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zon entführen können^ als auch die Strömungen in den
grofsen Weltmeeren. Es sind mehrere sehr interessante
Beohachtungen bekannt, wie echte Alpenpflanzen, durch
Gebirgs-Ströme, aus der Höhe nach der Ebene geführt
worden sind, woselbst sie jetzt ganz gut gedeihen. Herr
Link hat danuif aufmerksam gemacht, wie die Circaea alpina
L. von der Höhe des Harzes hercibgefiihrt ist und jetzt
in der Ebene wächst, fast rund herum um den Harz.
E])enso hat Herr Link^) erkannt, dafs die Linaria alpina,
das Rhododendron ferrugineum, Alnus viridis u. s. w. von
den hohen Gipfeln der Alpen herab in die Thäler kommen,
wo sie den Strömen deutlich folgen. Die Ströme des Harzes
haben auf diese Weise auch die Arabis Halleri in die
Ebenen von Hildesheim geführt, wo sich diese Pflanze noch
inuner nicht weit von dem Flusse entfernt. Herr v. Chamisso
fand auf seiner Reise, in den Küsten-Gegenden von
Chile, verschiedene ausgezeichnete Alpen-Formen der Gattungen
Calceolaria und Calandrinia, welche ich später in
den gröfsten Höhen der chilenischen Cordillère, stets ganz
in der Nähe der ewigen Schneegrenze gefunden habe, von
wo sie wahrscheinlich durch Gebirgs - Ströme nach der
Küste geführt worden waren.
Wenn nun schon durch Ströme und Flüsse auf dem
festen Lande die Verbreitung der Gewächse, oft auf weite
Strecken hin, befördert wird, so kann dieses durch die
Strömungen, welche in den grofsen Meeren herrschen,
noch um Vieles erweitert werden, denn diese sind oftmals
so ausgedehnt, dafs durch sie entfernte Welttheile in Verbindung
gesetzt werden. Es ist hier nicht der Ort, die
verschiedenen Strömungen in den Weltmeeren und deren
Ursachen auseinanderzusetzen, aber, der hohen Wichtigkeit
wegen, welche man beständig diesen Erscheinungen zuschreibt,
ist es nöthig, dafs ich hier, wenigstens in gröfster
Kürze, ein kleines Bild davon entwerfe.
Wir gehen von dem Resultate der Beobachtungen aus,
dafs alle Strömungen im Meere durch herrschende, oder
durch wechselnde Winde veranlaist werden; im ersteren
Falle, wo nämlicli die Winde das ganze Jahr hindurch in
einer und derselben Richtung welien, da ist auch die Strömung
das ganze Jahr hindurch eine und dieselbe, nämlich
immer mit dem Winde gehend; in solchen Fällen aber,
wo halbjälu'liche Winde ¿ibwechseln, da wechselt auch die
Strömung, in der einen Hälfte des Jalu^es geht sie mit dem
einen Winde, wärend sie in der andern Hälfte des Jahres
mit dem entgegengesetzten Winde geht.
Wenn wir hier die Strömungen des Weltmeeres als
ursäcldiche Momente für die Verbreitung der Pflanzen betrachten,
so kann natürlich nur von den grofsen, herrschenden
Strömungen xlie Rede sein, welche entfernt gelegene
Länder und Inseln mit einander verbinden; dergleichen
kleine Strömungen, wie sie überall, in Folge von starken
Windstöfsen auftreten und nach kurzer Zeit wieder verschwinden,
können wir hier ganz unbeachtet lassen.
Da nun aber, Avie icli es sclion vorher gesagt habe,
alle Strömungen unmittelbar von den Winden verursacht
werden, so ist es nöthig, zuerst eine kurze Uebersicht der
lierrsclienden Winde voranzuschicken.
Diejenigen Winde, welche auf den Meeren das ganze
Jahr hindurch aus einer und derselben Richtung wehen, sind
unter dem Namen der Passatwinde bekannt. Auf der nördlichen
Hemisphäre der Erde weht der Passatwind aus Nord-
Ost und auf der südlichen Hemisphäre von Süd-Ost, gerade
Die Urwelt, 1. pag, 263.
Die Bezeichnung der Strömmigen Im Meere und die der Winde
Ist von einander verschieden; den W^Ind bezeichnet man nämlich mit
dem Namen der Himmelsgegend, aus v^elcher derselbe weht, z. B.
kommt er von Norden, so nennt man Ihn Nordwind, tommt er von
Osten, so nennt man ihn Ostv\nnd. Anders verliält es sich mit der
Benennung der Strömungen; diese bezeichnet man nämlich mit derjenigen
Himmelsgegend, wohin dieselbe gerichtet ist. Z. B. eine
Strömung, welche von Nord-Ost kommt, wird eine süd - westliche
Strömung genannt, und eine andere, welche das W^asser von YVesten
herführt, wird eine östliche Strömiing genannt werden; demnach wird
die Strömung stets entgegengesetzt der Richtung des Wi n d e s benannt.