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Natur eine Physiognomie von Bedeutung zu geben im
Stande ist, fehlt der Polar-Zone, so wie auch alle Cultur
der Nahrungspflanzen daselbt unmöglich ist; um aber eine
Anschauung von der Vegetation dieser Länder nach den
gegenwärtig vorhandenen Mitteln zu geben, bleibt nichts
übrig, als die hauptsächlichsten der Pflanzen aus einzelnen
Gegenden dieser Zone aufzuführen. Nach den Pflanzen-
Verzeichnissen in den Werken von Phipps und W. Scoresby
sind auf Spitzbergen folgende Phanerogamen
beobachtet worden, als: Phippsia algida, Juncus campestris,
Tillaea aquatica, Cochlearia danica und C. groenlandica,
Cardamine bellidifolia, Draba alpina^ Dryas octopetala L.,
Salix polaris und S. herbacea L., Pedicularis hirsuta, Papaver
nudicaule L., Cerastium alpinum, Andromeda tetragona.
Saxífraga oppositifolia, S. cernua, S. nivalis, S. rivularis
und S. caespitosa. Die Zahl der Cryptogamen ist
hiezu verhältnifsmäfsig, bis auf die 19 Arten von Flechten,
welche durch ihre Arten-Zahl, und wahrscheinlich auch
durch ihre Masse in der Flora von Spitzbergen vorherrschen
werden. Auf der Melville's-Insel treten zu den genannten
Pflanzen noch eine Menge von Ranunculaceen,
Compositae und Gramineen hinzu, von denen die meisten
Arten auch in der arktischen Zone und zwar als alpine
Formen daselbst auftreten. Eriophorum capitatum, E. angustifolium,
Alopecurus alpinus, Phippsia algida sind auf
der Melville's-Insel und in der arktischen und subarktischen
Zone zu finden.
Zu wünsclien wäre es, dafs die Vegetation desjenigen
Theiles von Sibirien und von Nova Zemlia bekannt würde,
welcher über die arktische Zone hinaus und in die Polar-
Zone hineinragt. Die Vegetation dieser Gegend, welche
meistens mit dem festen L&nde in Zusammenhang steht,
oder sogar Fortsetzung desselben ist, würde zur Vergleichung
mit der Insel-Flora von Spitzbergen, Melville's - Insel
u. s. w. von besonderem Interesse sein.
A Voyage towards the Northpole. Lond. 1774. 4. p. 200—204.
AnAccountofthe Arctic Regions, etc. Edinb. 1820. 8. p. 75.76.
h) Eintheüung der Pflanzendecke nach den Reg
i o n e n ihrer aufsteigenden Verbreitung.
Eben so wie im vorhergehenden Abschnitte die horizontale
Verbreitung der Pflanzenmasse nach verschiedenen
Zonen dai gestellt wurde, werden wir jetzt die senkrechte,
oder aufsteigende Verbreitung nach den verschiedenen Regionen
der Gebirge auseinandersetzen.
Steigt man aus der Ebene auf die Höhe der Gebirge,
so kann man mit Leichtigkeit in den verschiedenen Regionen
derselben ähnliche Pflanzenformen wiederfinden,
als diejenigen, welche den verschiedenen Zonen, von der
Breite des Gebirges an, bis zu den Polen hin, eigenthümlich
sind. Ein Gebirge der subarktischen Zone z. B.,
welches bis über die ewige Schneegrenze hinaus liegt,
kann natürlich nur die Vegetation derjenigen Zonen zeigen,
welche sich, von der subtropischen Zone an, bis zu
den Polargegenden hin, aneinander reihen; so wie das
nördliche Norwegen und Schweden, wie die Lofi"oden, die
über den Polar - Kreis hinaus liegen,'^-nur zwei verschiedene
Regionen aufzuweisen haben.
Herr Alexander von Humboldt theilte schon, in seinen
späteren Schriften über die Pflanzengeographi«, die
Oberfläche der tropischen Gebirge in drei Regionen ein,
nämlich in die heifse, die t empe r i r t e und in die kal t e
Region, ganz entsprechend der allgemeinen Eintheilung
der Erdoberfläche, und deutete hiebei zugleich auf die
hauptsächlichsten Unterregionen an, welche dieser oder jener
Region zukommen. In diesen Unterregionen finden
sich nun fast alle diejenigen Abtheilungen angedeutet, welche
ich hier, entsprechend den 8 Zonen der Erdoberfläche,
einzeln durchgehen will, und ich bin überzeugt, dafs sich
diese Eintheilung in Regionen für die Gebirge aller Zonen
anwenden läfst. Auch glaube ich wohl, dafs es sehr
nöthig ist, bei pflanzengeographischen Beschreibungen verschiedener
Gebirge und Gegenden, von einem und demselben
Principe auszugehen, daher auf dem einen Gebirge nicht
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