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Die Wärme des Sommers ist es wohl hauptsächlich,
welche die verschiedene Höhe der Scluieegrenze bedingt,
sie ^vird daher in verscliiedenen Jaliren älinliche Differenzen
zeigen, wie es die Wärme der Sommermonate verschiedener
Jahre zeigt; doch werden diese nm so geringer
sein, je mehr wir uns dem Aeqnator näliern, wo die Differenzen
zwischen den Maximis und Minimis der mittleren
monatlichen Wärme-Grade immer geringer werden. Hier
sind wenige Messungen zur Bestimmung der Höhe der
Schneegrenze nöthig, wärend in der temperirten Zone nur
eine grolse Zahl dergleichen Beobachtungen ein sicheres
Resultat geben können.
Auch die Wärme des Bodens hat. man als eine Ursache
angesehen, welche auf das Vorkommen der Pflanzen
Einflufs ausüben könnte. Es ist wohl sicherlich der
Fall, dafs die Oberfläclie der Erde, worin die Pflanzen
Avurzeln, durcli den Einflufs der Atmospliärilien ihre Wärme
erhält, und demnach dieselbe ebenfalls von der Sonnen-
Wärme abliängt. Uel)er die Metlioden die Wärme des
Bodens mittelbar oder unmittelbar zu messen, mufs ich
hier auf die pliysikalischen Schriften verweisen, worin dieser
Gegenstand ausführlich erörtert wird.*)
So wie diejenigen Oerter auf der Oberfläche der Erde,
welche gieiehe mittlere Wärme zeigen, von Herrn Alexander
von Humboldt durch Linien verbunden wurden, welche
er Isothermen nannte, so hat Herr Kupffer aucli die Punkte
gleiclier Bodentemperatur mit einander verbunden, und
diese Linien Isogeothermen genannt, deren Verlauf ähnlich
dem der Isotliermen ist. Ich kann hier diesen Gegenstand
um so kürzer berühren, indem, wie ich glaube
die Verscliiedenlieiten zwisclien den Isotliermen und den
Isogeothermen zu gering sind, um auf die Vertlieilung der
Pflanzen einen bedeutenden Einflufs ausüben zu können.
Es ist eine allgemein bekannte Tliatsache, dafs so-
*) S. ?.. B. Kämtz Lchrbuch der Meteorologie, II, p. 176 u.s.w.
- Gehlcr's Wörterbuch. N. A. III. u. s. M'.
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^vohl die Ent^vickelung der Blätter, wie auch die Blöthenentwickelung
bei ein und denselben Arten von Pflanzen
immer später und später erfolgt, je mehr man sich aus
(hm Avärmeren Gegenden entfernt und nach den kälteren
]iinbegiebt; und ganz eben dasselbe wird beobachtet, wenn
man sicli aus der Ebene auf die Höhe der Gebirge begiebt.
Pflanzen, welclie in der Ebene längst verblüht sind,
und daselbst schon Früchte tragen, werden so oft in entsprechenden
Höhen der Gebirge noch in Blüthe gefunden.
Dergleichen Völker, welche am Fufse der Gebirge wohnen
^ geniefsen die Früchte ihres Landes eine geraumere
Zeit hindurch, als die Völker der Ebene, denn wenn die
Früeilte von den Pflanzen der Ebene schon längst verschwunden
sind, dann beginnen dieselben auf den Gebir
gen von eben denselben Pflanzen zu reifen. Ja in vielen
tropischen Gegenden, welche am Fufse der hohen Gebirge
liegen, geniefst man auf diese Weise die meisten nützlichsten'
Früchte das ganze Jahr hindurch, indem auf den gröfseren
Höhen dieselben immer später und später reifen,
bis in der Ebene schon wieder die zweite Erndte sich
nähert. Eben so verhält es sich auch umgekehrt; alle die
verschienen Perioden des Pflanzenlebens rücken bei einer
und derselben Art vor, je weiter sie in wärmeren Gegenden
auftritt.
Herr de Saint - Hilaire * ) beobachtete, bei dem Antritt
seiner Reise, die Pfirsichbäume zu Brest noch am Iten April
ohne Blätter und ohne Blumen; am 8ten April fand er sie
zu Lissabon in voller Blüthe, am 25sten April hatten sie
auf Madera schon Früchte angesetzt und am 29sten fand
er auf Teneriffa reife Pfirsiche.
Aehnliche Beispiele liefsen sich noch mehrere aufführen,
wie sie z. B. Schübler**) in einer besonderen Abhandlung
zusammengestellt hat. Das Maiblümchen (Con-
*) Plantes remarquables du Brésil.
Untersuchungen über die Zeit der BlÜthcnentwickelung mehrerer
Pflanzen der Flora Deutschlands und benachbarten Länder. —
Flora von 1830 pag. 353-368.