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ich auch, dafs diese Pflanzen keineswegs aus Saamen entstanden
sind, welche in die Substanz der Wurzel einer
anderen Pflanze liineingewurzelt sind, sondern dafs sie
als ein krankhaftes Produkt zu betrachten sind, welches
aus dem Innern der Wurzel der Mutterpflanze hervorwächst.
Die Untersuchung dieses Gegenstandes habe ich
bei der prachtvollen Gattung Brugmansia und bei einer
Balanophor unternommen, welche Herr Blume von Java
mitgebracht hat Alles, was von einigen Seiten her
bis jetzt dagegen gesagt ist, mufs ich als ganz unpassend
betrachten, und dabei bei meinem früheren Ausspruche
bleiben.
Die wahren Parasiten entbehren der grünen Farbe;
sie sind meistens mehr oder weniger braun gefärbt, doch
zuweilen auch von ausgezeichnet hellen Farben. Auch die
Hautdrüsen fehlen diesen parasitischen Pflanzen. Ganz
entschieden gehören hieher die Pflanzen der beiden, nur
in den Tropen und den subtropischen Zonen vorkommenden
Familien, nämlich der Rhizantheen von Blume und
S. Meyen Ueber das Herauswachsen parasitischer Gewächse
aus den "VS^urzeln anderer Pflanzen. Flora 1829. Nro. 4.
Herr Link wollte das Unrichtige der obigen Behauptung damit
widerlegen, dafs man den Ucbergang der gefärbten Säfte durch
die Spiralröhren, aus einem abgeschnittenen Aste in das darauf sitzende
VIscum beobachten könnte; indessen Viscum gehöi't ganz und
gar nicht zu eben derselben Gruppe von parasitischen Pflanzen, von
welchen ich gesprochen habe, und bei Yiscum lafst sich auch die
Insertion sehr wohl erkennen .und verfolgen. , Heir De Candolle
fertigt meine Ansicht, welche iinwlderleglich auf den Bau der Brugmansia
begründet ist, damit ab, dafs er dieselbe eine bizarre Idee
nennt; hätte Indessen dieser gelehrte Botaniker, bei seiner grofsen
Einsicht, die Behauptung zu widerlegen gesucht, so würde der Wissenschaft
dadurch mehr Nutzen erwachsen sein. Mit den Orobanchen
mufs man diesen Gegenstand nicht zu widerlegen versuchen,
indem ich selbst über diese einige Zweifel erhoben habe, am wenigsten
aber mit Vauchers Beobachtungen über diesen Gegenstand,
indem diese alle die Genauigkeit entbehren, welche dabei nöthig ist.
Die Rafflesla, die Brugmansia und die Balanophoren nehme man
zur Widerlegung oder z.ur Bestätigung meiner Ansicht
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der Balanophoren von Richard. Es sind die merkwürdigsten
und seltensten Pflanzen, welche in diese Familien
gehören; die Rafflesia aus Ostindien ist unter dem Namen
der Riesenblume bekannt und berühmt geworden.
Sie gleicht einem riesenhaften Pilze von 3 bis 4 Fufs
Durchmesser und ähnelt durch ihre Form der Blume eines
Phanerogamen, welche, eben aus der Erde kommend,
unmittelbar auf der Wurzel einer fremden Pflanze befestigt
ist.
Wir besitzen in unsern nordischen Gegenden ebenfalls
3 Gattungen von parasitischen Pflanzen, nämlich Lathraea,
Orobanche und Monotropa, welche auf den Wurzeln
anderer Pflanzen festsitzen, z. B. Lathraea squamaria
auf der Wurzel der Buche. Es scheint jedoch, nämlich
einige Versuche wollen es darthuen, dafs einige dieser
Pflanzen, z. B. die Orobanchen, auch aus Saamen gezogen
werden können. Ich kann diesen Beobachtungen des
Herrn Vaucher keinesweges meinen Beifall geben, und
glaube bis zum heutigen Tage noch nicht daran. In Indien
sind die Gattungen Aeginetia und Phelypaea die Stellvertreter
unserer Orobanchen und Lathraeen.
Nach Beobachtungen der letzteren Zeit sollen, auch
bei verschiedenen anderen Pflanzen, auf der Rinde des
Stengels oder des Stammes wahre Parasiten vorkommen,
wie z. B. die Gattungen Apodanthes Poit. und Pilostyles
GuilL, indessen diese Gattungen erscheinen noch sehr
zweifelhaft, und scheinen nur verkrüppelte, oft. auch regularisirte
Bliithen eben derselben Pflanze zu sein, auf
welcher sie gefunden werden.
2) P a r a s i t e n (plantae parasi t icae) oder Schmar
o t z e r - Gewä chs e. Sie wachsen auf der Rinde anderer
Gewächse, meistens in der Krone der Bäume, indem
ihre Saamen die Wiirzelchen in die Rindensubstanz hineintreiben
und zwar so tief, dafs sie sich mit der Holzsubstanz
der Mutterpflanze innig verbinden und die Nahrungsflüssigkeiten
aus derselben aufsaugen. Die vorhin
schon erwähnten Gattungen, Viscum und Loranthus, ge-
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