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höchst melancholisches Ansehen erhält. Ganz eben so
überzieht die Cenomyce rangiferina (Liehen rangiferinus L.)
die trockenen Gegenden unseres Nordens. Unter den
Wasser-Pflanzen sind: Charen, Acorus Calamus, Scirpus
hicustris, Arundo Phragniites u. A. m. zu nennen, Avelche
in einem solchen Grade gesellig waclisen, dafs sie allein
im Stande sind, unseren Gegenden einen eigenthiindichen
Charakter zu geben. Man denke sich unsere Landseen,
deren Ufer mit einem breiten Walde von Rohr (Arundo
Phragmites L.) oder einem blattlosen von Binsen eingefafst
sind, in welchem Tausende von Vögeln sitzen, welche
darin ihren Morgen- und Abend-Gesang halten und ihre
Jungen erziehen; man denke sich die gesellige^ Weide daneben,
zwischen welcher die prachtvollen Blumen unserer
Epilobien hervorragen und die Nachtigall darin, welche
die Bewohner der Ufer jenes See's so angenehm erfreuet,
und man wird dieses gesellige Wachsen der Pflanzen für
den Charakter der Naturschönheit von gFÖfster Wichtigkeit
halten. Wie ganz anders würde die Einfassung eines
solchen See's erscheinen, wären jene geselligen Pflanzen
nicht vorhanden.
Indessen so angenehm im vorhergehenden Falle das
gesellige Wachsen der Pflanzen auf die Physiognomie der
Natur einwirkte, eben so unangenehm, so niederschlagend
wirkte es in anderen Fällen durch zu grofse Einförmigr
keit, welche es der Natur durch eine zu grofse Masse
von gleich geformten Individuen aufdringt. Wer kennt
nicht unser Heidekraut, welches in dieser Hinsicht so
schrecklich verschrieen ist? Grofse Landes-Flächen sind
oftmals ganz und gar damit bedeckt; wir führen als Beispiel
die Lüneburger Heide an, welche sich, nur im verkleinerten
Maafsstabe, noch oftmals in der Ebene des nördlichen
Theiles der temperirten Zone der alten Welt wiederholt.
Das Heidekraut ist aber auch die geselligste
Pflanze, und würden alle übrigen Pflanzen in gleichem Grade
Ii.
EpUobJum palustre und E. angustifolmra vorzüglicli.
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einen so grofsen Theil der Erde bedecken, so könnten
auf derselben schwerlich mehr denn 5000 Arten Platz haben.
Wir haben in neuester Zeit eine sehr interessante Arbeit
über den geselligen Pflanzenwuchs von Herrn E. Meyer
erhalten, worin derselbe die Verbreitung des Heidekrautes
mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt. Dem Heidekraut
zunächst möchten unsere Kiefer-Arten die geselligsten
Pflanzen sein, und es ist wohl noch nicht so ganz entschieden,
ob unsere Fichte (Pinns sylvestris) in früheren
Zeiten, als die Cnltur des Bodens der Verbreitung dieser
Pflanze noch niclit entgegenstand, nicht wenigstens einen
eben so grofsen Flächen-Inhalt eingenommen hat, als gegenwärtig
das Heidekraut; fast möclite ich glauben, dafs
derselbe noch gröfser gewesen ist. Ich nenne noch einige
der geselligsten Pflanzen unserer Zone, als: Polygonum
aviculare, welches so liäufig grofse ausgedehnte Rasen
bildet; die Poa annua, Vaccinium Myrtillus, Juncus
bufonius, Myriophyllum spicatum, die Charen u. s. w.,
ganz abgesehen von den grofsen Wäldern unserer Gegenden,
worin die Buche, die Eiclie, die Else (Alnus glutinosa),
die Birke (Betula alba) u. v, A. oft meilenweit gesellig
neben einander stehen. Herr v. Humboldt hat vorzüglich
darauf aufmerksam gemaclit, dafs das Phänomen
des geselligen Pflanzen-Wuchses hauptsäclilich der gemäfsigten
Zone angehört und dafs die Tropenländer weniger
reich an geselligen Pflanzen sind. Ja schon in dem
nördlichen und dem südlichen Theile der temperirten Zone
sind hierin grofse Versclnedenheiten zu bemerken, und sehr
treffend sagt Herr Meyer (1. c.), dafs Italien, obgleich
ebenso reich an Grasarten, dennoch keine Wiesen wie
Deutschland besitze, und dafs Italien, obgleicli es eine weit
gröfsere Anzahl von Waldbäumen besitze wie Deutschland,
dennoch nicht so ausgedehnte Wälder habe, wie sie
ISfaturwIssenstrhaftliche Vorträge, gehalten in der physikall-
5chcn ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg. 1834 pag. 160—184.
S. dessen Ideen zu einer Geographie der Pflanxen. pag. 8.