
I.
••f
• f
360
an den Rändern der stehenden Gewässer, so wie auf
sehr feuchten Wiesen, wäld; bei uns um Berlin, wo diese
Pflanze einzeln wächst, erkennt Niemand in ihr den wohlschmeckenden
Saamen, welchen sie in ihrer Rispe trägt;
weiter östlich aber, in Ost-Preufsen, in Masuren und ni
den Weiclisel-Niederungen, da wächst sie oft in so groisen
Massen, dafs man ihre Saamen mit grofsem Vortheil
emerndtet, olnie die Pflanze vorher gesäet zu haben. Dieses
Gras giebt bekanntlich die feine Schwaden-Grütze,
aus ^velcher noch mehrere andere feine Grützen gemacht
^Verden. Wo also Gräser mit einem nahrliaften Saamen
m grofsen Massen wild wuchsen, da mufste es dem Menschen
sehr b^^ld einfallen, dergleichen natürliche Saatfelder
nachzualimen, und sie nach denjenigen Plätzen hin zu
verpflanzen, welclie ihm am bequemsten schienen, theils
nm sicJi daselbst gegen die Witterung, theils um sich gegen
Feinde zu scliützen. Somit waren feste Wohnsitze
und Ackerbau erfunden.
Alle Völkerschaften, .velche einen Grad von Bildung
erlangt haben, Iiaben stets den Ackerbau hochgeschätzt
nnd ihn als die Grundlage allen Wohlstandes angesehen'
daher sie auch den Erfinder oder den Ueberbringer desselben
für heilig hielten und in-ihm eine Gottheit erkannten.
In dem grofsen cliinesisclien Reiche ist noch jähriich
em Festtag, an n-elcliem der Kaiser von China in
seinem Garten, am nördliclien Thore von Peking, den
Acker-Pflug mit eigener Hand führt, wärend in allen Provmzen
seines Reiches die hohen Beamten, an des Kaisers
Stelle dieselbe Ceremonie ausüben, um damit zu zeigen
in ^velcliem Grade der Ackerbau hochgeschätzt werden soll'
_ Betrachten ^vir noch schliefslich die Cerealien in Hinsicht
ihres Ertrages, um zu sehen, welche Ton ihnen bei
der .venigsten Aufopferung, die gröfste Erndte geben, so
ergiebt sich aus den vorigen Mittheilungen, dafs derMavs
obenan steht, dafs dann der Reis und darauf erst die übrigen
Getreide-Arten kommen.
361
Die Quinoa (Chenopodiiim Qiiinoa W.).
An die Cultur der Getreide-Arten schliefst sich die
einiger anderer Pflanzen, welche ich hier als Anhang aufführe,
indem dieselben ganz in der Art angebauet werden,
wie es bei den wirldichen Getreide-Arten der Fall ist.
Die Quinoa ist zwar eine ^Getreide-Pflanze von ziemlich
bescliränktem Vorkommen, indessen für diejenigen
Gegenden, wo dieselbe angebauet wird, ist sie neben den
Kartoffeln das gröfste Geschenk, welches die Natur den
Menschen gemacht hat. Ueberall auf den Hochebenen des
südlichen Peru, über die Höhen hinaus, wo der Roggen
und die Gerste noch reifen, da wird das Chenopodium
Quinoa W. der Gegenstand des Ackerbaues im Grofsen,
und auf dein Plateau von Clmquito, gegen 13000 Fufs
hoch, findet man die unabsehbarsten Felder, Avelche ganz
mit dieser Pflanze bedeckt sind, der Landschaft aber keineswegs
den schönen Anblick gewähren, welchen bei uns
die grünenden Saaten darbieten. Auf gutem Boden erhält
die Pflanze eine Höhe von 3 bis 4 Fufs und trägt
eine aufserordeutlich grofse Menge von Saamen, welche
leider, lange Zeit hindurch, einer unendlichen Schaar von
sperlingsartigen Vögeln zur Nahrung dienen, indem die
Pflanze das Uebele hat, dafs die Saamen nicht alle ganz
zur gleichen Zeit zur Reife kommen.
Die Blätter der Quinoa werden sehr gewöhnlich gegessen
als Kohl, und geben eine Nahrung, welche derjenigen
unseres Chenopodium viride sehr ähnlich ist, das
bekanntlich von den ärmeren Menschen unseres Vaterlandes
als Spinat gegessen wird, und so, wie auch diese
Pflanze selii- häufig eine Abart mit ganz rothgefärbten
Blättern zeigt, ebenso findet man es auch an der Quinoa
nicht selten.
Die Quinoa wird auch heutigen Tages im südlichen
Chile angebauet, aber sicherlich ist sie früher, vor der
Bekanntschaft mit unseren Gräsern, ein viel allgemeineres
Nahrungsmittel gewesen, und zwar nicht nur ''n Clu'le,
• i • ' '.
» p • '
1!