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sich bis über 5700 Fiifs hinaus, wo die Lorbeeren besonders
vorherrschen. In dem nördlicheren Chile, als der
subtropisclien Zone angehörig, woselbst die Vegetation ganz
entsprechend ist dieser Region der Myrten - artigen Ge-
^vächse, da treten die Myrten in grofsen Massen auf, und
nehmen die ganze untere Vegetations-Region in Besitz,
Avoselbst sie bis 1900, ja bis 2000 Fufs Höhe in üppigster
Pracht erscheinen.
Auf den Gebirgen der Tropen, sowohl in der alten
Avie in der neuen Welt, herrschen in dieser Region die
Melastomen und die Gattung Liquidambar, Styrax, Eugenia,
die prachtvollen Eichen mit glänzenden Blättern, Ingen
und oftmals noch eine Menge von hochstämmigen Farm,
oder selbst sclion Coniferen. Herr Reinwardt macht
auf die Schönheit in der Form der Rasamala-Waldungen
Java's aufmerksam, welche offenbar dieser Region anzugehören
scheinen; die Bäume dieser Wälder werden wahrsdieinlich
von einer Liquidambar-Art gebildet, welche auch
wirklich Storax liefert. Sein schöner, fester, sehr hoher,
schnurgerader, weifsliclier, weniger als bei den Feigen bewachsener
Stamm, sagt Herr Reinwardt, und eine mehr
regelmäfsige, dichte Krone hellen Laubes bezeichnen die
höhere Waldgegend, die von diesem so schönen Baume den
Cliarakter erhält. Dichtes Baum-dorniges Gebüsch von
vielen Cfilamus-Arten, dann eine grofse Verschiedenheit
von Rubiaceen, deren vorzügliche iKraft, ganz eigenthümliche
Säfte auszuarbeiten, sich oft schon von weitem durch
starke Ausdünstungen äufsert, füllen häufig den untern
Zwisclienraum des aromatischen Gehölzes.
Ueber 3000 Fufs hinaus erscheinen auf dem Gebirge
der Insel Java die Coniferen; der schöne Podocarpus, majestätisch
jsich über alle nebenstehende, schon in kleinerer
Gestalt erscheinenden Waldbäume, erhebend, wächst
neben der ähnlichen Pinns Dammara, auf deren Stämmen
der Nepenthes mit seinen sonderbaren Bechern umher-
') 1. C. pag. 11.
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klettert, und zu deren Fufse prachtvoll bliiliende Rhododendren,
hohe strauchartige Farm, Eugenien, Myrten, Gardenien,
Magnolien und Eichen erscheinen, wobei die Orchideen
beständig in grofsen Massen auftreten.
Wir besitzen eine Schilderung dieser Region der Myrten
artigen Gewächse für die Cordillere von Mexico, welche
Herr Schiede durch Beschreibung seiner Excursionen
um Jalapa gegeben hat. Es liegt diese Stadt in einer Höhe
von 4200 Fufs, demnach in der Region der Myrten- und
Lorbeer-artigen Gewächse, und dennoch, wie man es in
der Beschreibung findet, steigen nicht nur bis in diese Gegend
eine Menge der üppigsten Farm, sondern es herrscht
daselbst eine solche Mannigfaltigkeit und Pracht in der
Vegetation, dafs man darin die Pflanzenwelt der Aequatorial
Zone wiederzusehen glaubt, wenn nicht einzelne Bäume
erschienen, welche dieser Zone gänzlich fremdartig sind. Die
Wälder um Jalapa bestehen aus Liquidambar-Arten, Eichen,
Ingen, Clethren und zartgeiiederten Mimosen, in deren
Schatten baumartige Farrnkräuter mit ihren breiten Kronen
sich erheben, welche 3 — 4 Klafter hohe Stämme haben,
die mit zarten moosartigen Trichomanen bedeckt sind;
zwischen ihnen Gruppen zierlicher Zwergpalmen mit gefiederten
Blättern und schwarzen Fruchttrauben, die an
korällenrotheii Stielen sitzen. Melastomen, Rhexien, Myrtaceen
und Laurinen, von denen rankende Sapindaceen und
windende Banisterien mit purpurrothen und orangefarbigen
Blumen herabhängen, wärend der Boden mit dem frischen
Grün der Moose und Lycopodien, wie der Anemien bedeckt
wird. Die Cultur der Bananen steigt bis hoch in
diese Region hinein, so wie sie auch, beinahe durch die
ganze entsprechende subtropische Zone mit bestem Erfolge
betrieben wird, ja in Europa sogar noch im südlichen Spanien
zu finden ist.
Die peruanische Cordillere innerhalb der tropischen
Zone habe ich selbst in zwei verschiedenen Breiten erstie-
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Linnaea von 1829. pag. 218.
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