigenthümlichem Cliarakter;
ihre gröfste Zahl möchte zu den Gräsern gehören.
Auf unseren Sandebenen sind vorzüglich Carex arenaria,
Arundo arenaria, Herniaria glabra, mehrere Tussilago-
Arten, Poetentillen, Sedum acre und mehrere andere Pflanzen
zu finden; in fliegendem Sande, wo die Vegetation
nur selten festhält, ist der Elymus arenarius an seinem
passenden Orte und wird auch am zweckmäfsigsten dazu
benutzt, den fliegenden Sand zu befestigen, wenn auch
keine andere Pflanze darin gedeihen will. Man unterscheidet
noch p lantae sabulosae, Pflanzen nämlich, welche
im Flufssande wachsen; Elymus sabulosus, Tussilago--
und Salix-Arten gehören zu, diesen.