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/on sind gerade nicht für diesen ZAveck gemaclit. Icli
hal)e im siidliclion Peru die Miilienausdehnving des Vorkoniuiens
des cultivirten Mays l)is 2000 Toisen verfolgt^
ja er wird daselbst, z. B. auf der berühmten Insel Titicaca
im grofsen Alpensee gleichen Namens, noch auf einer
Höhe von 12700 Fnfs über dem Meere cultivirt; ein Fall,
welchen fiuropa mit keiner Pfhinze aufweisen kann. Unsere
Luzerne wird in jenem Lande in den glühenden Küstengegenden
cultivirt und geht liinauf bis gegen 11000
Fufs Höhe; auf dem Plateau von Cluiquito, 12700 Fnfs
hoch, habe ich diese äufserst wichtige Cultur-Pflanze für
jene Länder nicht inehr gesehen. Gerste und Hafer reifen
nooJi daselbst, aber Roggen wird nur zum Grünfatter gebauet.
Mit Recht hat schon H, Scliouw darauf aufmerksam
gemacht, dafs dergleichen Pflanzen, welche einen ausgedelniten
Verbreitungs-Bezirk haben, auch eine besonders
ausgedehnte Höhen-Zone zeigen. Der Mays und die Medicago
sativa, die ich früher als Beispiele von besonderer
Höhen-Ausdehnung in ihrer Verbreitung aufführte, zeigen
auch in ihrer horizontalen Verbreitung einen besonders
grofsen Lmfang. In Europa ist es die gesellige Erica
vulgaris, w^elche eine bedeutende horizontale Verbreitung
zeigt, und sie steigt auch, auf den Gebirgen im südlichen
Europa, aus der Ebene bis über 9000 Fufs hoch.
Man könnte die Verbreitung einer jeden Pflanze, sowohl
die natürliche als die künstliche, auf eine besondere
Welt-Karte auftragen, indem man alle Punkte ihres Vorkommens
mit einer und derselben Farbe bedeckte, wodurch
man, gleicli auf einem Blicke, eine belehrende Uebersicht
erhalten könnte. Dergleichen bildliche Darstellungen können
eben sowohl über die Verbreitungen der einzelnen
Gattungen, so wie über die Verbreitung der B'amilien ausgeführt
werden, und Herr Schouw hat in dem Atlasse, zu
seinem bekannten Werke über die Pflanzengeographie dergleichen
Tafeln geliefert. Die Verbreitung der Buche
(Fagus sylvatica) hat Herr Schouw als ein Muster für
die Darstellung der Verbreitung einer wildwachsenden
Pflanze gegeben, wärend er den Weinstock als eine culti-
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virte Pflanze aufgezei(;hnet hat. Bei dergleichen Darstellungen
über die Verbreitung einzelner Gattungen und Familien
kann man auch durch scliwächere und stärkere Tünchung
einer und derselben Farbe, die mehr oder weniger
grofse Artenzald einer Gattung oder Familie andeuten, wie
dieses z. B. sehr gut (hu'ch Herrn von Martius bei der
Tafel über die Verbreitung der Amarantaceen ausgeführt
worden ist.
Die Pflanzengeographie an und für sich, als eine Wissenschaft,
wäre allerdings schon dem Gelehrten und jedem
Manne von Bildung von hohem Interesse, indessen ihre
Anwendung auf das praktische Leben giebt derselben noch
einen weit höheren Werth. Sobald erst eine gehörige
Menge von meteorologischen Beobaclitiingen an den verschiedensten
Punkten der Erdoberfläche gcjnacht sein werden,
so dafs die Keimtnifs der Isothermen, der Isotheren
und der Isochin:ienen genau, in ihrem ganzen Laufe, bekannt
sein Avird, werden wir, sclion im Voraus, ganz genau
bestimmen können, ob irgend eine Pflanze, von ihrem
natürlichen Standorte nach einem gewissen anderen verpflanzt
werden kann, oder ob diese Mühe unbelohnt bleiben
wird; ein Gegenstand, welcher ofl'enbar von grofser
Wichtigkeit ist. Ganz besonders fehlt es noch an der
Kenntnife der mittleren Temperaturen in grofsen, Höhen
ausgedehnter Gebirge, um auch liier bestimmen zu können,
welche Pflanzen jenen Gegenden aufgedrungen werden
könnten. Von welcher Bedeutung dieses ist, läfst
sich leicht einselien, und ich will hier nur einen Fall anführen.
Das grofsC' Land auf der Ebene von Chuquito,
rund um den Alpensee von Titicaca, ist reich bevölkert,
und prachtvolle Städte in grofser Zahl, haben sich in jener
gewaltigen Höhe gebildet. Aber Holz fehlt jenem
Lande, wo ein ewiger Frühling herrscht, wo Fruchtbarkeit
der Erde und grofser Reichthum an edelen Metallen
die Menschen beglücken könnten. Noch fehlen zwar alle
mittleren Temperaturen aus jenen Gegenden in 12700
Nova Acta Acad. Caes. Lcop. Carol. Nat. Cur. Vol. XIII. P. I.
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